Das kleine gelbe Haus
„Ödes Kaff“, stöhnte die Mutter. „Alle anderen haben’s kürzer zur Schule“, beschwerte sich das Kind. „Platz haben wir auch zu wenig“, jammerten Vater und Mutter und Kind.
Dass jemand von zu Hause wegläuft, weil man es dort vor lauter Unglück nicht mehr aushält, kommt schon mal vor. Dass aber ein Haus selbst Reißaus nimmt, weil es das Schimpfen und Meckern seiner Bewohner nicht mehr erträgt, ist dann doch eher ungewöhnlich. Das kleine gelbe Haus jedenfalls zieht zunächst in den Wald, wo es Hasen und Wühlmäusen als Obdach dient. Als es aber zunehmend von Wildschweinen verdreckt wird, zieht es in den nahen Teich, um sich zu waschen. Aber dort beginnt es zu rosten und zu faulen, in der Wüste wird es von Sand- und Staubwolken gequält und im verschneiten Gebirge kriecht die Feuchtigkeit durch die bloßen Ziegel. Erst als es am Ende in die Stadt zieht, wird es dort von seinen Besitzern wiedergefunden und nun auch lieb gewonnen.
Gelassen, poetisch und bilderreich erzählt Leo Hofmann von der Suche nach dem richtigen Platz im Leben, mit Neugier, Beharrlichkeit und Offenheit allem Fremden gegenüber. Claudia Burmeisters Bebilderung in warmen Farben zeigt vornehmlich das kleine Haus in weiten Natur-Landschaften und verschafft den fantasiereichen Geschichten noch viel zusätzliche Atmosphäre.