Marthas Reise
Auf der ersten Doppelseite verabschiedet sich Martha von ihrer Mutter, auf der letzten begrüßt sie ihren Vater - dazwischen sitzt sie im Zug, schaut beim Fenster hinaus ... Martha liebt diesen eigenartigen Zustand während einer Zugfahrt, die Bewegung zwischen zwei Orten ohne eigenes Zutun, dabei die Gedanken schweifen lassen, angeregt von Details der vorbeiziehenden Landschaft oder von Mitreisenden.
Martha denkt an ihren Opa, der sich wie ein alter Baum fühlt, den man nicht mehr verpflanzen kann. Wie ist das, wenn man wo verwurzelt ist? Wie kommt es dazu? Wird sie selbst auch mal Wurzeln schlagen? Das Stricken einer Dame im Abteil bringt Marthas Kopfreise zur Frage, wie das mit dem Schicksal ist, ob da irgendwo jemand die Fäden in der Hand hält ...
Gedanken münden in andere Gedanken, immer bleibt das Denken federleicht, nie wirkt es gewollt. Das liegt an der Leichtigkeit und Einfachheit, mit denen Christina Laube die Geschichte auf der Textebene erzählt. Dem entsprechen die Bilder, die Mehrdad Zaeri dafür findet und dann aufs Papier zaubert.
Dies Buch braucht Leserinnen und Leser, die bereit sind, die leicht Bewegung der Geschichte und der Gedanken im Kopf der Protagonistin, mitzumachen. Für die aber wird es ein Gewinn sein.