Medienbildung
Hier wird Bildung als Prozess verstanden, der immer eingebettet in die Lebenswelten der Individuuen stattfindet. Bildungsprozesse werden beschrieben als die Öffnung von Unbestimmtheitsräumen.
Sie sind gekennzeichnet durch die Fähigkeit, sich orientieren und positionieren zu können, flexibel zu sein um sich an wechselnde Umstände anpassen zu können, sich auf solche geänderte Situationen vorbereiten zu können und damit umgehen zu lernen, dass Unbekanntes existiert.
Durch das heutige medial geprägte Umfeld findet eine Veränderung in der Artikulation und dem Austausch miteinander statt, die hohes Bildungspotential aufweist. Die Wahrnehmung der Menschen verändert sich, neue Blickwinkel werden geschaffen und es werden neue Räume für soziale Interaktion geschaffen. Dadurch bieten sich neue Möglichkeiten des Ausdrucks und der Interaktion die wiederum neue Bildungschancen schaffen.
Die Aufgabe der Medienbildung ist es, nun die Bildungschancen anhand der Analyse von Medienprodukten und der neu entstandenen sozialen Räume zu erschließen und damit die Menschen zur aktiven Teilnahme an gesellschaftlichen Diskursen und Auseinandersetzungsprozessen zu befähigen.
Strukturale Bildungstheorie
Der Medienbildungsbegriff nach Marotzki und Jörissen, bezieht sich auf die strukturale Bildungstheorie in welcher Bildung als Prozess verstanden wird. In diesem Prozess werden vorhandene Strukturen durch komplexere ersetzt. Dies geschieht durch das Öffnen von Unbestimmtheitsräumen.
Medienbildung ist die in und durch Medien induzierte strukturale Veränderung von Mustern des Welt- und Selbstbezugs.
Marotzki, Winfried; Jörissen, Benjamin (2008)
Merkmale und Dimensionen von Bildung
Während Lernen auf die Herstellung von Wissen abzielt, sind Bildungsprozesse dadurch gekennzeichnet Unbestimmtheit herzustellen.
Orientierung
Es umfasst die Fähigkeit sich innerhalb einer Gesellschaft zurecht zu finden. Auch in gegenwärtigen Gesellschaften muss es als eine Kernkompetenz gesehen werden um sozial und kulturell teilhaben zu können.
Flexibilisierung
Aufgrund der immer schnelleren (Weiter-)entwicklung in unserer Gesellschaft ist nicht nur das Moment der Orientierung essentiell sondern auch die Fähigkeit sich umorientieren zu können. Unsere Denk- und Handlungsmuster müssen immer wieder kritisch hinterfragt und angepasst werden.
Tentativität
Mit einer Flexibilisierung geht einher sich für neue Situtationen auch offenzuhalten und diese Unbestimmtsräume für sich erschließen zu können.
Alterität
Das Moment des Fremden/Unbekannten nimmt eine bedeutende Rolle ein. Einerseits damit dafür offen bleiben zu können, andererseits auch damit umgehen zu lernen, dass es eventuell auch unbekannt bleibt.
Zusammenfassend
Der Medienbildungsbegriff soll uns als Anker dienen. Unser Handeln soll darauf ausgerichtet sein den Kindern und Jugendlichen Wissen und Fertigkeiten zu bieten, die bei ihnen (Medien-)Bildungsprozesse auslösen.
Werkzeuge und Wege zeigt die Mediendidaktik, während die Zielvorstellung in der Medienkompetenz liegt.
Marotzki, Winfried; Jörissen, Benjamin (2008): Medienbildung, in: Sande, von Gross, Hugger (Hrsg.): Handbuch der Medienpädagogik, Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, 100 - 109
Feil, Christine / Gieger, Christoph / Quellenberg, Holger (2009): "Digitale Kompetenz" - Zur Pragmatik des Begriffs, in: Lernen mit dem Internet, Beobachtungen und Befragungen in der Grundschule, Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Baacke, Dieter (2007): Medienpädagogik, Tübingen, Max Niemeyer Verlag
Süss, Daniel / Lampert, Claudia / Wijnen, Christine W. (2010): Medienpädagogik - Ein Studienbuch zur Einführung, Wiesbaden, Springer Fachmedien
Pielsticker, Anja (Hrsg.) (2014): School´s out? - Informelle und formelle Medienbildung, München, kopaed
Laufer, Jürgen / Röllecke, Renate (Hrsg.) (2009): Kinder im Blick - Medienkompetenz statt Mendienabstinenz, Bielefeld, AJZ-Druck & Verlag
Schell, Fred / Stolzenburg, Elke / Theunert, Helga (Hrsg.) (1999): Medienkompetenz - Grundlagen und pädagogisches Handeln, München, KoPäd Verlag
Fromme, Johannes / Jörissen, Benjamin (2010): Medienbildung und Medienkompetenz. Berührungspunkte und Differenzen nicht ineinander überführbarer Konzepte. in: merz. Zeitschrift für Medienpädagogik, 2010, Nr. 5, 46 - 54