Medienerlebnisse verarbeiten in der Sekundarstufe

Schüler:innen üben Strategien um ihre Medienerlebnisse zu verarbeiten.
Sekundarstufe I
Sekundarstufe II
Deutsch
Geschichte & Sozialkunde
Geografie & Wirtschaftskunde
Naturwissenschaften

Kompetenzen der Digitalen Grundbildung

  • Kommunikation

Ressourcen

  • PC/Tablet/Smartphone
  • Stifte/Papier

Schüler:innen sind täglich mit digitalen Medien konfrontiert. Deren Inhalte können verschiedene Launen und Emotionen in uns auslösen. In dieser Projektidee erhalten Sie verschiedene Unterrichtsanregungen, um Schüler:innen dabei zu helfen, Medieninhalte und damit verbundene Emotionen zu verarbeiten und verschiedene Bewältigungsstrategien zu entwickeln. Die Module können als großes Projekt aufgezogen werden oder, je nach Bedarf der Klasse, einzeln oder adaptiert eingesetzt werden. 
Um die Stunde richtig einordnen zu können, ist es wichtig, den Schüler:innen vorerst klar zu machen, dass mediale Inhalte einen Einfluss auf uns und unser Gefühlsleben haben. Lassen Sie die Lernenden diskutieren, ob sie schon einmal etwas in den Medien gesehen, gehört oder gelesen haben, was in ihnen eine Emotion ausgelöst hat. Es ist nicht wichtig, ob dieses Gefühl positiv oder negativ war, da es in dieser einführenden Übung nur darum geht, Schüler:innen auf simple Weise aufzuzeigen, dass Medien, egal ob analog oder digital, immer einen gewissen Einfluss auf uns haben. Diese Erkenntnis ist wichtig, um die Klasse auf einfache Weise an die Thematik der Stunde heranzuführen.


Modul 1: Bewusste Auszeiten planen

Werden Medien bewusst konsumiert, passiert dies häufig, um einen gewissen Zustand, wie zum Beispiel Aufregung oder Entspannung, herbeizuführen. Das kann einen Menschen kurzzeitig gut tun und in einen wohligen Zustand der Erregung oder der Ruhe versetzen. Viele Inhalte, wie zum Beispiel gewaltvolle Szenen in einem Film oder erschreckende Nachrichten, wie der Ausbruch einer Pandemie, können uns aber auch schnell Angst machen und überfordern. Unabhängig davon, ob die Medienerlebnisse als positiv oder negativ interpretiert werden, ist es wichtig, die Medienzeit bewusst zu unterbrechen, um die erlebten Inhalte verarbeiten zu können. 
Um diese bewussten Auszeiten besser gestalten zu können, lassen Sie die Schüler:innen einzeln über folgende Aspekte nachdenken:

  • Wie lange soll meine digitale Auszeit sein?
  • Was kann ich in meiner digitalen Pause machen, damit ich gute Unterhaltung verspüre?
  • Was bereitet mir außerhalb von (digitalen) Medien das Gefühl von Spannung?
  • Was kann ich machen, um mich zu entspannen?

Nachdem die Lernenden kurze Notizen zu den Leitfragen gemacht haben, können sie ihre eigene digitale Auszeit planen. Bei dieser Aufgabe können die Schüler:innen kreativ werden:  Ob in Form eines strukturierten Zeitplans oder einer Art Liste, in welcher Aktivitäten abgehakt werden, ist alles erlaubt. Sind die Schüler:innen mit der Aufgabe alleine überfordert, können sie sich auch in Partner:innenarbeit darüber austauschen. Tipp: Lassen Sie die Schüler:innen ihre digitale Auszeit am besten am Wochenende ausprobieren und reflektieren gemeinsam, wie es den Lernenden dabei ergangen ist.

Modul 2: Recherche

Die große Masse an Medieninhalten und Berichterstattungen kann uns häufig Unsicherheit bereiten. Das betrifft vor allem Nachrichten über aktuelle Themen, welche uns oftmals belasten können. Um den Schüler:innen zu helfen, sich mit dieser Unsicherheit auseinanderzusetzen und im Zuge dessen ein Gefühl von Sicherheit zu erlangen, können Rechercheprojekte dabei helfen. Teilen Sie die Schüler:innen dazu am besten in Kleingruppen ein. So können die Lernenden gemeinsam nachdenken und recherchieren und somit durch gegenseitigen Input Medieninhalte aktiv bearbeiten. Jede Gruppe kann sich ein Thema auswählen. Im ersten Schritt besprechen die Schüler:innen, wieso sie das gewählte Thema beschäftigt und was sie dazu schon wissen. Im zweiten Schritt recherchiert die Gruppe: Mit Hilfe von sicheren Suchmaschinen (zum Beispiel BlindeKuh oder FragFinn) und seriösen Quellen sammeln die Lernenden Informationen zu ihrem Thema und dokumentieren die Ergebnisse. Da vor allem sensationelle Videos und emotionalisierte Sprache in Boulevardmedien unsere Emotionen stark ansprechen, ist es in dieser Übung umso wichtiger, verlässliche Quellen zu verwenden, die auf möglichst sachliche Informationen setzen. Nur so können sich die Schüler:innen mit der Thematik so neutral wie möglich beschäftigen. In Expert:innengruppen tauschen sich die Lernenden dann darüber aus, welche Informationen sie zu ihrem Thema gefunden haben und klären einander auf. Anschließend kann gemeinsam reflektiert werden:

  • Wie erging es dir dabei, Informationen selbst zu suchen?
  • Vergleiche deine Gefühlszustand: Stelle gegenüber, wie du dich fühlst, wenn du Informationen selbst recherchierst und wie es dir geht, wenn du diese in einem Nachrichtenbeitrag oder sogar auf einer Social Media Plattform, wie TikTok, siehst?

Diese Übung soll den Schüler:innen helfen, emotionalen Themen und Berichterstattungen neutral gegenüberzutreten. Durch die eigene Recherche und gemeinsame Auseinandersetzung mit dem Thema, wird ein Gefühl der Kontrolle und Sicherheit vermittelt, da Inhalte nicht rein konsumiert, sondern aktiv erarbeitet werden.
Tipp: Diese Übung bietet sich zwar für Nachrichten an, kann aber auch mit einem anderen Fokus umgesetzt werden. Ein Beispiel hierfür wäre eine Serie oder ein Film, welche/r Schüler:innen sehr beschäftigt. Dadurch können Eindrücke verarbeitet und Hintergrundinformationen, sowie Thematik gemeinsam beleuchtet und reflektiert werden.

Modul 3: Aktiv werden

Unabhängig vom Alter der Schüler:innen, ist es wichtig, über Medienerlebnisse zu sprechen, um diese gut verarbeiten zu können. Auch, wenn das leicht klingt, ist dies praktisch oft nicht so einfach umsetzbar, da es schwer ist, die eigenen Gefühle offen zu kommunizieren. Um dem entgegenzuwirken, kann der Klassenraum als sicherer Ort genutzt werden. Gibt es ein aktuelles Thema, welches stark im Internet kursiert, wie beispielsweise der Krieg in der Ukraine, kann gemeinsam darüber gesprochen werden, welche Emotionen die Berichterstattungen in uns auslösen. Wollen die Schüler:innen nicht den Anfang machen, dann erzählen Sie vorerst von ihrer eigenen Gefühlslage, um potenziellen Druck aus der Situation zu nehmen. Es ist auch wichtig, den Schüler:innen zu vermitteln, dass ihre Emotionen akzeptiert und ernst genommen werden. Gehen Sie besonders auf folgende Punkte ein:

  • Welche Form von Meldungen sind für euch sehr erschütternd?
  • Fällt es euch schwer, zu einem textuellen Bericht auch noch Fotos und Videos zu sehen?

Gemeinsam kann so realisiert werden, dass man mit den eigenen Gefühlen nicht alleine ist, sondern es anderen Menschen ähnlich geht. Dieses Verständnis leistet einen wichtigen Beitrag dazu, das Reflektieren der eigenen Emotionen zu erleichtern. Die besprochenen Inhalte können zum Beispiel in einem Klassenprojekt praktisch umgesetzt werden, um die damit verbundenen Emotionen durch kreatives Gestalten besser verarbeiten zu können. Gemeinsam können Gedanken in Form eines Plakates, Podcasts oder Videos gesammelt werden. Ist das Thema sehr präsent und nimmt die Schüler:innen stark mit, wie z.B. der Krieg in der Ukraine oder die Pandemie, können sich die Lernenden auch in Form von proaktiver Arbeit mit dem Thema auseinandersetzen. Zum Beispiel könnten gemeinsam Sachspenden gesammelt werden oder ein System überlegt werden, wie man von der Pandemie betroffenen Mitschüler:innen strukturierte Mitschriften zukommen lässt. Somit können Schüler:innen in unsicheren Situationen das Gefühl bekommen, aktiv etwas zur Situation beizutragen und negative Emotionen auf kreative Arbeit zu fokussieren.


Reflexion

Anschließend sollte mit den Schüler:innen gemeinsam reflektiert werden:

  • Wie hast du diese Übung/ diese Übungen empfunden?
  • Wie empfindest du den Einfluss von Medien auf dein Gefühlsleben?
  • Fiel es dir schwer, dich mit deinen Medienerlebnissen auseinanderzusetzen?

Weiterführende Ideen

Monatliches Check-Up
Nutzen Sie zumindest einmal im Monat, oder je nach gegebenen Anlass, einen Teil der Stunde, um mit der Klasse über ihre Medienerlebnisse zu sprechen. Dies kann zum Beispiel in Form einer schnellen Mindmap stattfinden und stärkt so kontinuierlich die emotionale Reflexionsfähigkeit der Schüler:innen.