Goldjunge
Sieben Jahre alt ist Beethoven in der ersten Szene: Der Junge wird von älteren Buben verprügelt und gedemütigt, geht voller Wut heim, setzt sich ans Klavier und „lässt die Musik allen Unrat forttragen“.
Von Letzterem gibt es genug in Beethovens Kindheit: ein trinkender Vater, der mit seinem „Goldjungen“ Geld verdienen will, ohne dessen Genie zu erkennen; Abhängigkeit von adeligen Gönnern, unglückliche Liebe … Dazu früh Krampf und Kampf mit dem eigenen Körper.
Mikael Ross, für „Der Umfall“ mehrfach ausgezeichnet, erzählt in dieser Graphic Novel über die Kindheit und Jugend Beethovens in Bonn und Wien. Er greift auf Verbürgtes zurück und fügt fiktive Szenen ein, etwa eine großartige Passage, in der Ludwig bei seinem ersten Wienbesuch 1786 den derb schimpfenden Mozart bei einem Buttenweib trifft. Mikael Ross inszeniert seine Geschichte in dunklen Tönen und arbeitet mit teils grotesken Körperbildern. Die Musik aber macht er in fantastischen Farben und Rahmen sprengenden Formen sichtbar.
Die besten Sieben im Jänner 2021 | Deutschlandfunk