Wie YouTube in Österreich genutzt wird
YouTube hat für die heutige Jugend zu großen Teilen jenen Stellenwert eingenommen, den für vorhergehende Generationen noch das Fernsehen innehatte. Dem Saferinternet.at-Jugend Internet Monitor 2018 zufolge gaben 81 Prozent der befragten 11- bis 17-Jährigen an, YouTube zu nutzen. Doch auch zahlreiche Erwachsene informieren sich regelmäßig über die Video-Plattform oder nutzen sie zur Unterhaltung. Doch wer sind die erfolgreichsten YouTuber Österreichs? Welche Themen erzeugen am meisten Aufmerksamkeit und inwieweit wird YouTube von der heimischen Politik bespielt? Diese und weitere Fragen klärt der zweite Digitalreport, der im Rahmen der Digitalkonferenz „Das Netz, das wir wollen!“ veröffentlicht wurde.
Verantwortlich für den Digitalreport zeichnet ein Team rund um Journalistin und Autorin Ingrid Brodnig. Als Digital Champion Österreichs zielt sie mit dem Projekt Digitalreport darauf ab, zur Aufklärung über digitale Themen beizutragen und die Debatte mit Daten anzureichern. Passend dazu lud sie gemeinsam mit der VHS Urania am 1. Oktober 2018 zur Digitalkonferenz „Das Netz, das wir wollen!“, wo die Ergebnisse des zweiten Reports erstmals präsentiert wurden.
Die Top 3-YouTuber Österreichs
„YouTube ist eine Welt, in der Holzhäckselvideos mehr Aufmerksamkeit erhalten, als die Videos politischer Parteien“, hielt Ingrid Brodnig zum Einstieg fest. Unter ihrer Leitung trug das Digitalreport-Team zahlreiche Daten rund um die Videoplattform YouTube zusammen, um diese auszuwerten und zu analysieren. So wurden unter anderem die beliebtesten YouTuber Österreichs (gemessen nach Views) ausgewertet: Auf KsFreakWhatElse, der mit Gaming-Videos bekannt wurde und nun eine Musiker-Karriere anstrebt, folgt der Mountainbike-Profi Fabio Wibmer, gefolgt vom Styling- und Shopping-Duo ViktoriaSarina.
YouTube erreicht vor allem junges Zielpublikum
„Was wir bei den Top 3 sehen: Unter den aller erfolgreichsten Accounts dominieren jene, die sich ganz eindeutig an ein jugendliches Publikum richten oder selbst Jugendliche sind“, hielt Ingrid Brodnig dazu fest. „Was Jugendliche sehen ist, dass diese Youtuber über Themen reden, über die sie auch reden – über Videospiele, Sport oder Styling. YouTube füllt eine Nische, die die normale Berichterstattung nicht füllt.“
Hinsichtlich der Bedeutung für die Politik sei YouTube daher „ein unterschätzter Riese“, so Brodnig. Denn auch wenn die Kategorie „Nachrichten & Politik“ üblicherweise eher wenig beliebt ist, stiegen die Zugriffe in dieser Kategorie zur Nationalratswahl 2017 deutlich an. „Insgesamt muss man sagen, bestimmt YouTube die Lebensrealität vieler Menschen – speziell vieler junger Menschen – mit. Uns geht’s darum, dass man das ernst nehmen sollte“, erklärte Ingrid Brodnig.
Daher wurde auch zum Digitalreport passendes Unterrichtsmaterial entwickelt, das sowohl in der Print- als auch in der Online-Fassung des Digitalreports kostenlos genutzt werden kann. Ein informativer Text wird von Tipps und Quizfragen begleitet.
"Das Netz, das wir wollen!"
Im Rahmen der Digitalkonferenz "Das Netz, das wir wollen!" stand jedoch nicht nur YouTube im Fokus. Der deutsche Journalist Richard Gutjahr berichtete aus eigener, leidvoller Erfahrung über Hass im Netz. Der Jurist, Datenschützer und NOYB-Mitbegründer Max Schrems berichtete unterdessen über die Entwicklung seiner weltweit bekannt gewordenen Klage gegen den Internetgiganten Facebook. Lustig, aber auch satirisch ging’s am Nachmittag mit Online-Humoristin und Autorin Stefanie Sargnagel und Fritz Jergitsch, dem Gründer des Satire-Magazins Tagespresse, zu. Nachdem kurz die Projekte CodeWeek und neuwal vorgestellt wurden – zwei Projekte, die sich vor allem an Schulen wenden – widmete sich Journalistin und Autorin Hanna Herbst abschließend der Frage, inwiefern das Netz Frauen mächtiger oder ohnmächtiger macht. Den Veranstaltern zufolge sollen Videomitschnitte der Beiträge folgen.