Prinzessin Hannibal
Falls jemand die Widmung - "Für alle Helden in Blümchenstrumpfhosen" - auf dem Schmutztitel übersehen haben sollte, macht der erste Satz der Bilderbucherzählung noch einmal deutlich klar, worum es geht: "Es war einmal ein Prinz, der wollte lieber eine Prinzessin sein."
So einer war also Prinz Hannibal! Wünscht sich "Zuckerpüppchen statt Zinnsoldaten, Reifröcke statt Kettenhemden, Fächerwedeln statt Säbelschwingen ..." Gut, dasss der Prinz sieben ältere Schwestern hat, allesamt richtige Prinzessinnen, die müssen ihm doch sagen können, wie das mit dem Prinzessin-Sein funktioniert ...
Melanie Laibl erzählt die Geschichte dieses eigenwilligen Prinzen spürbar mit großer Lust: Mit wunderbaren Wortspielereien, frechen Reimen und klugen Anspielungen an diverse Märchen werden Klischees und Stereotypen, herkömmliche Vorstellungen von Geschlechterrollen und Selbstbestimmung aufs Feinste durcheinander gewirbelt, Frösche umsonst geküsst und Nächte schmerzfrei auf einer Erbse verbracht. Dass des Prinzens Herzenswunsch am Ende in Erfüllung geht, liegt allerdings weniger in der Botschaft alter Märchen begründet, als in der Tat des Helden - oder sollte man besser Heldin sagen?
Michael Roher hat den gewitzten Text mittels Collage in Szene gesetzt. Dabei konterkariert er den Text, spielt auf der Bildebene mit unseren Erwartungen und Vorstellungen, wechselt die Perspektiven und kleidet am Ende den Prinzen perfekt ein.
Sehr unterhaltsam - und darüberhinaus ein kluger Beitrag zur Diskussion der Geschlechterrollen.