Marinka
Wie ist das, wenn du zwar immer im gleichen Haus wohnst, aber doch kein richtiges Zuhause hast, nirgends verwurzelt bist? Denn dein Haus ist äußerst lebendig und begibt sich immer wieder aufs Neue und meist unangekündigt auf Wanderschaft. Wie ist das, wenn du dich alle paar Monate auf einem anderen Kontinent und in einer anderen Kultur wiederfindest? Wenn du stets an dieses Haus gebunden bist und daher keinerlei dauernde Freundschaften knüpfen kannst, nicht einmal in die Schule gehen darfst, kurzum kein "normales" Leben führen kannst?
Die 12-jährige Marinka weiß genau, wie das ist. Denn sie lebt in einem Haus auf Hühnerbeinen zusammen mit ihrer Großmutter, deren Aufgabe als Baba Jaga es ist, die Verstorbenen ins Jenseits zu begleiten. All ihr Wissen als Hüterin des Tores zwischen den Lebenden und den Toten versucht sie, an Marinka weiterzugeben, denn die soll künftig als nächste Baba Jaga das Ritual der Totenreise weiterführen. Doch Marinka will sich damit nicht abfinden. Sie bricht mit Traditionen und einigen der ihr auferlegten Regeln und ist alsbald auf sich allein gestellt.
Sophie Anderson gelingt mit ihrem Debüt, das zentrale Motive und Figuren des russischen Volksmärchens neu interpretiert, ein fantastischer Abenteuerroman. Dieser ist gespickt ist mit Lebensweisheit, Poesie und feinem Humor. Er hält jede Menge überraschende Wendungen für die LeserInnen parat und lässt sich gegenwärtig auch als ungewöhnlicher Beitrag zum Thema "Migration" lesen.