Ich bin wie der Fluss
Stumm startet jener Junge in den Tag, dessen Wörter im Mund feststecken. In der Schule drehen sich alle zu ihm um, wenn er vom Lehrer etwas gefragt wird – und bringt dann erst recht nichts raus. Nach der Schule bringt ihn sein Vater zum Fluss, legt den Arm um ihn und sagt: „Siehst du das Wasser? Wie es sich bewegt? Das ist, wie du sprichst. Das bist du.“
In einer so präzisen wie poetischen Sprache erzählt der kanadische Lyriker Jordan Scott über einen Jungen, den sein Stottern zum Außenseiter macht. Mit dem überraschenden Vergleich mit einem Fluss, der wie das Reden des Jungen „sprudelt / gischtet / wirbelt / vorwärtsdrängt“, kommt der Protagonist zu einem anderen Selbstbild und kann sein Sprechen annehmen.
Sydney Smith bringt den von Bernadette Ott übersetzten Text mit seinen Illustrationen zum Funkeln. Der Aufruhr im Herzen des Jungen setzt er die Ruhe der Flusslandschaft entgegen, um dann das ungewöhnliche Bild vom ganz anderen Redefluss anschaulich zu machen. Große Erzählkunst.
Die besten Sieben für junge Leser im September 2021