Open Data
Kompetenzen der Digitalen Grundbildung
- Kommunikation
- Orientierung
Ressourcen
- Schüler:innen-Endgeräte & das Portal data.gv.at
- Software für Tabellenkalkulation, z.B. Excel
- evtl. Präsentationssoftware, z.B. PowerPoint, Prezi
Kontext
Sehr viele Apps, die wir tagtäglich verwenden, basieren auf offenen, also frei zugänglichen und maschinenlesbaren Daten: Navigation, Fahrpläne, Wetter, Parken, Informationsseiten von Ämtern und Behörden und vieles mehr. Verlässliche Datenquellen sind wichtig für die Wissenschaft, den Journalismus und dienen als Grundlage für gesellschaftliche Partizipation. Es ist daher spannend und wichtig zu wissen, aus welchen Quellen die Anwendungen ihre Daten beziehen, welche Bedingungen die Daten erfüllen müssen und wie die Abfrage funktioniert.
Diese Praxisidee eignet sich für Schulklassen der Sekundarstufen I und II.
Vorbereitung
Das Thema Open Data ist sehr umfangreich und komplex. Daher sollte sich die Lehrperson zuvor einen guten Überblick über verfügbare Anwendungen und Datensätze verschaffen, um die Schüler:innen anleiten zu können und passende Fragen und Aufgaben bereitzustellen. Einige Links zur Vorbereitung sind in den Sachinformationen zu finden.
Einstieg
DISKUSSION | Wozu dienen offene Daten?
Plenum
Gemeinsam soll recherchiert und besprochen werden:
- Was stellt ihr euch unter Open Data vor?
- Welche Daten dürfen überhaupt als offene Daten veröffentlicht werden, welche nicht? Was ist der Unterschied zwischen offenen Daten und persönlichen Daten? (Messdaten, Verwaltungsdaten, Statistiken vs. Namen, Adresse etc.)
- Verwendet ihr selbst Open Data? Wenn ja, in welcher Form, in welchen Anwendungen? (zB Wikipedia, OpenStreetMap etc.)
- Für wen und in welchen Bereichen sind offene Daten wichtig? Wer darf sie einsehen? Wer arbeitet mit den Rohdaten? (z.B. Wetterprognose, Verkehrsmeldungen, Budget…)
- Wo finde ich offene Daten? In welcher Form liegen sie vor? (maschinenlesbare Rohdaten vs. bearbeitete Daten/Studien)
- Was darf/kann ich mit Open Data machen? (zur persönlichen Information, für eigene Präsentationen, für Software-Anwendungen & Apps; z.B. diverse Apps, die sich der Fahrplandaten der Wiener Linien bedienen oder Auskünfte über Kurzparkzonen in Wien geben, siehe: data.gv.at/anwendungen)
Die Module bauen aufeinander auf, können aber auch einzeln durchgeführt werden.
Modul A: Kennenlernen von offenen Daten auf data.gv.at
INPUT | Das Portal data.gv.at
Partnerarbeit
Die Lehrperson stellt das Portal data.gv.at vor. Dort werden offene Daten Österreichs, nach Themen wie Bevölkerung, Umwelt, Kunst & Kultur, Verwaltung & Politik etc. geordnet, zur Verfügung gestellt. So sollen Datensammlungen von Behörden und Verwaltungen, die durch Steuergelder finanziert worden sind, für die Bevölkerung transparent und gleichzeitig für eigene Anwendungen nutzbar gemacht werden.
RECHERCHE | Offene Daten auf data.gv.at
Partner:innenarbeit
Die Schüler:innen bilden Paare und machen sich mit dem Portal vertraut. Den Paaren werden unterschiedliche Recherche-Aufgaben zugewiesen, z.B.:
- Von wem wurden die Daten veröffentlicht? Nenne drei Behörden und Stellen sowie jeweils einige Beispiele an Daten, die sie veröffentlicht haben! (siehe www.data.gv.at/publishers)
- Die Daten liegen in verschiedenen Dateiformaten vor. Nenne einige davon und erkläre, warum es diese unterschiedlichen Dateiformate gibt! Sind dir diese unbekannt, recherchiere im Internet, worum es sich bei diesen Dateiformaten handelt!
- Unter welcher Lizenz stehen die Datensätze? Was bedeutet das? (siehe www.data.gv.at/info/netiquette. Alles über CC-Lizenzen unter creativecommons.org/licenses)
- Welche Anwendungen gibt es, die auf die Informationen der offenen Datensätzen aufbauen? Nenne einige! Beschreibe ihre Funktion und nenne die Datensätze, auf die sie aufbauen!
Diese Aufgabe dauert etwa 10-15 Minuten.
PRÄSENTATION | Recherche-Ergebnisse werden gesammelt
Plenum
Nach der Recherche-Phase kommen die Schüler:innen wieder im Plenum zusammen und berichten über die Ergebnisse. Die interessantesten Erkenntnisse werden auf Tafel oder Flipchart gesammelt.
Modul B: Offene Daten nutzen
RECHERCHE | Ausgewählte Daten auslesen
Einzelarbeit | Partner:innenarbeit
Die Schüler:innen sollen bestimmte Datensätze aus Wien auf dem Portal data.gv.at auffinden und mit diesen weiterarbeiten. Dabei sollen die jeweils aktuellsten vorhandenen Datensätze genutzt werden. Bitte dabei beachten: Je nach Datensatz kann es dabei zu Verzögerungen von einigen Jahren kommen, da nicht immer gleich alle Daten auch frei verfügbar sind.
Beispiele für Aufgabenstellungen:
- Finde die fünf häufigsten Vornamen für Mädchen und Buben in Wien heraus und schreibe diese auf! (Vorgangsweise: "Vornamen Wien" ins Suchfeld eingeben, auf einen der Datensätze klicken, mit Excel oder LibreCalc/OpenCalc öffnen, Namen herauslesen)
- Wie viele Radabstellplätze gab es laut dem aktuellsten Datensatz in Wien? (Vorgangsweise: "Radabstellplätze Wien" ins Suchfeld eingeben, weiter wie oben)
- Erstelle mit Excel ein anschauliches Tortendiagramm des KFZ-Bestands in Wien für das aktuellste verfügbare Jahr!
- Öffne den Wiener Stadtplan, der auch auf Open Data basiert, unter www.wien.gv.at/stadtplan:
- ermittle den der Donau am nächsten gelegenen WienMobil Rad-Standort
- In welchem Bezirk befinden sich die meisten Museen?
- Wie viele Sozialmärkte gibt es in Wien?
- etc. …
ZWISCHENREFLEXION | Diskussion über Recherche-Ergebnisse
Plenum
Nach der Recherche-Phase kommen die Schüler:innen wieder im Plenum zusammen und reflektieren ihre Erkenntnisse. Mögliche Leitfragen können sein:
- Wie seid ihr vorgegangen, um die Informationen zu finden?
- Seid ihr alle gleich vorgegangen?
- Wie seid ihr mit den unterschiedlichen Dateiformaten zurechtgekommen?
- Fandet ihr die Daten übersichtlich strukturiert?
Modul C: Ideen für Anwendungen kreieren
RECHERCHE | Open-Data-Anwendungen
Plenum
Unter www.data.gv.at/anwendungen werden verschiedene Anwendungen aufgelistet, die auf den offenen Verwaltungsdaten basieren. Die Lehrperson stöbert gemeinsam mit den Schüler:innen durch die Liste! Welche Anwendungen sind besonders interessant? Auf welchen Datensätzen basieren sie? Welche haben besonders großen Nutzen für die Allgemeinheit?
PRAXIS | Eigene Anwendung entwickeln
Kleingruppe
Schließlich sollen die Schüler:innen nach dem Muster der zuvor recherchierten Anwendungen in Kleingruppen Ideen für eigene Apps entwickeln, jeweils ein kurzes Konzept erstellen und vorstellen:
- Welchen Nutzen hat die Anwendung für die Allgemeinheit?
- Welche Datensätze sind dafür erforderlich?
- Sind diese Datensätze bereits online zu finden bzw. wie/woher könnte man diese Daten bekommen?
- Wie soll die Anwendung aufgebaut sein? Welche Funktionen soll sie haben?
- etc.
Je nach Aufwand kann diese Phase wenige Minuten bis Stunden umfassen. Die Konzepte werden in Form von Plakaten oder Präsentationen gesammelt.
PRÄSENTATION | Eigene Open-Data-Apps
Plenum
Nach Abschluss der Entwicklungsphase kommen die Schüler:innen wieder im Plenum zusammen und die Kleingruppen präsentieren ihre Ergebnisse mittels PowerPoint/Prezi/Plakaten etc.
Modul D: Citizen Science - Daten für die Forschung sammeln
Im Rahmen dieses Moduls sollen die Schüler:innen Daten sammeln und diese auf einer ausgewählten Webseite eintragen. Dabei kann es sich um eine einmalige Aktion oder auch ein langfristiges Semesterprojekt handeln.
INPUT | Wie man selbst beitragen kann
Plenum
Die Lehrkraft zeigt einige Beispiele für nützliche Portale, wo man selbst sehr einfach zur Sammlung offener Daten beitragen kann, etwa Landkarten wie OpenStreetmap oder Citizen Science Projekte. Im Rahmen solcher Projekte können Bürger:innen durch das Sammeln von Daten in ihrem eigenen Umfeld zur wissenschaftlichen Forschung beitragen.
RECHERCHE | Projekt auswählen und dazu forschen
Gruppenarbeit | Plenum
In Kleingruppen oder aber als gesamte Klasse (je nach Schulstufe) sollen für ein ausgewähltes Projekt Beobachtungen gemacht und diese über eine Webseite und/oder App eingetragen werden (Beobachtungen online in einer Karte verorten, ein Online-Formular ausfüllen, Fotos hochladen).
Zunächst recherchieren die Schüler:innen Citizen Science Projekte oder wählen eines aus einer von der Lehrkraft vorgegebenen Liste aus. Danach setzen sie sich mit den Themen und Inhalten ihres ausgewählten Projektes - Biodiversität, Klimawandel, Flächenversiegelung, Zusammenleben von Mensch und Tier, Umweltschutz - auseinander. Die Ergebnisse können etwa auf Plakaten gesammelt werden.
Geeignete Projekte sind z.B.:
- StadtWildTiere Österreich der Vetmeduni Wien
- Naturbeobachtung.at des Naturschutzbundes
- Die Pflanzendatenbank Pl@ntNet
- Der Naturkalender von GeoSphere Austria
- Der Pilzfinder der Universität Wien
- Die Wintervogelzählung von BirdLife
- GeoQuest, eine App, mit der Veränderungen in der Natur dokumentiert werden
- Die offene Landkarte OpenStreetmap
- Die Nahrungsmitteldatenbank OpenFoodfacts
Weitere aktuelle und vergangene Projekte sind unter citizen-science.at zu finden.
PRAXIS | Daten sammeln und eintragen
Kleingruppen oder Plenum
Nun sollen die Schüler:innen als Forscher:innen tätig werden und Daten für die Wissenschaft sammeln. Im beschlossenen Zeitrahmen werden zu den ausgewählten Projekten Daten gesammelt und eingetragen. Das kann auf verschiedene Weise erfolgen - als Hausaufgabe, im Rahmen einer Exkursion, als Langzeitprojekt etc.
Reflexion
Plenum
Gemeinsam soll noch einmal zusammengefasst werden, worum es sich bei Open Data handelt, warum offene Daten sinnvoll und für wen sie nützlich sind.
Leitfragen können sein:
- Warum ist es wichtig, dass es "freie Daten" gibt?
- Was wäre, wenn nur einzelne Personen/der Staat einen Überblick über diese Daten hätte? Was wären Risiken?
- Welche Vorteile, aber auch Risiken liegen darin, dass sich bei einigen Datenbanken jeder Mensch einbringen kann? Wo ist das sinnvoll und wo nicht?
- Welche Anwendungen sind für die Allgemeinheit besonders nützlich und warum? Welches war die beste Anwendung, die ihr kennengelernt habt? Die beste Anwendung könnte in diesem Zusammenhang auch prämiert werden.
- Welche Erweiterungen wären noch sinnvoll? Welche Anwendungen fehlen euch?
- Welche Bedeutung kann Citizen Science haben?
- Welche interessanten Citizen Science Projekte gibt es gerade in Österreich?
- An welchen Citizen Science Projekten würdet ihr euch gerne in Zukunft beteiligen?
Weiterführende Ideen
Diskussionsanregungen:
- Wo liegen die Grenzen von Open Data? Was ist das Gegenteil von Open Data (Closed Data)? (Patente, Urheberrecht und geistiges Eigentum etc.)
- Diskutiere mögliche Vor- und Nachteile von Open Data! Siehe dazu auch de.wikipedia.org/wiki/Open_Data - Pro und Contra
- Ausgehend vom DerStandard-Artikel Sci Hub: Showdown um "Guerilla"-Portal für wissenschaftliche Arbeiten (1. März 2016) kann über die Möglichkeit des Zugangs zu wissenschaftlichen Erkenntnissen diskutiert werden.
- Für Fortgeschrittene: Im Informatikunterricht können auf Basis vorliegender Daten einfache funktionierende Apps programmiert werden, zum Beispiel eine Wetterstation. Wie man auf Wetterdaten der Geosphere Austria (früher ZAMG) zugreifen kann, wird hier in englischer Sprache erklärt: https://dataset.api.hub.geosphere.at/v1/docs/getting-started.html
Sachinformationen
Open Data sind Daten, die für alle Menschen zugänglich und einsehbar sind, verbreitet, verwendet und für eigene Anwendungen verarbeitet werden dürfen. Dabei kann es sich um Wissen handeln wie z.B. bei Wikipedia, um Geodaten, die auf einer Karte visualisiert werden wie z.B. bei OpenStreetMap oder um offene Verwaltungsdaten von Behörden (Open Government Data), die Bevölkerung, die Umwelt, Verkehr, Finanzen etc. betreffen, die für die Allgemeinheit interessant sind. Solche offenen Daten stehen für Europa auf europeandataportal.eu, für Österreich auf data.gv.at und für Wien auf digitales.wien.gv.at/open-data zur Verfügung.
Offene Daten müssen allerdings nicht zwingend kostenlos sein. Immer mehr an Bedeutung gewinnt Linked Open Data, also die globale Vernetzung von Daten. Das ist zB für Forschung und Wissenschaft von großer Bedeutung. Open Data hat aber auch Grenzen, da keine Daten veröffentlicht werden dürfen, mithilfe derer man auf einzelne Personen rückschließen könnte.
Video "Was ist Open Data?": https://www.data.gv.at/info/videos
Open Data liegen meist als maschinenlesbare Rohdaten vor. Diese haben den Vorteil, dass große Mengen an Information systematisch ausgewertet werden können. Diese Daten können dann von jedem bzw. jeder genutzt und zu eigenen Präsentation, Statistiken, Berichten etc. weiterverarbeitet werden. Dabei handelt es sich dann um bearbeitete Daten, die z.B. im PDF-Format vorliegen. Mehr zu maschinenlesbaren Dateiformaten gibt es bei bei codingdavinci.de.
Weiterführende Links
- Offene Daten Österreichs
- Open Government Wien
- European Data Portal
- Open Data Portal Österreich
- Weitere Ideen zum Einsatz von Open Data im Unterricht