Neue Studie: Digitale Medien im Volksschulalter

Risiken, Herausforderungen und Potential: Eine neue Saferinternet.at-Studie thematisiert, wie Kinder im Volksschulalter mit digitalen Medien umgehen.

Studien
Maximilian Schubert (ISPA), Barbara Buchegger (Saferinternet.at) und Bernhard Jungwirth (Saferinternet.at, ÖIAT) präsentierten die Ergebnisse der Studie "Digitale Medien im Volksschulalter".

Passend zum bevorstehenden Safer Internet Day am 6. Februar 2018 präsentierte Saferinternet.at die Ergebnisse einer neuen Studie zum Thema "Digitale Medien im Volksschulalter - Perspektiven von Kindern und ihren Eltern". In dieser qualitativen Studie wurden 12 Kinder im Alter von 6 bis 9 Jahren und deren Eltern zum Umgang mit digitalen Medien befragt. Die Studie wurde vom Institut für Soziologie der Universität Wien durchgeführt und um die Praxiserfahrungen aus hunderten Saferinternet.at-Volksschul-Workshops der letzten Jahre ergänzt.

Steigende Tendenz zu eigenem Handy im Volksschul-Alter

Generell sei innerhalb der letzten Zeit ein massiver Zuwachs von Safer Internet-Themen bereits im Volksschul-Alter zu verzeichnen, erklärte Bernhard Jungwirth, Saferinternet.at-Koordinator und Geschäftsführer des Österreichischen Instituts für angewandte Telekommunikation. Dies läge vor allem daran, dass immer mehr Kinder im Volksschulalter bereits über eigene Geräte verfügen. Doch selbst wenn sie keine eigenen Geräte haben, werden oft die Geräte der Eltern oder jene von Freunden genutzt. Auch aus zahlreichen Saferinternet.at-Workshops wisse man, dass gegen Ende der Volksschule bereits eine deutliche Mehrheit der Kinder ein Smartphone besitze, so Jungwirth: "Das hat zur Folge, dass Kinder zunehmend früher mit Online-Risiken konfrontiert sind."

Youtube und Spiele sind besonders beliebt

Ein zentrales Ergebnis der Studie zeigt, dass viele Eltern im Umgang mit digitalen Medien in der Familie verunsichert sind, sich Sorgen machen und oft überfordert sind. Da die heutige, digitale Medienwelt außerdem sehr schnelllebig und vielfältig ist, können Eltern dabei meist kaum auf Erfahrungen aus ihrer eigenen Kindheit zurückgreifen.
Doch was tun Kinder im Volksschulalter denn eigentlich im Internet? "Ganz wichtig ist das Spielen und das Youtube-Schauen. Das sind zwei Bereiche, die den Kindern sehr wichtig sind und wo viel Zeit rein investiert wird", erklärt Barbara Buchegger, pädagogische Leiterin von Saferinternet.at. Zudem werde in WhatsApp mit Freunden kommuniziert und auch Fotos spielen im Leben der Kinder schon früh eine wichtige Rolle.

Nutzungskompetenz vs. Einschätzen von Inhalten

"Was die Eltern aber auch Lehrende oft erstaunt ist, was die Kinder schon alles können, also wie fit die digital eigentlich sind", so Barbara Buchegger. Punktuell haben Kinder bereits im Volksschulalter eine sehr hohe Nutzungskompetenz. "Die gilt es auch zu nutzen - nicht nur passiv, sondern auch produktiv!", rät Bernhard Jungwirth. Viele haben zudem bereits ein Bewusstsein für Handy-Nutzungskosten und können gut einschätzen, was beim Veröffentlichen von Bildern ok ist und was nicht, so Buchegger.

Anders verhielte es sich jedoch beim Einschätzen von Inhalten: Produktplatzierungen auf Youtube oder In-App-Käufe in Spielen zu erkennen, falle vielen Volksschulkindern sehr schwer. Auch die richtige Einschätzung bedrohlicher WhatsApp-Kettenbriefe sei für Kinder dieses Alters oft schwierig. Auf derartige nicht-altersadäquate oder gar verstörende Inhalte reagieren Kinder zumeist mit Verdrängungsstrategien, sprechen jedoch nicht darüber. Hier sei es wichtig, dass Bezugspersonen auf sie zugehen und derartige Themen von selbst ansprechen. Lernbedarf hätten Kinder im Volksschulalter außerdem darin zu erkennen, wann die Nutzung digitaler Medien zu viel wird und selbst entsprechend zu handeln. Auch hier seien die Bezugspersonen gefragt, um diese Grenzen wahrzunehmen und Handlungsalternativen anzubieten, indem man z.B. miteinander raus geht und sich bewegt, etwas isst oder trinkt oder gemeinsam analoge Spiele spielt. "Gerade im Volksschulalter kann hier ein wichtiger Grundstein gelegt werden, um auch späterer exzessiver Nutzung vorzubeugen", rät Barbara Buchegger.

Eltern: Drei verschiedene Zugänge

Ein Patentrezept gibt es in Sachen Medienerziehung keines. Vonseiten der Eltern könne man drei verschiedene Zugänge voneinander unterscheiden, erklärte Maximilian Schubert, Generalsekretär der Internet Service Providers Austria: Während einige Eltern nichts tun, versuchen andere mit Kontrolle, Zeitbeschränkung und Schutzprogrammen auf die Kinder einzuwirken. Da Kinder aber jene Inhalte, die am eigenen Handy durch Schutzprogramme gesperrt sind, oft ohnehin bei Freunden sehen, bestehe hier das Risiko einer falschen Sicherheit. Ein dritter und empfehlenswerter Zugang sei es, gemeinsam an das Thema heranzugehen - indem z.B. gemeinsam Apps ausprobiert und geeignete Programme und Inhalte gesucht werden oder indem gemeinsam über Regeln zur Handy- und Internetnutzung diskutiert wird. "Wenn Regeln aufgesetzt werden, dann bestenfalls gemeinsam - und sie sollten eingehalten werden. Nichts untergräbt mehr, als wenn die Autoritätsperson sich nicht selbst daran hält", so Schubert. Die Vorbildwirkung dürfe man im Zusammenhang mit digitalen Medien keinesfalls unterschätzen. Es gilt, das richtige Maß zwischen Kontrolle und dem Vertrauen in die eigenen Kinder bzw. dem Respekt vor deren Privatsphäre zu finden.

Was kann die Schule tun?

"Auch die Schule muss auf digitale Neuerungen reagieren. Da wünschen wir uns, dass die digitalen Medien auch aktiv in den Unterricht mit einbezogen werden", meinte Maximilian Schubert. Sei es, dass für eine Hausübung eine Recherche im Internet erforderlich ist oder, dass das Smartphone für Berechnungen genutzt wird. Die kompetente und kritische Nutzung von digitalen Medien solle jedenfalls auch im Unterricht thematisiert werden.



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