Bildung in der digital vernetzten Welt

Die Dagstuhl Erklärung ist eine Forderung der Gesellschaft für Informatik, die sich an Institutionen des Bundes und der Länder, an BildungsexpertInnen und PraktikerInnen im Bildungswesen richtet. Sie wurde  verfasst von ExpertInnen aus der Informatik und ihrer Didaktik, der Medienpädagogik, der Wirtschaft und der Schulpraxis.

Forderungen

Die Dagstuhl Erklärung wurde in einem Seminar der Gesellschaft für Informatik in einem so genannten Dagstuhl Seminar in Leibniz/Deutschland erarbeitet. Die Teilnehmenden haben folgende Forderungen formuliert:

  1. Bildung in der digitalen vernetzten Welt (kurz: Digitale Bildung) muss aus technologischer, gesellschaftlich-kultureller und anwendungsbezogener Perspektive in den Blick genommen werden.
  2. Es muss ein eigenständiger Lernbereich eingerichtet werden, in dem die Aneignung der grundlegenden Konzepte und Kompetenzen für die Orientierung in der digitalen vernetzten Welt ermöglicht wird.
  3. Daneben ist es Aufgabe aller Fächer, fachliche Bezüge zur Digitalen Bildung zu integrieren.
  4. Digitale Bildung im eigenständigen Lernbereich sowie innerhalb der anderen Fächer muss kontinuierlich über alle Schulstufen für alle SchülerInnen im Sinne eines Spiralcurriculums erfolgen.
  5. Eine entsprechend fundierte Lehrerbildung in den Bezugswissenschaften Informatik und Medienbildung ist hierfür unerlässlich. Dies bedeutet:
    • Ein eigenständiges Studienangebot im Lehramtsstudium, das Inhalte aus der Informatik und aus der Medienbildung gleichermaßen umfasst, muss eingerichtet werden.
    • Die Fachdidaktiken aller Fächer und die Bildungswissenschaften müssen sich der Herausforderung stellen und Forschung und Konzepte für Digitale Bildung weiterentwickeln.
    • Umfassende Fort- und Weiterbildungsangebote für Lehrkräfte aus technologischer, gesellschaftlich-kultureller und anwendungsbezogener Perspektive müssen kurzfristig eingerichtet werden.

 Bis zur Erreichung dieser Ziele sollen kurzfristige Maßnahmen gesetzt werden, die direkt an die AkteurInnen des Bildungswesens gerichtet werden.

Perspektiven der Digitalen Bildung

Die Digitalisierung bringt eine Veränderung unserer Lebens- und Arbeitswelt hervor und verändert somit unsere Bildungsräume. Um den Bildungsauftrag erfüllen zu können, müssen in der Schule die Erscheinungsformen der Digitalisierung aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet werden. Aus diesen Überlegungen ergibt sich das Dagstuhl Dreieck:

Beispiel: soziale Netzwerke

In der anwendungsbezogenen Perspektive wird entschieden welche Plattform ausgewählt wird und wie sie genutzt werden kann. Weiters werden Überlegungen zu Privatsphäre-Einstellungen getroffen.

Kenntnis über die technologische Perspektive macht den NutzerInnen bewusst, dass die Plattform auf Algorithmen basiert, die ihre Daten analysieren und ihnen beispielsweise so auch maßgeschneiderte Werbung liefern. Sie entwickeln so einen sorgfältigeren Umgang mit ihren Daten und können selbstbestimmt entscheiden, was sie mit der Plattform und damit mit dem Unternehmen teilen.

Die Wirkung nach außen wird aus einer gesellschaftlich-kulturellen Perspektive betrachtet. Wie reagiert das Umfeld auf meine öffentlichen Posts, was kann eine Nachricht auslesen. Auch dieser Aspekt muss für eine gelingende Teilnahme am gesellschaftlichen Leben reflektiert betrachtet werden.

Die Beherrschung aller Perspektiven begründen eine kompetente Nutzung der digitalen Werkzeuge in der modernen Welt.

Kommentar des Wiener Bildungsservers

Zweifellos befinden wir uns in einem Zeitalter voller neuer Herausforderungen, vor allem im pädagogischen Bereich. Es ist ungewiss, wie sich unsere Lebens- und Arbeitswelt weiter verändert und wie wir junge Menschen gut darauf vorbereiten können. Die Ausstattung mit technischen Geräten und genügend Ressourcen ist die eine Seite der Herausforderung, die andere ist es, Lehrerinnen und Lehrer dazu zu befähigen und zu motivieren, die neuen, digitalen Medien in ihren Unterricht einzubinden. 

Als Wiener Bildungsserver sehen wir uns in der Verantwortung, die Medienbildung von SchülerInnen und Schülern vor allem mit Unterstützung der MultiplikatorInnenfunktion von LehrerInnen zu fördern. Wir bieten daher zeitgemäße Inhalte, auf den unterschiedlichsten Kenntnisleveln für den Unterricht an. In Form von Reportagen möchten wir besonders gelungene Projekte von Lehrpersonen präsentieren.

Da sich die Bandbreite an digitalen Möglichkeiten mit didaktischem Potenzial rasant erweitert, ist es unerlässlich mehr Forschung in diesem Bereich anzustreben und Lehrerinnen und Lehrern das theoretische Wissen praktisch verfügbar zu machen.

Wir können daher die Forderungen der SeminarteilnehmerInnen nur unterstützen und uns der Erklärung anschließen.