rotkäppchen fliegt rakete
Fliegen, Maulwürfe und "22 fußballhasen", Eisbären ("eisbärn das sind weißbärn / die schwimmen in kalten eismeern") oder ein Tag am Strand, die Frage nach dem Ort, an dem man sich zuhause fühlt oder die Unlust, frühmorgens aufzustehen ("morgens da komm ich nicht aus dem bett / ich lieg so schön warm und mollig komplett …") - über all das kann man Gedichte schreiben.
Und natürlich über das titelgebende "rotkäppchen", das nicht in den Wald spaziert, sondern mit der Rakete "weit ins kalte all hinaus" fliegt, um nach der Umrundung des Monds, "in dem der böse wolf / drin wohnt", doch noch in Omas Wald zu landen.
Der Kieler Autor Arne Rautenberg kommt aus der Lyrik für Erwachsene und schreibt auch für Kinder. Nach "der wind lässt tausend hütchen fliegen" (Boje 2010, vergriffen), "montag ist mützenfalschrumtag" und "unterm bett liegt ein skelett", wofür der Autor 2016 mit dem Josef-Guggenmos-Preis ausgezeichnet wurde, ist der vorliegende Band schon seine vierte kinderlyrische Sammlung.
Sie beweist, dass der Dichter alle gängigen kinderlyrischen Formen perfekt beherrscht. Das Spiel mit Wörtern und Klängen, mit Rhythmus und Reim, mit literarischen Stoffen und mit Alltagsbegebenheiten, mit großen und kleinen Gefühlen, Sinn und Unsinn. Witz - auch Sprachwitz -, Welterklärung, Poesie und Nonsens sowie die Auslotung der Kinderwelt, das alles ist in diesen Gedichten zu finden.
Der ebenfalls in Kiel lebende Illustrator Jens Rassmus hat den Band illustriert. Zwar ist er immer zurückhaltend, aber seine Bilder sind mehr als Miniaturen, er konkretisiert und erweitert die Sprachbilder, setzt auch Kontrapunkte.
Beispiele für Rautenbergs lyrische Arbeit für Kinder und Erwachsene (auch seiner optischen wie selbst gelesenen Gedichte) sind auf seiner Homepage zu finden, ebenso wie literaturtheoretische Texte oder auch ein Essay mit dem Titel "Kindern Gedichte erklären".