Wenn Worte meine Waffe wären

Der Mutter ist Sheherazade zu liberal, unter den MitschülerInnen gilt sie als Muslima, die freiwillig Kopftuch trägt. Als She sich in ein Mädchen verliebt, gerät ihr Leben aus dem Fugen.
AutorIn
Kristina Aamand
IllustratorIn
Sune Ehlers
Herausgeber
Seitenzahl
288 Seiten
Alter
ab 13 Jahren
Preis
ca. € 16,50.-

Seit zehn Jahren ist Sheherazade, genannt She, mit ihrer Familie in Dänemark. Sie lebt zusammen mit ihrer Mutter, die, je länger sie in der Fremde ist, immer mehr die Kultur ihres Herkunftslandes bedroht sieht und Zuflucht sucht im Glauben. Sie weiß auch, was aus ihrer Tochter Sheherazade werden soll: Ärztin und Mutter vieler Enkelkinder. Das ist auch der Grund dafür, dass She nicht in die "Ghetto-Schule" ihres Wohnviertels geht, sondern in ein Gymnasium der oberen Mittelschicht.
Shes Vater war Dichter und Journalist, wurde gefoltert und ist traumatisiert, schreibt nichts mehr, will immer nur Berichte über Krieg im TV sehen, rastet regelmäßig aus, und landet schließlich im Krankenhaus. Bei einem der Besuche dort lernt She Thea kennen, ein Mädchen aus ganz anderen und sehr liberalen Verhältnissen. Die beiden freunden sich an - und verlieben sich schließlich.

Im Nachwort schreibt die Autorin dieses ungewöhnliches Buches: "Ich bin mit einer dänischen Mutter und einem palästinensischen Vater aufgewachsen. Mit dem Christentum, und dem Islam. Meine Eltern stritten über Religion, Tradition, Wahrheit und kämpften beide darum, an den jeweiligen charakteristischen Besonderheiten ihrer Kultur festzuhalten. Ich habe früh gelernt, dass Wahrheit subjektiv ist. Und das Wichtigste: Man kann es nie allen recht machen."

Das ist genau die Lage, in der sich She befindet, sie kann es nicht allen recht machen: den MitschülerInnen, die nicht verstehen, dass sie ein Kopftuch tragen will, der Mutter, der Shes viel zu wenig muslimisch ist - und die sie schließlich auch aus der Wohnung schmeißt, als sie sieht, dass ihre Tochter ein anderes Mädchen küsst.

Die Zerrissenheit der Protagonistin drückt sich kongenial in den sich jeweils über mehrere Seiten erstreckenden "Zines" aus, Collagen aus Texten und Bildern, eine Art Tagebuch, das die junge Muslima führt - und am Ende auch öffentlich präsentiert.

Kristina Aamands erzählt in ihrem Debüt klug, offensiv, ungeschminkt und auch mit viel Witz (vor allem in den Dialogen) über ein Coming of Age in einem besonderen Milieu.


Text und Empfehlung : Institut für Jugendliteratur