Neuer Film bei "Kino macht Schule": Maria Montessori

Ein gefühlvolles Drama über die Emanzipation der Ärztin und Bildungsikone Maria Montessori.

Testberichte
Maria Montessori sitzt an einem Lehrerpult in einem Klassenzimmer vor einer Tafel und lächelt, einen Kussmund formend, andere Schüler:innen an. Neben ihr zeigt eine Schülerin auf.

Gut zu wissen

FRA, ITA / 2023 / 100 min
Fassungen: Französisch & Italienisch mit deutschen Untertiteln, Deutsch
FSK: uneingeschränkt
pädagogische Altersempfehlung: ab 14 Jahren
Anknüpfungspunkte für Schulfächer: Deutsch, Geschichte, Religion/Ethik, Kunst und Gestaltung, Digitale Grundbildung

WiBS-Fazit:

"Maria Montessori" eignet sich auf vielfältige Weise für den Einsatz im Unterricht.

Der Film heißt im Original "La Nouvelle Femme", die moderne Frau. Es geht also nicht allein um die Person Maria Montessoris, sondern um die Rolle der Frau in der Gesellschaft um 1900. Die Hauptfiguren stehen für unterschiedliche Lebensentwürfe. Beide sind starke Frauen, die sich in einer Männerwelt behaupten. Anhand des Verhaltens und der Entwicklung der beiden Figuren kann im Unterricht über historische und aktuelle Frauenrollen, Emanzipation und die Entwicklung feministischen Gedankenguts gesprochen werden.

Der Film bietet einen spannenden Einblick in die Anfänge der Montessori-Pädagogik, das "Be-greifen" spielt eine wichtige Rolle. Die Methoden werden im Film  jedoch nur kurz gezeigt. Hier können Recherche-Aufgaben über die Methoden und die Person Maria Montessoris ansetzen. Je nach Alter der Schüler:innen können die Recherchen auch über den im Film gezeigten Zeitraum hinausgehen. Nach Erscheinen des Buches "Der lange Schatten Maria Montessoris" von Sabine Seichter wird derzeit wieder die Zusammenarbeit der Pädagogin mit den italienischen Faschisten diskutiert. Diese komplexe Frage ist für ältere Schüler:innen geeigneter Diskussionsstoff im Geschichtsunterricht.

Im Film sind Menschen mit Behinderung ganz selbstverständlich und in seltener Deutlichkeit zu sehen, Lernprozesse und Erfolgserlebnisse der Kinder werden gezeigt. Dies kann etwa im Ethikunterricht für Gespräche über den Umgang mit Menschen mit Behinderung damals und in der heutigen Zeit genutzt werden. Werden Menschen mit Behinderung auch heute noch vor der Öffentlichkeit versteckt? Wie können kognitiv oder körperlich beeinträchtigte Mitschüler:innen im Klassenverband unterstützt werden? Was bedeutet lernen, warum lernen manche schneller, manche langsamer? Und was ist eigentlich normal?

Schließlich eignet sich der präzise konstruierte Film auch für die Auseinandersetzung mit dem Medium Film an sich, im Kunstunterricht oder im Rahmen der Digitalen Grundbildung. Keine Szene ist überflüssig, jedes Detail wichtig - etwa, dass im Büro Montessoris ein Gemälde der Jungfrau Maria mit dem Jesuskind hängt. Jeder der gezeigten Charaktere macht eine interessante Entwicklung durch und eignet sich gut für die Figurenanalyse. Der Film verzichtet auf Schwarz-Weiß-Malerei, alle Figuren verhalten sich logisch im Rahmen ihrer komplexen Werthaltungen und Bedürfnisse.

Zusammenfassung

Das Drama "Maria Montessori" handelt von einer von Emanzipation geprägten Episode im Leben der Ärztin und Bildungsikone. In dem historischen Film trifft biografische Erzählung auf Fiktion, denn eine wichtige Rolle nimmt auch die französische Amüsierdame Lili, ein fiktiver Charakter, ein.

Italien, um 1900: Maria Montessori leitet gemeinsam mit ihrem Arztkollegen und Beziehungspartner Giuseppe Montesano ein Institut, an dem Lehrer:innen für die Arbeit mit Kindern mit Behinderungen ausgebildet werden. Als moderne Frau in der patriarchalen Gesellschaft muss sie dabei nicht nur viele Hindernisse überwinden, sondern auch immer wieder zusehen, wie ihr Partner die Lorbeeren ihrer Arbeit erntet. Am schwersten wiegt für sie jedoch der Abschied von ihrem unehelichen Sohn Mario, der bei einer Pflegefamilie am italienischen Land lebt.

Als die junge Französin Lili d'Alengy von dem italienischen Institut erfährt, erhofft sie darin die Lösung ihrer Probleme. Die Amüsierdame verkehrt üblicherweise in Begleitung angesehener Herrschaften der Oberschicht, hat jedoch ein wohlbehütetes Geheimnis: ihre Tochter Tina, die eine geistige Behinderung hat. Aus Angst vor einem Skandal wendet sich Lili an Maria Montessoris Institut und bittet darum, ihre Tochter dort unterzubringen.

Während die Kinder im Institut von vielen anderen als hoffnungslose "Idioten" abgetan werden, arbeitet Maria Montessori unermüdlich daran zu beweisen, dass enormes Lernpotential in den Kindern steckt. Dies gelingt ihr mit großem Erfolg, auch in der Arbeit mit der kleinen Tina. Die dadurch entstehenden Begegnungen zwischen den anfangs sehr unterschiedlichen Frauen Maria Montessori und Lili d'Alengy führen schließlich zu einer Freundschaft, die nachhaltige Auswirkungen auf beide Leben hat.

Technische Daten:

Regie: Léa Todorov / Drehbuch: Julie Dupeux-Harlé / Schauspieler:innen: Jasmin Trinca, Leïla Bekhti, Raffaele Esposito



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