Ein großer Tag an dem fast nichts passierte
„Da waren wir wieder. Mama und ich im selben Ferienhäuschen. Im selben Wald. Mit demselben Regen“. So beginnt dieses wunderbar poetische Bilderbuch, in dem sich das Kind in seiner Trauer über den Verlust des Vaters in sein eintöniges Computerspiel verkriecht. Die Langeweile scheint sich in und um ihn herum versammelt zu haben – bis das Spiel ins Wasser fällt und sich eine neue Welt auftut. Eine, in der mit großer Selbstverständlichkeit vier Riesenschnecken auftauchen können. Da beschließt das Kind, alles neu zu sehen, zu fühlen, zu riechen, zu schmecken. Sich mit einem Vogel zu unterhalten, in eine Pfütze zu springen, Steine zu sammeln. Zurück bei der Mutter ist es dann gar nicht nötig, von den Erlebnissen zu erzählen.
„Wir schauten uns an und atmeten den Duft von heißer Schokolade ein. Es brauchte nur das. Sonst nichts. An diesem magischen, unglaublichen Tag voller Nichts.“
So klingt das Ende, schön, leise, atmosphärisch dicht. Wie das ganze Bilderbuch, dessen Illustrationen geradezu Sogwirkung entfalten. Der Einsatz einer Sonderfarbe sorgt, dass das Orange der Regenjacke aus der verregneten Welt herausleuchtet. Beeindruckend ist die mimische Gestaltung der Gesichter, die mit wenigen Strichen Emotionen ausdrücken können. Denn um nichts weniger geht es hier. Um Trauer hinter riesigen Brillengläsern, um die Freude bei der Wiederbegegnung mit einer verloren geglaubten Erinnerung, um die Faszination ganz einfacher Sinneswahrnehmungen. Manchmal kann ein Tag, an dem fast nichts passiert, ein richtig großer, ein magischer Tag sein.