Die rasenden Reporter der OVS Phorusgasse
Es ist nachmittags in der offenen Volksschule Phorusgasse. Nach und nach trudeln etwa zehn Kinder aus der zweiten bis vierten Schulstufe im Klassenzimmer ein. Zwei Laptops und eine kleine Digitalkamera liegen bereit – und schon geht’s los. Lehrerin Julia Schmutzer ruft die SchülerInnen zu einer kurzen Besprechung, einer „Redaktionssitzung“, zusammen. Ein Kind nach dem anderen erklärt, was es für den heutigen Nachmittag geplant hat: Einige tippen ihre Interviews und Berichte vom letzten Mal am Computer ab. Andere machen sich auf, um ihre MitschülerInnen zu interviewen. Nach wenigen Minuten steht für alle fest, was heute zu tun ist und die SchülerInnen machen sich ans Werk.
Lehrerin als „Chefredakteurin“ des Phorusblitz
Das Endprodukt der rasenden Reporter ist die Schulzeitung, der „Phorusblitz“. Das umfangreiche Druckwerk erscheint einmal im Schuljahr, kleinere Sonderausgaben erscheinen zwischendurch. Auf Bestellung wird er an die MitschülerInnen aller Klassen verteilt. „In ein paar Wochen bringen wir wieder eine Sonderausgabe raus“, erklärt uns die Lehrerin. Vor allem für sie bedeutet das noch einiges an Arbeit, denn die Endauswahl und das Formatieren der Texte macht größtenteils sie selbst. Für die anfallenden Druckkosten (der „Phorusblitz“ wird in der Schule kopiert und mit Schnellheftern gebunden) stellt der Elternverein ein Budget zur Verfügung, erklärt Julia Schmutzer dankbar.
Während sich drei Mädchen nach einer kurzen Absprache mit der Lehrerin auf eine Interview-Tour durchs Schulgebäude begeben, wendet sich ein Junge an die Lehrerin. Er hat sich nun ein Thema überlegt, über das er schreiben möchte: „Darf ich etwas über Naruto schreiben?“, will er wissen. Eine kurze, gemeinsame Online-Recherche später, weiß auch Julia Schmutzer über den Anime-Helden Bescheid und stimmt zu. Thematisch haben die Kinder freie Wahl, solange es sich nicht um gewaltverherrlichende oder andere problematische Inhalte handelt: „Ich gebe ihnen schon manchmal Ideen, wenn ihnen nichts einfällt. Aber die Themen über die sie schreiben wollen, dürfen sie selbst aussuchen“, erklärt die Lehrerin.
Arbeit am Computer gehört dazu
Kurz darauf bittet eine Schülerin, die ihr Frühlingsgedicht vom letzten Mal gerade am Computer abtippt, um Hilfe. Unterstützung bei der Arbeit mit dem Computer gehört bei den rasenden Reportern dazu: Texte werden abgetippt, Bilder werden hinzugefügt und auch zur Online-Recherche wird der Computer benutzt. Während Julia Schmutzer der Schülerin am Computer hilft, schreiben zwei andere Kinder gemeinsam eine fantasievolle Geschichte. Ein Schüler malt seinen Spielplan weiter, der im Phorusblitz veröffentlicht werden soll. Denn darin finden natürlich auch Rätsel, Spiele, Bilder, Comics oder Witze ihren Platz.
Unterdessen kommen die drei Mädchen von ihren Interviews zurück und präsentieren Julia Schmutzer die Ergebnisse. Die Mädels haben so einige lustige Antworten ihrer MitschülerInnen dokumentiert und natürlich immer auch Fotos ihrer Interview-PartnerInnen gemacht. Unscharfe, über- oder unterbelichtete Bilder sortiert die Lehrerin gemeinsam mit den Mädchen aus, die sich nun Rätselbilder ausdenken wollen.
Nach insgesamt zwei Stunden endet der Freizeitkurs. Die SchülerInnen geben ihre Werke ab und packen zusammen. „Macht’s Spaß, ein rasender Reporter zu sein?“, wollen wir von einem Schüler wissen. Mit einem Lächeln im Gesicht antwortet er rasch: „Ja, sehr! Ich mag’s, dass ich in andere Klassen gehen kann (für Interviews, Anm. der Red.) oder ein eigenes Comic zeichnen darf!“. Daran will er auch nächste Woche gemeinsam mit einem Kollegen weiterarbeiten, dann soll die Geschichte rund um das Aufeinandertreffen des Anime-Helden Naruto und des Zauberers Harry Potter zum Abschluss gebracht werden.