Digitales Erinnern an die NS-Zeit im Unterricht
Vor wenigen Tagen haben wir im Rahmen unserer Reihe "Lern-App des Monats" die Anwendung "WDR AR 1933-1945" genauer vorgestellt, mit deren Hilfe Zeitzeug:innen des Zweiten Weltkriegs in das Klassenzimmer "geholt" werden können und somit das Thema Nationalsozialismus mit Schüler:innen bearbeitet werden kann. Die App setzt dabei auf Augmented Reality, bietet ein breites Spektrum an Inhalten und zudem auch weiterführendes Unterrichtsmaterial. Mehr Informationen finden Sie dazu auch in unserem ausführlichen Testbericht.
Aber auch abseits davon gibt es mittlerweile zahlreiche Projekte und Anwendungen, die unterstützendes Material zur Aufarbeitung dieser Zeit gemeinsam mit den Schüler:innen anbieten. Einige davon wollen wir Ihnen hier vorstellen:
Unterrichtsmaterial und App zum KZ Mauthausen
erinnern.at bietet auf seiner Webseite umfangreiches Unterrichtsmaterial, um mit Schüler:innen die Geschichte und Funktion des größten Konzentrationslagers auf österreichischem Gebiet, dem KZ Mauthausen, aufzuarbeiten. Neben einer aufbereiteten Unterrichtseinheit für 13- bis 14-Jährige finden sich auf der Überblicksseite auch noch zahlreiche digitale Zusatzangebote und Unterrichtsvorschläge, wie etwa Videos mit Zeitzeug:innen.
Über die auch für andere Gedenkstätten und auch in anderen Ländern nutzbare App "IWalk" (Android, iOs) ist es zudem möglich, einen virtuellen Gang durch das ehemalige Konzentrationslager zu machen. Diese kann sowohl begleitend vor Ort als auch im Klassenzimmer eingesetzt werden. erinnern.at stellt zudem auch noch zahlreiches anderes Lernmaterial für andere Gedenkstätten und Themen rund um das Thema Nationalsozialismus zur Verfügung.
Arolsen Archives: Erinnern durch digitales Erfassen
Die deutschen Arolsen Archives rufen unter dem Motto "every name counts" zur aktiven Mithilfe bei der digitalen Erfassung von Opfern des Nationalsozialismus auf. Mit ihrem Angebot richten sie sich auch gezielt an internationale Schulen und bieten zudem auch eigens erstelltes Unterrichtsmaterial zu verschiedenen Themen der Zeit zwischen 1933 und 1945 an. Die im Jahr 2020 gestartete Kampagne "every name counts" bietet dabei eine neue und sehr direkte Möglichkeit für junge Menschen, sich aktiv mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen und Bezüge zur eigenen Lebenswirklichkeit herzustellen.
Es geht darum, die Namen und Daten von vielen Millionen Opfern des Nationalsozialismus, deren Dokumente bereits eingescannt vorliegen, nun digital zu erfassen. Zur Teilnahme ist ein Bildschirm zumindest in der Größe eines Tablets nötig. Die Einträge werden erst nach dem "Sechs Augen"-Prinzip ins Archiv übernommen. Das heißt: Nur wenn drei Einträge unabhängig voneinander übereinstimmen, wird das Material verarbeitet. Für Schulen wird die Teilnahme ab der späten Sekundarstufe I empfohlen.
Lern-App "Fliehen vor dem Holocaust"
Zahlreiche individuelle Fluchtgeschichten aus der Zeit des Nationalsozialismus können mit der interaktiven Lern-App "Fliehen vor dem Holocaust" (Android, iOs) nachvollzogen werden. Die Anwendung ermöglicht dabei individuelles Lernen: Die Jugendlichen wählen eine Person aus, vertiefen einzelne sie interessierende Aspekte und erstellen ein persönliches Album ihrer Begegnung. Indem sie diese Ergebnisse jemandem mitteilen und/oder in der Klasse austauschen, lernen sie voneinander. Für Pädagog:innen steht ein informatives Handbuch bereit.