Susi Schimmel
Was für einen freundlich-fröhlichen Eindruck macht das eigenwillige Wesen auf dem Cover: langhalsig und gelb-orange-rot gefärbter Kopf, Haare wie blutorangenrote Luftblasen. Ziemlich sympathisch eigentlich, auch wenn es mit Nachnamen "Schimmel" heißt. Aber schon der Untertitel - "Vom Verfaulen und Vergammeln" - trübt den ersten positiven Eindruck, und nach und nach geht man doch auf größere Distanz zur Heldin des neuen Buchs von Leonora Leitl.
Wenn ein Schimmelpilz über seine Eigenschaften und Aufgaben erzählt, sich "Zuverlässigkeit", "Gründlichkeit" und "Zähigkeit" attestiert, was sich nicht nur auf die Arbeit im Komposthaufen, sondern auch auf die Tätigkeit im Kühlschrank oder Keller bezieht, ist das keine Wohlfühllektüre. Da ändert auch die Doppelseite über Schimmelkulturen zur Veredelung von Salami oder Käse nichts dran ...
Mit Leidenschaft und wunderbaren Farben (man beachte nur die Dokumentation einer schnellen Veränderung des Inhalts einer Jausendose auf Vor- und Nachsatzblättern) erzählt die oberösterreichische Autorin und Illustratorin in Text und Bildern über ein Phänomen unseres Alltags. Diesem sind schon kleine Kinder ausgesetzt (Hautpilz auf Babypopos), von dem aber auch Ältere oft nichts wissen wollen.
Wie schon im ausgezeichneten Buch "Willi Virus - Aus dem Leben eines Schnupfenvirus", schafft sie es auch in ihrem neuen Sachbuch, eine Lebensform, der man an sich nicht viel abgewinnen kann, so darzustellen, dass man sich mit großem Interesse mit ihr auseinandersetzt.