Gender und die Medien

Übungen, um Geschlechteridentität zu reflektieren und einen offenen Umgang zu fördern.
Sekundarstufe I
Sekundarstufe II
Fremdsprachen
Deutsch

Kompetenzen der Digitalen Grundbildung

  • Kommunikation
  • Orientierung

Kerngebiete

  • Mediengestaltung
  • Digitale Kommunikation und Social Media
  • Aspekte von Medienwandel und Digitalisierung

Ressourcen

  • Papier/Stifte
  • Smartphones
  • Computer

Durchführung

Instagram gab vor kurzem ein eigenes Feld frei, um Personalpronomen im Userprofil angeben zu können. Das gewünschte Pronomen wird direkt neben dem Nutzer*innennamen angeführt und zeigt, mit welchem Pronomen man angesprochen werden möchte. Die Funktion gibt es bisher nur in wenigen Ländern, soll aber nach und nach ausgeweitet werden. Neben den klassischen Pronomen “er” und “sie”, gibt es eine lange Liste an genderneutralen Pronomen, also jene, welche sich nicht in “er” und “sie” klassifizieren lassen. Diese Praxisidee soll dabei helfen, genderneutrale Sprache besser zu verstehen, ihren Beitrag zu einem gerechten Umgang zu erkennen und Offenheit zu fördern. Durch praktische Inputs und kritische Reflexionsfragen sollen Lernende dem Thema näher gebracht werden. Die folgenden Aktivitäten eignen sich vor allem für Schüler*innen ab der 3. Klasse Sekundarstufe. Es ist aber individuell zu betrachten, ob das Thema auch für jüngere Lernende geeignet ist. 

Tipp: Besprechen Sie vorab das Thema der Geschlechtsidentität. Dafür eignet sich das “Gender Unicorn”: eine Abbildung, welche die Unterschiede von Geschlecht, Geschlechtsidentität, Aussehen und sexueller Orientierung aufweist. Auch folgende Praxisidee eignet sich vorab, um Schönheitsideale kritisch zu hinterfragen. 

EINFÜHRUNG I Plenum
Als Einstieg lesen Schüler*innen jenen Artikel, um einen genaueren Einblick zu bekommen, wie die Auswahl an Personalpronomen auf Instagram funktioniert. Vor allem für jüngere Schüler*innen ist es hierbei wichtig, die verschiedenen Pronomen durchzugehen und diese zu erklären. Da die Liste der Personalpronomen sehr lange ist, muss nicht unbedingt jedes Einzelne im Detail betrachtet werden, aber die Lernenden sollen einen Überblick über die verschiedenen Pronomen bekommen. 

Optional: Sehen Sie sich folgendes Video mit Schüler*innen an: Hier wird erklärt, wieso es generell wichtig wäre, Pronomen auf sozialen Medien anzugeben, um das Thema zu normalisieren.

Diskutieren Sie mit Ihren Schüler*innen:
Wieso ist es wichtig, eine große Auswahl an Pronomen zu haben?
Wie kann es die Kommunikation auf sozialen Netzwerken erleichtern, wenn man weiß, wie jemand angesprochen werden möchte?

Auch in der realen Welt passiert es häufig, dass vom Aussehen einer Person auf deren empfundenes Geschlecht geschlossen wird. Im Gegensatz zu Plattformen, wie Instagram, weiß man hier aber nicht sofort welches Personalpronomen bevorzugt wird. Diskutieren Sie diese Diskrepanz zwischen der Verwendung von Pronomen online und in der physischen Umgebung:
Woher weiß man, wie man eine Person ansprechen soll? 
Wieso kann man nie einfach annehmen, wie eine Person angesprochen werden möchte?
Wieso ist es schwerer eine Person direkt zu fragen, als einfach das online angegebene Pronomen zu verwenden?

AKTIVITÄT 1 I Gruppenarbeit
Ein großes Problem, mit welchen LGBTQ und non-binäre Menschen kämpfen, ist, dass es auf zahlreichen Plattformen nur die Option gibt, sich als männlich oder weiblich zu registrieren. In diesem Video erklärt eine non-binäre Person unter anderem, wieso es nicht in Ordnung ist, zum Beispiel beim Lieferservice nur ein männliches oder weibliches Geschlecht angeben zu können. Reflektieren Sie dies mit den Schüler*innen:
Wie würdet ihr euch fühlen, wenn ihr euch keinem Geschlecht auf einer Registrierungsplattform zugehörig fühlt?
Zeigt die minimalistische Option der Geschlechterangabe die gesellschaftliche Ansicht von LGBTQ und non-binären Menschen auf? Warum (nicht)?

Für jüngere Schüler*innen kann auch ein leichteres Beispiel verwendet werden:
Stellt euch vor, ihr müsst immer eure Augenfarbe angeben und es gibt nur "grün" oder "blau". Was machen dann Personen, die braune Augen haben?

Schüler*innen sollen nun selbst überlegen, wie man nicht-inklusive Registrierungsfelder verbessern könnte. In Gruppen besprechen sie, wie man eine Registrierungsplattform offener gestalten könnte und was man dabei alles beachten sollte. 

Reicht es, nur die Option “Keine Angabe des Geschlechts” zu integrieren?
Sollte es ein freies Feld geben, um das bevorzugte Pronomen angeben zu können?
Könnte eine reine Auswahloption von Pronomen limitierend wirken?

Nachdem genau über die Thematik nachgedacht wurde, erstellen die Lernenden einen Entwurf für eine inklusive Registrierungsplattform. 
Die Ergebnisse werden präsentiert und gemeinsam besprochen. 

AKTIVITÄT 2 I Gruppenarbeit
Sprachbegriffe, wie Personalpronomen, sind natürlich ein wichtiger Faktor, um jeden Menschen in seiner Individualität zu schätzen. Sprache kann aber noch auf viel mehr Ebenen arbeiten, als nur im textuellen Bereich. Ein wichtiges Beispiel sind hier Bilder. Vor allem online wird auf verschiedenen Websites mit aussagekräftigen Bildern gearbeitet. Häufig kommt es aber vor, dass genau diese sehr geschlechterstereotypisch sind und die Abbildung von beispielsweise non-binären Inhalten zu kurz kommt. Schüler*innen sollen in Gruppen recherchieren und auf verschiedenen Websites (z.B. Firmenwebsites, Kulturangebote, etc.) nach Bildern suchen:

Was tragen Frauen und Männer klassischerweise?
In welchen Berufen werden die Geschlechter abgebildet?
Erkennt ihr auch non-binäre Inhalte (z.B. Eine Frau oder einen Mann in nicht geschlechterspezifischen Outfits)?

Gemeinsam werden die Rechercheergebnisse diskutiert und analysiert, was diese Bilder ausdrücken und wie die Exklusion non-binärer und LGBTQ Inhalte zu Geschlechterstereotypen beitragen kann. Als Hausübung oder in einer darauffolgenden Stunde, können die Schüler*innen ein Konzept für ihre eigene Website gestalten. Wenn die Lernenden dafür offen sind, könnten auch Bilder aufgenommen werden, die einen geschlechterneutralen Zugang vermitteln.

REFLEXION I Plenum
Besprechen Sie die Ergebnisse mit den Schüler*innen und reflektieren gemeinsam die Unterrichtsstunde:

Was ist Geschlechtsidentität und wie grenzt sich diese vom biologischen Geschlecht ab?
Wieso ist es wichtig, jedes Individuum auf verschiedensten Plattformen anzusprechen?
Was muss sich in der medialen Welt ändern, um wirklich alle Menschen zu inkludieren?

 


Weiterführende Ideen

Auch Werbung arbeitet sehr stark mit Geschlechterklischees: Pinke Puppen für Mädchen und Autos für Jungs. Hier bietet der Markt wenig Platz für non-binäre oder LGBTQ Orientierung. In Gruppen, können Lernende Werbungen sammeln und Bilder recherchieren, die stark auf nur ein Geschlecht abzielen oder sogar sexistische Inhalte haben. Besprechen Sie die Ergebnisse mit Ihren Schüler*innen und diskutieren sie gemeinsam, wie stark Werbung ein sexistisches Konsumverhalten fördern kann und somit keinen Raum für individuelle Geschlechtsidentität zulässt.
Übrigens: Auf Plattformen, wie Werbemelder wird Sexismus in Werbungen aufgezeigt. 


Sachinformationen

Personalpronomen sind heutzutage viel breiter gefächert, als nur “sie” und “er” zu verwenden. Zum Beispiel gibt es Xier, Hen, They, Nin, Seis und viele mehr. Hier kann nachgelesen werden, wie diese Pronomen in verschiedenen Sätzen verwendet werden. Zum Beispiel: Xier ist hier. / Das ist xies Buch. Menschen mit ihren präferierten Pronomen anzusprechen ist wichtig, um diese in ihrer Geschlechteridentität wert zu schätzen und eine sprachliche Gleichheit zu schaffen. 
LGBTQ ist eine aus der englischen Sprache entnommene Abkürzung für “Lesbian”, “Gay”, “Bi”, “Trans” und “Queer”. Queer meint hier Personen, die sich anderweitigen Sexualitäten oder Geschlechtsidentitäten zugehörig fühlen.