Wenn „Denken lernen, Probleme lösen“ am Stundenplan steht

In der Volksschule Kindermanngasse wurde das „Denken lernen, Probleme lösen“-Set eifrig genutzt – eine Reportage.

Reportage
An der Volksschule Kindermanngasse wurden die Materialien des Denken lernen, Probleme lösen-Projekts eifrig genutzt. Die Lego WeDo-Sets kamen unter anderem im Werkunterricht zum Einsatz.

Birgit Döbrentey-Hawlik betritt die Klasse. Nach einer kurzen Absprache mit Lehrerin Julia Illetschek geht es los. Aufgeregt tuschelnd blicken die SchülerInnen der 2. Klasse auf die Tablets und Robo Wunderkind-Roboter, die Birgit Döbrentey-Hawlik mitgebracht hat. Als Teamlehrerin unterstützt sie in der Volksschule Kindermanngasse vor allem auch medienpädagogische Aktivitäten in den verschiedenen Klassen. Für die meisten Zweitklässler ist es heute das erste Mal, dass sie mit den Robotern arbeiten dürfen. Diese hatte die Schule im Rahmen des Denken lernen, Probleme lösen-Projekts zur Verfügung, ebenso iPads, Bee-Bots und Lego WeDo-Roboter-Sets.

Nach einer kurzen Einführung sitzen die Zweitklässler in Teams mit je einem Robo Wunderkind-Set beisammen und diskutieren, überlegen und bauen eifrig. Der Auftrag lautet „Baue einen Roboter, der Räder hat und nicht umfällt“. Gesagt – getan, nach wenigen Minuten sind die Modelle fertig, nun sollen sie programmiert werden. Einzelne technische Defekte beim Verbindungsaufbau zu den Tablets bringen die Lehrerinnen nicht aus der Ruhe. „Das passiert bei Technik oft so, wenn etwas ganz neu entwickelt wurde“, erklärt Birgit Döbrentey-Hawlik den SchülerInnen, während sie sich den Problemen annimmt. Unterdessen experimentieren andere SchülerInnen bereits mit den verschiedenen Programmierbefehlen und lassen ihre Roboter leuchten, Töne von sich geben und fahren.

Denken lernen, Probleme lösen ist bei Weitem nicht das einzige Projekt, an dem die Volksschule Kindermanngasse im 17. Wiener Gemeindebezirk teilnimmt. Sie sind MINT-Schule und eEducation.Expert-Schule, haben Digital Kompetente Klassen und nehmen jährlich an der First Lego League teil. Es gibt kaum ein Projekt mit Medien-Fokus, das sich die Wiener Volksschule entgehen lässt.

Surfschein, Dosendiktat und Wien mit dem Blue-Bot

Ein Stockwerk tiefer steht in der 3. Klasse bei Lehrerin Melanie Koller Freiarbeit am Plan. An einer Station wird mit Blue-Bot-Robotern und der Wien-Matte gearbeitet, die am LehrerInnen-Web zum kostenlosen Download zur Verfügung steht. Zwei Schüler beschäftigen sich derweil mit dem Surfschein, bei welchem Fragen zur sicheren Internetnutzung beantwortet werden müssen. „Bis zum Safer Internet Day in der jeweils 4. Klasse muss den jedes Kind absolviert haben, gestartet wird in der dritten“, erklärt Birgit Döbrentey-Hawlik. Eine andere Station besteht aus einem Dosendiktat mit Bee-Bot-Robotern, welches das Laufdiktat-Prinzip mit Bee-Bots kombiniert.

Währenddessen lädt Direktorin Ursula Cermak einige SchülerInnen zum Kindersekt-Empfang ein. Sie haben an der First Lego League Junior-Ausstellung teilgenommen. Ein anderes Team hat – als einziges Volksschul-Team überhaupt – an der First Lego League teilgenommen und einen ersten Preis in der Kategorie „Research“ erhalten. Dass sie dort gegen SchülerInnen-Teams im Alter von bis zu 16 Jahren antreten, stört sie nicht, sondern motiviert eher: „Wir sind zwar ein kleines Team, aber wir sind ‚Big Player‘ dort. Die kennen uns schon“, lächelt Direktorin Ursula Cermak stolz und gratuliert den Junioren.

Eigene Geschichten als Hörspiele

In einer vierten Klasse werden in der Zwischenzeit Podcasts aufgenommen, eine Idee, die Lehrerin Martina Auradnik in einem Seminar aufschnappte. Dabei werden aus selbst geschriebenen Geschichten der SchülerInnen spannende Hörspiele: Konzentriert liest eine Schülerin ihre lustige Geschichte vor, ein Klassenkollege steht bereit, um an der richtigen Stelle Geräusche mit dem Schlüsselbund und der Türe zu machen. Ein anderer kümmert sich darum, dass mit dem Aufnahmegerät alles klappt. Die SchülerInnen haben sichtlich Spaß – und nach einigen wenigen Versuchen ist ein perfekter Durchlauf ganz ohne Gekicher geschafft. Die fertigen Ergebnisse werden online in einem der Schul-Blogs veröffentlicht.

Im Werkunterricht bei Elisabeth Schmied wird derweil mit den Lego WeDo-Sets gearbeitet. In Zweier-Teams bauen die SchülerInnen die Forschungssonde Milo und dürfen sie wahlweise um einen Bewegungssensor oder einen Kippschalter ergänzen. Danach wird programmiert, mit ausreichend Zeit für Experimente mit verschiedenen Befehlen und Eingaben. Einige machen Wettrennen oder nehmen ihre eigene Stimme auf, andere experimentieren mit dem Bewegungssensor.

Birgit Döbrentey-Hawlik freut sich über die Motivation ihrer KollegInnen, medienpädagogische Aktivitäten in den Unterricht einzubinden. Anderen Lehrenden empfiehlt sie Mut zum Ausprobieren: „Einfach ausprobieren – es läuft! Wenn man von etwas begeistert ist und das ausprobiert, springen die Kinder darauf an.“ Offen zu sein für neue Inputs und Ideen, hält sie ebenfalls für wichtig, und „es muss ja nicht perfekt sein.“ Auch Angst vor möglichen technischen Defekten  beim Einsatz von Medien im Unterricht hält sie für unbegründet: „ Wenn etwas einmal nicht geht, geht’s nicht – die Kinder verstehen das.“



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