Ein Sommer in Sommerby
Mama ist beruflich in New York - und hat dort einen Unfall, also muss Papa sofort zu ihr fliegen. Weil niemand sonst in der Stadt ist - es sind ja Ferien - müssen die 12-jährige Martha, der vierjährige Mats und Mikkel, der sein erstes Schuljahr hinter sich hat, zur Oma aufs Land. Die sie nicht einmal kennen, weil die Familie infolge eines Streits, von dem die Kinder wie die LeserInnen lange nichts Genaues erfahren, seit Jahren keinen Kontakt zu ihr hat.
Dass man mit dieser Großmutter tatsächlich streiten kann, merken auch die Kinder schnell: Die eigenwillige Oma mit dem großen Dickschädel und einem Gewehr für alle Fälle lebt allein in einem alten Haus auf einer Landzunge, mit dem Dorf so wenig durch eine Zufahrtsstraße verbunden wie mit dem Rest der Welt über einen Telefonanschluss (geschweige denn WLAN).
Dass sich die Kinder in der Idylle wohlfühlen und mit ihrer Oma gut auskommen, ist dramaturgisch so naheliegend wie das Gewitter, das sich langsam aber sicher zusammenbraut: Alte Geheimnisse, hinterhältige Immobilienspekulanten und ein Sturm bringen Spannung in dieses Sommerleseabenteuer.
Kirsten Boie ist eine der erfolgreichsten deutschen Kinder- und JugendbuchautorInnen. Sie mag auf bekannte Motive zurückgreifen und ihre pädagogischen Vorstellungen (Vorbehalte gegen Helikoptereltern oder Medienflutung der Kinder) vielleicht eine Spur zu deutlich zum Ausdruck bringen. Ihr neues Buch ist aber jedenfalls ein gut geschriebenes und so leicht wie spannend zu lesendes Sommerabenteuer.