Medienheld:innen "in echt"? BeReal und TikTok Now

Ungestellt, unbearbeitet - aber unter Zeitdruck: Neue Apps werben mit besonderer Authentizität.

Berichte & Reportagen
Eine Frau ist im Autospiegel zu sehen, als sie sich selbst fotografiert
BeReal, TikTok Now und bald vielleicht auch Candid Challenge von Instagram sollen besonders authentische Einblicke in den Alltag geben.

Die von den beiden Franzosen Alexis Barreyat und Kévin Perreau 2020 gestartete App BeReal erfreut sich seit Monaten höchster Beliebtheit unter vor allem jungen Nutzer:innen von Sozialen Medien. Momentan wird sie von rund 15 Millionen Menschen weltweit genutzt - Tendenz steigend. Der Firmenwert wird auf mindestens 600 Millionen US-Dollar geschätzt.

Besonders authentischer Einblick?

Die Grundidee ist dabei äußerst simpel und soll einen möglichst authentischen Einblick in den Alltag der Nutzer:innen geben: Einmal am Tag versendet die Anwendung gleichzeitig an alle seine User:innen die Aufforderung, in den nächsten zwei Minuten ein Bild von sich aufzunehmen. Der Zeitpunkt ist dabei nicht frei wählbar und kann auch nicht (konsequenzenlos) aufgeschoben werden. Bei der Aufnahme des Fotos werden gleichzeitig Front- und Rückkamera ausgelöst, innerhalb von 120 Sekunden können diese dann gepostet werden. Erst wenn selbst ein BeReal-Post erstellt wurde, werden auch die Aufnahmen der eigenen Kontakte sichtbar. Anhand einer Discovery-Funktion können die Fotos zudem auch mit allen User:innen der App geteilt werden.

Um einen besonders authentische Einblick in den Alltag der Nutzer:innen zu garantieren, bietet die Anwendung selbst keine Nachbearbeitungsmöglichkeiten oder Fotofilter an. Die geposteten Inhalte sind 24 Stunden online und werden danach automatisch gelöscht. Kommt man der Aufforderung nach einem Post nicht innerhalb von zwei Minuten nach, wird der eigene Schnappschuss als "late" markiert und die Funktionen für diesen eingeschränkt. Damit soll bis zu einem gewissen Grad verhindert werden, sich für das Foto möglichst gut in Szene zu setzen.

Dieses Modell ist dabei so erfolgreich, dass es mittlerweile auch von größeren Anbietern kopiert wird: TikTok startete vor Kurzem mit TikTok Now eine eigene App, die nach denselben Prinzipien wie BeReal funktioniert, zusätzlich aber auch noch die Aufnahme von kurzen Videos ermöglicht. Zudem experimentiert auch das zum Facebook-Meta-Universum gehörende Instagram laut Berichten mit einem eigenen Ableger, der den Namen "Candid Challenge" tragen soll.

Problematiken im Unterricht behandeln

Im Gegensatz zu anderen Apps in den Sozialen Medien ist für BeReal und seine bereits existierenden oder geplanten Ableger der tägliche Aufwand überschaubar. Druck können allerdings die Push-Nachrichten auslösen, gerade auch bei jüngeren Nutzer:innen. Eine bewusste Auseinandersetzung mit dem eigenen Medienkonsumverhalten - und durchaus auch das Festlegen von Handy- bzw. Internetfreien Zeiten - ist daher in jedem Fall sinnvoll. Anregungen erhalten Sie dazu etwa in unserem Artikel "Digital Detox: 5 Tipps zum Medienkonsum" oder unserer Praxisidee "Mein Medientagebuch" (PS, Sek1, Sek2), in der mit Schüler:innen das eigene Medienkonsumverhalten reflektiert werden kann.

Mit der Praxisidee "Peinliche Fotos" (PS) können Kinder zum Thema Recht am eigenen Bild sensibilisiert und auch darüber reflektiert werden, welche Fotos lieber nicht veröffentlicht werden sollten. Für ältere Schüler:innen bietet hier die Praxisidee "Meine Fotos im Internet" (Sek1, Sek2) nützliche Anregungen. Anhand der Praxisidee Selbstdarstellung in den sozialen Medien (Sek1, Sek2) können schließlich typische Posen erkannt und reflektiert werden. Denn auch wenn vor allem BeReal den Anspruch stellt, einer zu starken Selbstinszenierung entgegenzuwirken, so ist dies etwa bei TikTok Now bereits wieder stärker ausgeprägt. 



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