Tänze der Untertanen
Nils Mohl ist mit allen Wasser gewaschen: als Romancier bekannt geworden, hat er für seinen ausgezeichneten Roman „Es war einmal Indianerland“ auch das Drehbuch verfasst, produziert einen Podcast und hat nun zwei Bände mit Gedichten vorgelegt: „könig der kinder“ für Jüngere, „tänze der untertanen“ für Jugendliche. Der Titel ist programmatisch, die Gedichte sind weniger poetische Reflexion jugendlichen Alltags als lustvolle, kreative und reflexive Auseinandersetzung mit Sprache. Da wird – wenig untertänig – schon als Motto „ein astreiner spruch für transparente“ geliefert, der dem Nonsens näher ist als einer engagierten politischen Haltung, die aber immer knapp dahinter steht. Überraschend (und) schnell wird bei Mohl aus „müll“ „hirn“. Das kann sich reimen, „hätte hätte perlenkette“, aber auch in eine Litanei ausarten, Zungenbrecher steht neben Epigramm, Konkrete Poesie neben einem „pornographischen haiku“, an dem nicht nur Ferkel interessiert sein werde, Sondern auch junge Leser*innen.
Die besten Sieben im August 2020 | Deutschlandfunk
Lesung im Hallenbad des Deutschen Literaturfonds