Neuer Film bei "Kino macht Schule": Radical - Eine Klasse für sich

Das Feelgood-Drama zeigt, wie viel Einfluss Bildung auch in widrigsten Lebensumständen haben kann.

Testberichte
Foto eines Lehrers, der gestikulierend vor einer Schultafel steht, auf der einige Bruchrechnungen aufgeschrieben sind. Vor ihm sitzen mehrere Schülerinnen und Schüler.
"Radical - Eine Klasse für sich" ist inspiriert von einer wahren Geschichte.

Gut zu wissen

USA / 2023 / 122 min
Fassungen: Spanisch mit deutschen Untertiteln, Deutsch
FSK: ab 12 Jahren
pädagogische Altersempfehlung: ab 14 Jahren
Anknüpfungspunkte für Schulfächer: Spanisch, Ethik, Geografie & Wirtschaftskunde, Geschichte & Politische Bildung, Didaktik

WiBS-Fazit:

"Radical - Eine Klasse für sich" ist ein Film, der sich unter mehreren pädagogischen Blickpunkten für den Einsatz in Schulen der Sekundarstufe 2 eignet. Durch die Verhandlung verschiedener Themen bietet er einen vielschichtigen Einblick in Bildungsungerechtigkeit, die Starrheit des Schulsystems sowie den Konflikt zwischen Bildungsweg und Bandenkriminalität in einer mexikanischen Stadt an der Grenze zu den USA. 

Die harte Realität von Kindern in prekären Lebenssituationen wird in Radical nicht beschönigt. Der Film zeigt auch Formen von Gewaltdarstellungen, um die Realität der Lebensumstände dieser Kinder authentisch zu vermitteln. Lehrpersonen sollten dies mit Hinblick auf ihre jeweilige Klasse und den darin befindlichen Schüler:innen im Blick behalten. Vor allem, wenn Schüler:innen im Klassenverband bereits Fluchterfahrung haben, gilt hier besondere Sensibilität.

Im pädagogischen Einsatz bietet der Film vielfältige Möglichkeiten. Zum einen kann er im Spanischunterricht im Original mit Untertiteln (OmU) geschaut werden, um den Schüler:innen ein authentisches Spracherlebnis zu bieten. Im Ethikunterricht kann über die Bedeutung von Bildung und Bildungsungleichheit diskutiert werden, während im Geografie- oder Geschichtsunterricht Missstände aufgrund von Kapitalismus und Ausbeutung von Menschen und Ressourcen des globalen Südens thematisiert werden können. Sinnbildlich hierfür steht die riesige Müllhalde, auf der Paloma und ihr Vater leben, um sie nach recycelbaren Materialien zu durchsuchen. Hier könnten Rechercheaufgaben über produzierten Müll und wo dieser entsorgt und gelagert wird, im Fokus des Unterrichts stehen. Zudem bietet es sich an, im Geografieunterricht Mexiko im Länderprofil genauer zu analysieren.

Lehrer:innen können aus dem Film wertvolle Anregungen darüber gewinnen, wie Kindern Selbstvertrauen geschenkt und sie ermutigt werden können, zu lernen. Die herausragende schauspielerische Leistung der Kinder sowie die gelungene Mischung aus Humor, Tragik und Hoffnung machen den Film zu einem guten pädagogischen Werkzeug. Das Begleitmaterial bzw. Teile davon eignen sich gut als Anregung zur gemeinsamen Reflexion des Films, auch spanischsprachiges Material steht zur Verfügung.

Insgesamt bietet "Radical - eine Klasse für sich" eine wichtige Reflexionsgrundlage über Bildung, Selbstentfaltung und soziale Gerechtigkeit, die Schüler:innen sowie Lehrkräfte gleichermaßen anspricht und inspirieren kann.

Zusammenfassung

Das Feelgood-Drama "Radical - Eine Klasse für sich" spielt in Mexiko im Jahr 2011. Die José Urbina López-Grundschule in der von Kriminalität und Armut gezeichneten Grenzstadt Matamoros zählt zu den verrufensten Schulen des Landes. Mehr Verwahranstalt als Ort der Bildung, gleicht sie einer Festung, bewacht von schwerbewaffneten Polizist:innen, die die Grundschüler:innen strengen Einlasskontrollen unterziehen. Die Lehrenden, träge und zynisch geworden, haben ihre Schüler:innen bereits abgeschrieben. Zumindest die sechste Klasse aber erwartet mit dem kurzfristig eingesprungenen Ersatzlehrer Sergio Juárez Correa eine Überraschung.

Der quirlige Pädagoge hält nämlich nichts von Noten, Drill, Frontalunterricht und dem offiziellen Curriculum. Er stellt das Klassenzimmer buchstäblich auf den Kopf und reißt die Schüler:innen mit ungewöhnlichen Fragen aus ihrem alten Trott. Mit seinen unkonventionellen Methoden weckt Sergio Schritt für Schritt die Neugier und den Forschergeist der Sechstklässler:innen und bringt ihnen bei, eigenständig zu denken. Dabei wird eindrucksvoll beleuchtet, wie abseits des Frontalunterrichts Lernprozesse initiiert werden können und wie empowernd diese auf Schüler:innen wirken. Der Film stellt dabei auch die Frage, ob Bildung primär auf das Bestehen von Tests abzielen sollte oder darauf, die Fähigkeiten und Potenziale der Schüler:innen zu fördern und sie individuell auf ihrem Bildungsweg zu begleiten. 

Dem aufblühenden Wissensdurst der Schüler:innen steht jedoch ihre harte Lebensrealität in einer von Bandenkriminalität und Armut geprägten Gegend gegenüber. Ein Schüler, der in Bandenkriminalität verwickelt wird, wird ebenso gezeigt, wie eine Schülerin, die auf einem Schrottplatz wohnt oder eine Schülerin, die schon in jungen Jahren die volle Verantwortung für ihre drei jüngeren Geschwister übernimmt. Dennoch haben die Schüler:innen zum ersten Mal in ihrem Leben das Gefühl, klug zu sein und etwas aus sich machen zu können. 

Doch das kreative Aufblühen der Klasse ruft auch Widerstände hervor, sowohl im korrupten Kollegium als auch außerhalb der Schulmauern...

Technische Daten:

Regie: Christopher Zalla / Drehbuch: Christopher Zalla, Joshua Davis / Schauspieler:innen: Eugenio Derbez, Daniel Haddad, Gilberto Barrata, Jennifer Trejo uvm.



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