Reportage: Lernen und lehren mit Smartphones und Computer

Mathe und Englisch mit Smartphones und Convertibles - eine Reportage aus der NMS Sechshauser Straße.

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Ob für Mathematik oder auch für Englisch: Im Unterricht in der NMS Sechshauser Straße kommen immer wieder Microsoft Surface-Geräte und Smartphones zum Einsatz.

Dienstagvormittag im 15. Bezirk in Wien. Die Pausenglocke in der NMS Sechshauser Straße 71 läutet, die Stunde beginnt. Christian Hofmeister, der hier Mathematik, Geografie und Informatik unterrichtet, betritt seine vierte Klasse. Neben 22 Schülerinnen und Schülern wartet dort auch schon Kollegin Michaela Hofmeister auf ihn, die ihn in der heutigen Stunde unterstützt. Die 22 Jugendlichen sitzen an ihren Plätzen, ihre Smartphones vor ihnen auf den Tischen. Christian Hofmeister begrüßt die Klasse und beginnt zu erklären: "Heute üben wir mit den Smartphones für die Mathe-Schularbeit am Donnerstag. Am Anfang machen wir gemeinsam ein Kahoot-Quiz über Potenzen und Wurzeln." Er setzt sich an den Laptop am Lehrertisch um das Quiz zu starten, das via Beamer an die Wand projiziert werden soll.

Digitale Medien im Unterricht

Die NMS Sechshauser Straße ist eine Schule mit Informatik-Schwerpunkt. Alle SchülerInnen haben in allen Schulstufen mindestens eine Stunde Informatik pro Woche. Wer will, kann auch den Europäischen Computer Führerschein (ECDL) absolvieren. Eine Klasse der Schule wurde im Rahmen eines Pilotprojekts des Stadtschulrats im vergangenen Schuljahr mit Microsoft Surface-Geräten ausgestattet (sogenannte Convertibles: Laptops, die sich auch wie Tablets nutzen lassen). In den anderen Klassen werden immer wieder die Smartphones der SchülerInnen für Unterrichtszwecke eingesetzt, z.B. als Lexikon, Wörterbuch und Nachschlagewerk, um Vokabeln zu üben oder um den Wissensstand der SchülerInnen abzufragen. All diese Geräte kommen jedoch immer nur sequenzweise zum Einsatz, erklären Christian Hofmeister und sein Kollege Axel Schulze. In den Pausen sind Smartphones generell verboten.

Potenzen am Smartphone üben

Die Kahoot-Webseite in Christian Hofmeisters Mathe-Stunde lädt außergewöhnlich lange. "Seit's ihr im WLAN? Funktioniert's bei euch?", fragt er die SchülerInnen, die bejahen. Unterdessen teilt Michaela Hofmeister Zetteln mit QR-Codes darauf aus. Die QR-Codes führen zu diversen interaktiven Lernprogrammen, in diesem Fall zu verschiedenen Learning Apps und einem Learning Snack, die Aufgaben mit Potenzen, Quadrieren, Wurzelziehen usw. enthalten. Da das Quiz immer noch auf sich warten lässt, bittet Christian Hofmeister die SchülerInnen schon mit den Learning Apps anzufangen, während er die Internetverbindung prüft und den Browser neu startet.

Plan B für die Technik

"Man muss immer einen Plan B und C haben. Auch wenn man z.B. Videos zeigen will. Die muss man immer herunterladen, es könnte ja sein, dass die Verbindung nicht geht", weiß Michaela Hofmeister. Sie geht durch die Reihen und steht den Jugendlichen bei Fragen helfend zur Seite. Die SchülerInnen sitzen währenddessen grübelnd über ihren Smartphones und arbeiten mit den verschiedenen Lernprogrammen. Dabei müssen z.B. die Ergebnisse von 2er-Potenzen an einem Zahlenstrahl angeordnet werden, im Millionenquiz-Stil mit der richtigen Gleitkommadarstellung geantwortet oder die richtigen Ergebnisse zu Rechnungen mit rationalen Zahlen zugeordnet werden - all das jeweils am Smartphone.

Interaktives Quiz weckt Ehrgeiz

Schließlich wird das Kahoot-Quiz doch angezeigt. Ein Code wird via Beamer an die Wand projiziert, die SchülerInnen tippen ihn in die Kahoot-App auf ihren Smartphones ein. Mittels Beamer werden nun nach und nach Fragen eingeblendet, die die SchülerInnen auf Ihren Smartphones in der App beantworten. Der Ehrgeiz der Schülerinnen und Schüler ist sichtbar geweckt: Sie grübeln angestrengt und jubeln über richtige Antworten. Am Ende geht Christian Hofmeister die Fragen gemeinsam mit den Jugendlichen noch einmal erklärend durch.

Mit Quizizz Englisch üben

Nächste Stunde: Englisch mit Axel Schulze, der außerdem auch Geschichte und Informatik unterrichtet, in seiner dritten Klasse. Heute wird Axel Schulze von Kustodin und Lehrer-Kollegin Inge Peschek unterstützt. Vor den Schülerinnen und Schülern sind Microsoft Surface-Geräte aufgebaut. Es wird mit einem Quizizz-Quiz begonnen. "Bei solchen Sachen muss man den Kindern klar machen, dass das Resultat zählt, nicht die Geschwindigkeit", meint Axel Schulze, während Inge Peschek dies auch nochmals gegenüber den Schülerinnen und Schülern betont.

Interaktives Vokabel-Training

Später im Unterricht werden die Englisch-Vokabeln mithilfe von Quizlet geübt. Dabei können die SchülerInnen die Begriffe lernen, deren korrekte Aussprache hören und sich selbst mit automatisch generierten Tests am Smartphone abprüfen. "Das Erfreuliche an den meisten Lernapps ist, dass man das Rad nicht jedes Mal neu erfinden muss. Vieles ist schon fertig vorhanden und man passt's noch ein bisschen an", erklärt Axel Schulze einen der Vorteile und setzt fort: "Oder z.B. bei der Online-Hausübung in Englisch: Da krieg' ich als Lehrer direkt das Ergebnis, sehe wo Fehler gemacht wurden, was der/die SchülerIn gemacht hat und so weiter."

Und wie stehen die SchülerInnen zum Smartphone-Einsatz im Unterricht? "Ich find's cool", meint ein Schüler. "Und es macht auch Spaß", fügt eine Schülerin hinzu. Für Christian Hofmeister und Axel Schulze ist die Notwendigkeit Medien- und digitale Kompetenzen zu vermitteln klar: "Weil's keinen Beruf mehr gibt, wo sie's nicht einsetzen müssen", meint Schulze. Hofmeister fügt hinzu: "Es gibt ja sogar viele neue Berufe, die ohne Computer gar nicht möglich wären. Es ist einfach wichtig für die berufliche Zukunft der SchülerInnen."



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