IWalk
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Pädagogische Qualitätskriterien
Idealerweise wird IWalk während eines Ausflugs an einer in der App vorhandenen Gedenkstätte (z.B. Mauthausen) genutzt. Jedoch kann die Anwendung aufgrund der detaillierten Informationen, Fotos und Zeutzeug:innen-Videos auch außerhalb eines Lehrausgangs verwendet werden.
Vor der Benützung von IWalk ist es notwendig, die Themen Antisemitismus, Nationalsozialismus und den geschichtliche Kontext des Zweiten Weltkrieges vorab genau zu besprechen. Das ist wichtig, um den Lernenden eine kritische und reflektierte Auseinandersetzung mit der Thematik zu ermöglichen, ohne emotional überfordert zu werden. Innerhalb der App können Schüler:innen Fragen beantworten. Wird von der Lehrperson ein Account erstellt, kann ein Klassencode generiert werden, welchen die Schüler:innen vor Benützung der Touren eingeben können. Wichtig: Lernende können vor jeder IWalk-Tour selbst einstellen, ob sie möchten, dass ihre Ergebnisse mit der Lehrperson geteilt werden. Daher ist es wichtig, dass die Lehrkraft klare Anweisungen dafür gibt, ob die Ergebnisse geteilt werden sollen. Werden die Ergebnisse weitergeleitet, können die Antworten der Lernenden mit dem Lehrkraft-Account eingesehen und kommentiert werden. Es gibt auch die Möglichkeit einer Notenbewertung nach folgenden Kriterien: Comprehension, Writing Skills, Applying Knowledge, Digital Literacy und Overall Score. Da die App von der USC Shoah Foundation entwickelt wurde und daher in den USA ansässig ist, wurde auch das Bewertungsraster nach amerikanischen Standards entwickelt. Es obliegt hier der Lehrkraft, ob dieses genutzt wird, da es auch immer möglich ist, jede Antwort frei und ohne vorgegebenes Schema zu kommentieren.
Manche Fragen haben einen recht hohen Schwierigkeitsgrad, weshalb es wichtig ist, die Schüler:innen bei Unsicherheiten zu unterstützen und gewisse Fragestellungen zu erklären, bzw. in leichtere Schritte aufzugliedern. Die Lehrperson sollte sich also vorab mit den Inhalten von IWalk auseinandersetzen. Eine pädagogische Begleitung ist außerdem aufgrund des potenziell aufwühlenden geschichtlichen Kontextes wichtig. Die IWalking-Touren sollten mit einer anschließenden Reflexion beendet werden, da die Inhalte kognitiv und emotional anspruchsvoll sein können. Auch sollte immer wieder Zeit für Diskussionen gegeben werden, um das kritische Denken der Lernenden zu fördern und ihnen Platz für ihre Gedankengänge einzuräumen.
Aktivität & Kreativität
IWalk beinhaltet ausgewählte Holocaust-Gedenkstätten aus unterschiedlichen Ländern, wie zum Beispiel Österreich, Deutschland oder Ungarn. Innerhalb der App können die zu den Orten zugehörigen IWalking-Touren heruntergeladen werden. Zusätzlich erfragt die App den Zugriff auf den Standort. Wird dies akzeptiert, ist es möglich, Routenplanungen einzugeben oder den eigenen Standort genau nachzuverfolgen. IWalk leitet in der Tour Schritt für Schritt durch die verschiedenen Stationen durch. Dabei werden Informationen, Bilder und Videoausschnitte geteilt, welche mit Fragestellungen untermalt sind. Die Antworten können je nach Belieben an den Account einer Lehrkraft weitergeleitet werden. Die App ist im klassischen Frage- und Antwortstil gehalten, was sich zeitweise als etwas monoton gestaltet.
Sozialform, Reflexion und weiterführende Themen
IWalk sollte aufgrund der anspruchsvollen Fragestellungen in Partner:innenarbeit oder Gruppenarbeit verwendet werden. Einzelarbeit eignet sich für Schüler:innen, welche bereits ein starkes kritisches Denken an den Tag legen und mit den komplexen Inhalten reflektiert umgehen können. Vor allem bei den teilweise kreativen Aufgabenstellungen, wie ein fiktives Interview mit SS-Beamt:innen zu führen, ist es ratsam, die Schüler:innen gemeinsam arbeiten und überlegen zu lassen. Aufgrund des geschichtlich relevanten und kritischen Themas sollte der gelernte Inhalt mit den Schüler:innen reflektiert und sie im Spielprozess begleitet werden.
Altersgerechte Darstellung
Das Lernspiel ist altersgerecht gestaltet und gut ab der dritten Sekundarstufe 1 bis zur Sekundarstufe 2 verwendbar. Jedoch ist es wichtig, die Schüler:innen vor Benützung der App über die geschichtlichen Hintergründe des Holocausts und des Antisemitismus aufzuklären, um die Informationen und Aufgabenstellungen innerhalb der App gut lösen und kritisch bewerten zu können.
Einsatzmöglichkeiten im Unterricht
IWalk lässt sich aufgrund des wichtigen Themas und des hohen Lehrplanbezugs im Fach Geschichte und Deutsch sinnvoll im Unterricht einsetzen. Die App kann während eines Ausflugs zu einer bestimmten Gedenkstätte, aber auch im Klassenzimmer verwendet werden. IWalk kann mit Smartphones oder Tablets bedient werden. Die Anwendung sollte in Partner:innen- oder Gruppenarbeit bearbeitet werden, da die Fragestellungen oft schwierig sind und eine kritische Reflexion benötigen, welche im Zuge eines gemeinsamen Austauschs leichter fallen kann. Gestaltet es sich aber für eine der lernenden Personen leichter, die Beantwortung der Fragestellungen alleine durchzuführen, eignet sich auch eine Einzelarbeit. Die App kann im Stationenbetrieb verwendet werden: Jede Station ist eine Gedenkstätte, welche von einer Gruppe bearbeitet wird. Da eine IWalking-Tour vermutlich eine ganze Unterrichtsstunde benötigt, kann ein Wechseln der Stationen erst in der darauffolgenden Stunde stattfinden. Alternativ kann jede Gruppe oder jede/r Schüler:in das gleiche Thema behandeln. Da die Fragestellungen meistens recht offen formuliert sind, können die Ergebnisse gut verglichen und anschließend im Plenum diskutiert werden. Auch ist es möglich, die Thematiken in Expert:innengruppen aufzuteilen, welche ihre Ergebnisse anschließend mit der Klasse teilen können. Dies hat den Vorteil, dass den Schüler:innen ein möglichst breites Wissen geboten wird.
Einsatzmöglichkeiten zu Hause
Das Lernspiel eignet sich auch für den Einsatz zuhause, sollte jedoch nicht als Themeneinstieg verwendet werden. Die Schüler:innen sollten schon Vorwissen und einen kritischen Blickwinkel mitbringen, um IWalk privat verwenden zu können. Ist diese Voraussetzung gegeben, kann das Lernspiel als Hausaufgabe dienen. Beispielsweise könnte jedem/r Schüler:in eine Gedenkstätte zugeordnet werden, über welche in der darauffolgenden Stunde berichtet wird. Eine genaue Behandlung und Besprechung der App-Inhalte ist im Unterricht jedenfalls notwendig.
Technische Kriterien
Installation
IWalk kann ohne Anmeldung und kostenfrei genutzt werden. Die Anwendung ist als App (iOs, Android) verfügbar und kann auf dem Smartphone oder Tablet verwendet werden. Um als Lehrkraft die Antworten der Schüler:innen einsehen und bewerten zu können, ist eine Registrierung als Lehrperson nötig. Die Schüler:innen erhalten Zugang mittels eines Klassencodes und müssen sich nicht registrieren.
Datenschutz
Die App versichert einen hohen Datenschutz und hat keinerlei Zugriff auf personenbezogene Daten. Bei der Verwendung der App werden jedoch Details über das Nutzungsverhalten (z.B. Anzahl der App-Aufrufe) gesammelt. Diese Informationen dienen laut den Hersteller:innen lediglich dazu, statistische Erhebungen durchzuführen, um ihre Anwendung kontinuierlich verbessern zu können. Bei der Benutzung der App wird abgefragt, ob der Standort eruiert werden darf. Dies kann abgelehnt oder akzeptiert werden, was bedeutet, dass die App nicht automatisch auf den Standort zugreift. Da die IWalk-Touren zum jeweiligen Ort eine passende Landkarte mit Orientierungspunkten anzeigt, kann es aber durchaus sinnvoll sein, dass die App die eigene physische Position erkennen kann.
Für dieses Spiel ist keine Registrierung oder eine Angabe von privaten Daten notwendig. Um jedoch die Antworten der Schüler:innen einsehen und bewerten zu können, ist es notwendig, dass die Lehrkraft auf dieser Website einen eigenen Account erstellt. Für die Registrierung werden ein Name und eine E-Mail-Adresse verlangt.
Usability & Sprachen
Das Lernspiel kann in mehreren Sprachen genutzt werden. Bei jeder IWalk-Tour kann zwischen Englisch und der Sprache des jeweiligen Landes ausgewählt werden. Wird ein IWalk zum Beispiel in Ungarn geplant, erfragt die App, ob die Sequenz auf Ungarisch oder Englisch ablaufen soll. Die Texte und Fragen zu den jeweiligen Stationen sind verständlich aufgebaut und nicht zu komplex formuliert.
Fazit
IWalk ist eine spannende Anwendung, um sich Informationen anzueignen und sich mit dem Holocaust und dessen geschichtlicher und gesellschaftlicher Thematik tiefgehend und kritisch auseinandersetzen zu können. Jedoch kann sich die Lernapp aufgrund des fehlenden spielerischen Charakters teilweise als etwas langatmig erweisen. Im Großen und Ganzen ist IWalk aber eine pädagogisch wertvolle Begleitung um sich mit dem Nationalsozialismus und dem Holocaust auseinanderzusetzen.
Getestet im Mai 2023