OpenClassroom: Open Data trifft Lehre

Am Open Data Day demonstrierte die Berufsschule für Verwaltungsberufe welch wichtige Rolle offene Daten in der Berufspraxis der Lehrlinge spielen.

Reportage
Am Computer müssen die Lehrlinge wichtige Begriffe des Auskunftsgesetzes mit den entsprechenden Definitionen kombinieren.

Am 1. März wurde international zum Open Data Day geladen. Der Open Data Day ist ein Aktionstag, an dem auf die Bedeutung von Open Data (also „offenen Daten“) aufmerksam gemacht wird. Auf Webseiten wie data.gv.at oder auch open.wien.gv.at lassen sich zahlreiche offengelegter Daten erheben. Seien es z.B. Daten über die Standorte von Taxistandplätzen in Wien, über die Anzahl an Fahrradabstellplätzen in Wien oder auch Daten über die Stationen in Wiens öffentlichen Spitälern. Die Offenlegung solcher Daten sorgt nicht nur für Transparenz. Auch bei praktischen Apps oder Web-Anwendungen werden oftmals offengelegte Daten genutzt. Zum Beispiel bei diversen Apps, die sich der Fahrplandaten der Wiener Linien bedienen oder bei Apps, die Auskünfte über Kurzparkzonen in Wien geben. Open Data hat aber auch Grenzen, denn ein wesentliches Prinzip besagt, dass keine Daten veröffentlicht werden dürfen, mithilfe derer man auf einzelne Personen rückschließen könnte.

Ein Prinzip, dass in ähnlicher Form auch die Lehrlinge in Verwaltungsberufen kennen – je nach Anlassfall als Amtsverschwiegenheit, Datenschutz oder auch Auskunftspflicht. Neben Workshops und Datenspaziergängen wurde im Zuge des Open Data Days daher auch zum „OpenClassroom“ in der Berufsschule für Verwaltungsberufe im fünften Wiener Bezirk geladen. Dabei lieferte die Klasse 1C spannende Einblicke in die vielfältigen Arbeitsaufgaben der Stadt Wien und zeigte vor allem auch vor, welch wichtige Rolle Open Data in ihrem Berufsleben spielt. 

Amtsverschwiegenheit, Datenschutz und Auskunftspflicht

Ein für Lehrlinge in Verwaltungsberufen besonders wichtiges Thema ist die Amtsverschwiegenheit. Zum Einstieg wurden daher zwei kurze Fallbeispiele demonstriert: Entnimmt man einer Tageszeitung, dass ein Prominenter seit kurzem im Spital liegt, darf man die Information an andere weitergeben. Arbeitet man jedoch beim Wiener Krankenanstaltenverbund und erfährt dort, dass ein Prominenter aufgrund einer Lungenentzündung stationär aufgenommen wurde, unterliegt diese Information der Amtsverschwiegenheit. Am interaktiven Whiteboard stellten die Lehrlinge im Anschluss mithilfe der Software ActivInspire ihr Wissen rund um Amtsverschwiegenheit, Datenschutz und Auskunftspflicht unter Beweis: Entsprechende Lückentexte mussten gefüllt, Satzteile in die richtige Reihenfolge gebracht und Behauptungen mit „Stimmt“ oder „Stimmt nicht“ vermerkt werden.

„Die Spannung zwischen Amtsverschwiegenheitspflicht und Auskunftspflicht werden unter anderem durch praxisnahe Fallbeispiele vermittelt“, erklärt Karin Ruck, Lehrende an der Berufsschule für Verwaltungsberufe. Natürlich könne aber nicht jedes mögliche Beispiel aus der Praxis thematisiert werden. Vielmehr wolle man die Lehrlinge sensibilisieren, um im Anlassfall ruhig zu handeln, zur Sicherheit noch einmal nachzufragen und gegebenenfalls höflich auf notwendige Wartezeiten hinzuweisen.

Gesetzestext in Learning Apps

Solche Fallbeispiele wurden auch beim OpenClassroom vorgeführt: Ein Mann hat Baupläne zur Renovierung seiner Wohnung eingereicht. Darf man als Mitarbeiter der Baubehörde Auskunft darüber geben, ob das Vorhaben genehmigt wird oder nicht? Ja, denn hier greife das Auskunftspflichtgesetz, erklärten die Lehrlinge. Mithilfe zweier Learning Apps mussten sie im Anschluss wichtige Begriffe des Auskunftsgesetzes mit den entsprechenden Definitionen kombinieren. Danach musste der Gesetzestext des Auskunftsgesetzes in Form eines Lückentexts korrekt ausgefüllt werden.

Eine Besonderheit des OpenClassrooms ist, dass die Unterrichtsinhalte und  -materialien in Zusammenarbeit mit der Bezirksvorstehung Margareten und diversen Magistratsabteilungen der Stadt Wien entstanden. Dabei wurde nicht nur Open Data genutzt, um die Lerninhalte noch genauer auf die aktuellen Anforderungen der Lehrlinge an den Dienststellen abzustimmen, auch die Förderung der Medienkompetenz wurde, z.B. durch den Einsatz des interaktiven Whiteboards oder Learning Apps, im Zuge dessen berücksichtigt.

Open Data in der Praxis

Auch Beschwerdemanagement ist Teil der Aufgaben der Verwaltungsassistenz-Lehrlinge. Anhand verschiedener Fallbeispiele und Aufgaben wurde klar, dass Open Data dabei mitunter sehr hilfreich sein kann. Zum Beispiel, wenn die Beschwerde eines Radfahrers behandelt wird, der über zu wenige Fahrradabstellplätze im Bezirk klagt. Der Webseite www.data.gv.at kann man Daten mit der genauen Anzahl der Fahrradabstellplätze in Wien entnehmen. Also erstellen die Lehrlinge eine grafische Aufbereitung der Daten und vergleichen als Zusatzaufgabe die Anzahl der Fahrradabstellplätze mit den jeweiligen Einwohnerzahlen der Bezirke. Ebenso kann man Personen, die um Auskunft bitten, oftmals mithilfe des Wiener Stadtplans (wien.gv.at/stadtplan) helfen und sie so z.B. über die genauen Standorte von Citybike-Stationen oder mobilen Problemstoffsammelstellen informieren, wie in Form einer weiteren Aufgabe demonstriert wurde.

„Die Stadt Wien produziert viele Daten, die man im Schulleben und im Unterricht einbauen kann“, erklärt Karin Ruck. Immerhin bestünde eine Stadt aus vielen Daten. „Wenn diese Daten gesammelt werden und dann wieder transparent gemacht werden, ist das für uns auch ein Weg eine Stadt – das Zusammenleben – besser zu verstehen.“