Chlodwig
Als der Neue in die Klasse kommt, ist allen klar, dass dieser Junge zwar nicht Fußball spielen, aber gut rechnen kann. Woran man das sieht? Am perfekten Seitenscheitel, dem schüchternen Blick oder am Namen?
Chlodwig, so heißt er nämlich, wird neben Bert gesetzt - die beiden sind so grundverschieden wie ihre Familien: Chlodwigs Eltern, Zahnarzt und Architektin, leben in einer karg mit Designermöbeln ausgestatteten Riesenwohnung und arbeiten ständig. In der kleinen Wohnung von Berts Familie geht es dagegen drunter und drüber, es ist unaufgeräumt, eng, laut. Kein Wunder bei vier Kindern und wenig Geld, das als Abwäscher und Putzfrau, verdient wird. Trotzdem werden sich die beiden Protagonisten gut verstehen …
Will Gmehling greift in seinen Büchern schwierige Themen auf. In diesem ist der große Unterschied in den Lebensverhältnissen der grundlegende Konflikt: Hier erheblicher Wohlstand, dort fast prekäre Verhältnisse und permanenter Geldmangel.
Wie der Autor zuspitzt und dann auch noch das Lebensgefühl verteilt - soziale Kälte und Sprachlosigkeit zu Reichtum, Herzlichkeit und Wärme zu Armut -, ist natürlich ein Spiel mit Klischees. Dass die Erzählung funktioniert, komisch und auch glaubwürdig ist, liegt am lakonischen und zugleich herzlichen Erzählton, aber auch an den mit nur einer Schmuckfarbe kolorierten Zeichnungen. Wie Jens Rasmuss die Figuren in den Raum stellt, ihnen Haltung und Emotionen mitgibt, Szenen auf den Punkt bringt, ist große Illustrationskunst.