Edu-Breakout
"Escape the Room"-Spiele erfreuen sich seit einigen Jahren an zunehmender Beliebtheit - und sind auch längst in Wien angekommen. Dabei wird eine Gruppe an Menschen in einen Raum "gesperrt" und kann diesen nur verlassen, wenn innerhalb einer bestimmten Zeit verschiedene Rätsel gelöst werden.
Escape the (class)room
In abgewandelter Form kommt dieses Konzept, oft "Edu-Breakout" genannt, auch im Bildungsbereich zur Anwendung. Doch anstatt die SchülerInnen in einen Raum einzusperren, geht es im Unterricht meist darum, eine mysteriöse, verschlossene Kiste zu öffnen. Dazu müssen mehrere Rätsel und Aufgabenstellungen gelöst werden, die auch an verschiedenen Stellen innerhalb des Klassenraums versteckt werden können. Die Aufgaben und Rätsel können als Lösung entweder Hinweise zum finalen Code oder zu weiteren Verstecken anderer Übungen enthalten, bis schlussendlich alle zum Öffnen der Kiste benötigten Codes geknackt wurden.
Hier finden Sie Tipps und Ideen wie Sie einen Edu-Breakout für Ihre Klasse gestalten können.
Rahmenbedingungen
Als erstes ist es wichtig, sich die Rahmenbedingungen und das Einsatzszenario für den Edu-Breakout zu überlegen.
Was ist mein Ziel ?
Jedes Thema kann bei einem Edu-Breakout verwendet werden. Soll Wissen abgefragt werden oder ein neues Thema eingeführt werden? Soll logisches Denken gefördert werden oder geht es mehr ums Kennenlernen und Kooperation.
Wann möchte ich es einsetzen?
- Am Beginn eines Themas
- Zur Vertiefung eines Themas
- Am Ende eines Themas
- Am Beginn des Schuljahres - zum Kennenlernen der Mitschüler
- Am Ende des Schuljahres
- Ausflug
- Als Lockerung für zwischendurch
- Auf Sprachreisen/ Sportwochen
Was habe ich zur Verfügung?
Zuerst sollte man sich die Rahmenbedingungen überlegen (Raum, Material, Alter der SchülerInnen). Entsprechend der Rahmenbedingungen sind unterschiedliche Settings möglich:
- Mobiles Szenario (Box zum mitnehmen, Nähkiste)
- Fixes Szenario (im Klassenraum, Schulgebäude) mit Starttisch und einem Startgegenstand
- On-oder Offline? Hab ich digitale Werkzeuge zur Verfügung?
Kiste, Rätsel und Ablauf
Nachdem geklärt ist, welche Rahmenbedingungen vorherrschen, kann nun die "Hardware" geplant werden. Welche Kiste, welche Rätsel und welche Schlösser benötige ich?
Ablauf
Zuvor ist es aber wichtig zu überlegen, ob das Rätsel einen linearen oder nichtlinearen Verlauf haben soll. Es besteht die Möglichkeit, dass alle Rätsel gleichzeitig an die Klasse verteilt werden, jedes Rätsel zu einem Ergebnis führt und diese dann zB zu verschiedenen Schlössern führen. Nur wenn alle Rätsel gemacht worden sind, kann die Box geöffnet werden.
Alternativ kann ein Rätsel auf das nächste folgen. Nur wenn das erste Rätsel erraten ist, kommt man zum nächsten Rätsel.
Regeln
Wichtig ist es auch, sich Regeln für das Szenario zu überlegen.
- Gibt es eine feste Zeitvorgabe?
- Wird die Klasse in Teams oder Gruppen eingeteilt oder dürfen die SchülerInnen einfach frei loslegen?
- Gibt es Hilfestellung (von der Lehrperson oder durch Hinweiskarten?) Wieviele sind davon möglich bzw. gibt es Minuten- oder Punkteabzug, wenn diese genutzt werden?
- Welche Hilfsmittel dürfen die SchülerInnen immer verwenden? Smartphone, Computer, Bücher?
Schlösser:
- Digitales Schloss: Learning App, Google Formular, Flippity
- Zahlenschloss
- Buchstabenschloss
- Vorhängschloss mit Schlüssel
- Schlüsselsafe
- mithilfe einer Haspe können bis zu 6 Schlösser an einer Kiste angebracht werden
Rätselformen:
Im folgenden finden Sie eine Liste an verschiedenen Rätseln, die sich für verschiedene Szenarien eignen:
Analog:
- Physische Rätsel (z.B. Schiebepuzzle, Rätselbox)
- unsichtbare Tinte
- Schwarzlicht / UV Lampe (z.B. Sudoku zahlen verbinden)
- Gegenlicht Rätsel (siehe Verschlüsselung)
Logikrätsel
- Nonogramme bzw. Pixelbild von Praxisidee (erscheinende Zahl, Buchstabe ergibt Code)
- Sudokus (Text, Zahlen, Bilder...)(fehlende markierte Felder sind Code)
- Arukone (Lösungszahl ergibt sich aus gekennzeichneten Feldern auf dem Weg der jeweiligen Zahl.)
- Futoshiki (Gekennzeichnete Felder von links nach rechts ergeben Lösungszahl. Es müssen nicht alle Zahlen verwendet werden, sie können auch doppelt sein.)
Verschlüsselung
- Quiz mit Buchstaben als "Nummerierung" - ergibt Lösungswort (zB Text in ASCII-Code umsetzen oder einfach A=1, B=2 usw.)
- Entschlüsselung von "Geheimsprachen" durch Codetabelle/ Decodierscheibe. Verschiebung um fixen Wert (einfach) oder Zahlenreihe (zB Pi - jeder Buchstabe wird um einen anderen Wert verschoben)
- Übereinander gelegte Folien bzw. übereinander gelegtes Transparentpapier
- Spiegelschrift
- Geheimschrift
- Büchercode (entweder mit Schablone oder Angabe Seite/Zeile/Wort)
- QR-Code ausmalen
- Ortsangaben verschlüsseln mit what3words.
Wissensrätsel
- Kreuzworträtsel
- Multiple Choice
- Leseauftrag: Text zum Lesen - danach Wahr/Falsch Aussagen...
- Wahr/Falsch Aussagen zu bestimmten Thema mit Zahlen/Buchstabencode - nur die richtigen Buchstaben ergeben finalen Code
- Lückentext (Lücken ergeben Code)
Aufmerksamkeit
- Hinweise in Bildern/Gegenständen im Raum
- Morse Code in Bild verstecken
- Gegenstand in Bild verstecken = Hinweis auf nächsten Gegenstand
- Logik-Rätsel im Bild
- Hinweise als QR-Codes verstecken
Sortieren und zählen
- Bilder oder Wörter müssen in die richtige Reihenfolge gebracht werden
- Puzzle aus lizenzfreien Bildern & Schwarzlicht (Eisstielen)
- Anagramme / Schüttelwörter
- Anzahl/ Menge zählen lassen zB in Text/ Klasse von Bild, Buchstaben, Zahl
Berechnen
- Messaufgaben (Winkel, Masse, Volumen, Länge, Temperatur)
- Matheaufgaben
- Auf Landkarte Winkel und Entfernungen messen (dann zB auf Google Streetview eingeben, und die Hausnummer ist die Lösungszahl)
Digital
- Google Street View - zB Hausnummern finden
- Learning Apps (Am Ende wird Feld eingeblendet mit Zahlenkombination, Rechnung oder Lösungswort)
- Thinglink
- Learningsnack
- Google Forms
- Wort aus verrückten Schriftarten - müssen Übersetzt werden
- Flippity: aus Google Spreadsheets verschiedene Rätselformen gestalten
- QR-Codes
- Geschichten/Schlösser mit Scratch
Intro & Beginn
Ein Escape Room, sowie auch ein Edu-Breakout, leben von der einleitenden Geschichte bzw. dem Szenario. Eine Rahmenhandlung, welche durch eine Audiobotschaft, einen Brief oder einen Film beginnt, macht mehr Spaß und motiviert die SchülerInnen. An das Alter der Kinder angepasst, kann die Geschichte einen Lebensweltbezug haben oder auch der Fantasie entspringen.
Alternativ zu einer aufwendigen Hintergrundgeschichte sollten die Rätsel zumindest durch ein gemeinsames Thema verbunden sein. Eine Escape Box kurz vor den Ferien könnte sich zB um das Thema "Urlaub" drehen.
Auflösung
Überlegen Sie sich auch, was das Ziel bzw. das Ergebnis des Edu-Breakouts sein soll. Wie wird die Box aufgelöst? Wie erfahren die SchülerInnen, dass sie alle Rätsel gelöst haben?
Belohnung
Es bietet sich an, in die Escape Box eine kleine Belohnung hinein zu packen, zB Süßigkeiten.
Beispiele
Einfaches weihnachtliches Edu-Breakout
Für unseren Adventkalender haben wir ein kurzes Beispiel für ein einfaches Edu-Breakout zum Thema Weihnachten erstellt. Dies sollte max. 15 Minuten dauern und kann spontan zwischendurch eingesetzt werden. Es wurden zwei Versionen erstellt, bei einer benötigt man ein elektronisches Gerät mit Internetzugang. Die zweite Version ist offline, also ohne elektronische Geräte, einzusetzen.
- Online: Weihnachtliches Edu-Breakout in Google-Forms
- Offline: Arbeitsblätter für SchülerInnen, Codetabelle
Weitere Praxisideen:
Links & Ressourcen
- Spielerisches Rätsel im Homeschooling: Digitales Breakout
- Folien-Set zu Edu-Breakouts des deutschen Lehrerforums
Beispiel-Padlets zum Thema Edu-Breakout:
- Allgemeines zu Edu-Breakout Padlet von Klassenkrempel
- Edu-Breakout Beispiel-Padlet
- Gamification im Unterricht- Padlet
- Breakout Materials und Puzzle - Padlet