Studie: Jugendliche im digitalen Zeitstress
Viele Menschen fühlen sich durch die übermäßige Nutzung von digitalen Geräten gestresst. Diese Entwicklung macht auch vor Jugendlichen nicht halt, wie eine aktuelle Studie des Instituts für Jugendkulturforschung im Auftrag von Saferinternet.at belegt. Dieser zufolge nehmen bereits 35 Prozent der Jugendlichen digitalen Zeitstress wahr.
Digitale Geräte werden auch mal zu viel
Bei einer repräsentativen Online-Umfrage wurfen 400 Jugendliche im Alter von 11 bis 17 Jahren befragt. Ergänzt wurde die Studie durch Fokusgruppen und Praxiserfahrungen aus den österreichweiten Saferinternet.at-Workshops. Mehr als ein Drittel der Befragten (35%) gab an, dass ihnen das Handy und andere digitale Geräte manchmal zu viel werden. Das trifft auf 15- bis 17-Jährige (44%) häufiger zu, als auf 11- bis 14-Jährige (27%). Unterschiede gibt es auch zwischen Mädchen (40%) und Burschen (32%).
59 Prozent sind genervt, dass ihre Freunde zu viel auf ihr Handy schauen, wenn sie gemeinsam unterwegs sind. Fast genauso viele (55%) nervt es sogar, dass sie selbst zu viel auf das Smartphone schauen. Jugendliche sind in dieser Hinsicht auch kritisch gegenüber ihren Eltern: 34% der Befragten stört, dass diese zu viel Zeit mit dem Handy verbringen.
Stress, sofort antworten zu müssen
60 Prozent der Jugendlichen gehen davon aus, dass sie auf Nachrichten in WhatsApp, Snapchat & Co. sofort oder zumindest innerhalb weniger Minuten eine Antwort erhalten. Gleichzeitig zählt diese Erwartungshaltung auch für sie selbst zu den größten Stressfaktoren. Auch Gruppen, in denen manchmal Hunderte Nachrichten täglich ausgetauscht werden, verstärken diesen Stress. Sich dem "Gruppendruck" zu entziehen, geht oft mit der Angst vor sozialen Nachteilen und Ausgrenzung einher.
"Im digitalen Zeitalter sind Kinder und Jugendliche gefordert, mit den Verlockungen der ständigen Erreichbarkeit und der Ablenkung durch digitale Geräte umzugehen. Dabei brauchen sie Unterstützung - gerade von den Eltern", so Bernhard Jungwirth, Saferinternet.at-Koordinator. Der Studie zufolge gibt oder gab es bereits in 62% der Familien der befragten Jugendlichen Regeln zur Nutzung digitaler Geräte. Die häufigsten sind Handyverbot beim gemeinsamen Essen, kein Handy beim Erledigen der Hausaufgaben und Zeitlimits. Gleichzeitig spielt innerhalb der Familie für die Hälfte der Befragten auch die ständige Erreichbarkeit eine wichtige Rolle.
Regeln ausmachen macht Sinn
Knapp die Hälfte der Befragten (46%), die aktuell Erfahrungen mit Regeln haben, gab an, sich "immer" oder "fast immer" daran zu halten, weitere (43%) antworteten mit "eher schon". Auch wenn die eine oder andere Selbsteinschätzung womöglich hinterfragt werden könnte, so macht Regeln ausmachen dennoch Sinn, meint Barbara Buchegger als pädagogische Leiterin von Saferinternet.at: "Für die Akzeptanz von Regeln bei den Kindern ist es entscheidend, dass es auch Regeln für die Eltern gibt. Und dass Eltern genauso bereit sind, Konsequenzen zu tragen und sich nicht in Ausrede flüchten. Von diesem Verhalten der Eltern lernen Kinder enorm viel."
Vor allem unter den älteren Jugendlichen gibt es erste Vorreiter gegen den digitalen Zeitstress. 28 Prozent der Befragten gaben an, schon einmal eine "digitale Diät" gemacht zu haben, also eine Zeit lang bewusst auf Handy und Computer verzichtet zu haben. Zu den praktischen Tipps der Jugendlichen gegen Online-Stress zählen etwa Benachrichtigungen zu deaktivieren, immer wieder den Flugmodus einzuschalten, häufig genutzte Apps vom Startbildschirm zu verbannen und nach hinten zu verschieben und sich in bestimmten Alltagssituationen (z.B. beim Warten auf den Bus) vorzunehmen, das Handy in der Tasche zu lassen und beispielsweise einfach nur Musik zu hören. Zudem bieten mittlerweile immer mehr Apps und Hersteller von Betriebssystemen Hilfestellungen für einen maßvollen Einsatz digitaler Geräte und ermöglichen z.B. eine Stummschaltung in der Nacht oder die Anzeige der Zeit, die pro Tag in der jeweiligen App verbracht wurde, erläuterte ISPA-Generalsekretär Maximilian Schubert.