Jugendliche und Medien nach der Pandemie

Studie untersuchte das Medienverhalten der 11- bis 18-Jährigen.

Studien
Ein junges Mädchen sitzt mit einem Tablet an einem Tisch

Die Jugend-Medien-Studie der oberösterreichischen Education Group widmet sich in diesem Jahr wieder dem Medienverhalten der 11- bis 18-jährigen Österreicher:innen, nachdem im letzten Jahr die Gruppe der Unter-Zehnjährigen im Mittelpunkt der Untersuchung gestanden ist.

Befragt wurden diesmal 500 Jugendliche aus Oberösterreich im Alter von 11 bis 18 Jahren, 300 Eltern mit Kindern in dieser Altersspanne und 200 Pädagog:innen der Sekundarstufe 1 in Oberösterreich. Aufgrund der Größe der Sample können die Ergebnisse durchaus auch als Referenzwert für das gesamte Land erachtet werden, wie die Education Group festhält.

Jugendliche zurück in der „Normalität“

War die letzte Erhebung im jugendlichen Alterssegment (2021) noch geprägt von der Situation rund um Covid 19, so kehrte 2023 - auch in den erhobenen Zahlen - wieder „Normalität“ ein. Unverändert bleibt das Treffen mit Freundinnen und Freunden die wichtigste Freizeitbeschäftigung der jungen Menschen, dahinter folgen Ausruhen und Entspannen (deutliches Plus, da sah man im Corona-Jahr deutlich weniger Notwendigkeit) sowie die Beschäftigung mit Computer, Tablet & Smartphone. Deutlich häufiger als noch vor 2 Jahren sind die Jugendlichen wieder in den Kinos zu Gast oder gehen am Abend aus, abgenommen haben hingegen manche Aktivitäten zuhause in den eigenen vier Wänden.

Nutzung von Tablets nimmt zu

Für viele Jugendliche ist ein Leben ohne Smartphone nicht mehr vorstellbar, Computer, Internet und Fernseher gehören ohnehin zum Alltag dazu. In den letzten beiden Jahren ist allerdings die Bedeutung des Tablets spürbar angestiegen, auch Smartwatches sind heute deutlich häufiger an jungen Handgelenken zu finden als noch 2021. Musik konsumieren die oberösterreichischen Jugendlichen sowohl über YouTube als auch über Streaming-Anbieter wie Spotify, Apple-Music oder Amazon-Music, nur ein Drittel nennt das „herkömmliche“ Radio. Im Vergleich der aktuellen Zahlen mit der Erhebung des Jahres 2021 wird deutlich, dass Streaming-Anbieter zulegen konnten und YouTube etwas an Bedeutung verloren hat.

Digitale Kommunikation ein zentraler Aspekt

Die Jugendlichen kennen durchwegs eine Vielzahl an sozialen Netzwerken: WhatsApp, YouTube, Facebook, Instagram, TikTok und Snapchat sind zumindest drei Viertel der jungen Menschen in Oberösterreich ein Begriff. Genutzt wird WhatsApp besonders häufig, dahinter folgen YouTube, Instagram, Snapchat und TikTok (siehe dazu auch Jugend-Medien-Monitor 2023). Aus subjektivem Empfinden besonders wichtig ist WhatsApp, nur Snapchat und TikTok können da mithalten. Junge Menschen verbringen viel Zeit in den sozialen Netzwerken, besonders intensiv beschäftigen sich die Nutzer:innen mit TikTok  und YouTube.

Mit den Eltern wird überwiegend persönlich gesprochen, aber auch hier sind WhatsApp und Co nicht aus der Kommunikation in Familien wegzudenken: Mehr als zwei Drittel der Jugendlichen kommunizieren fast täglich über Instant-Messaging-Dienste wie WhatsApp, Telegram oder Signal mit ihren Eltern. Aus der Sicht der Jugendlichen haben derartige Kontakte mit den Eltern in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. In der Kommunikation mit Freund:innen sind Instant-Messaging-Dienste bereits häufiger als der persönliche Kontakt. Mit Lehrer:innen überwiegt der persönliche Kontakt.

Jugendliche surfen intensiver und mehr

Mittlerweile verbringen junge Menschen, nach eigener Einschätzung, täglich etwa 130 Minuten im Internet – neuerlich ein leichter Anstieg der Nutzungsintensität. Die Jugendlichen nutzen dabei YouTube, suchen nach Informationen (auch für die Schule), sehen sich Filme an und sind auf Instant-Messaging-Seiten aktiv. Weiterhin stehen Suchmaschinen hoch im Kurs und man fühlt sich über vertrauenswürdige Seiten und Möglichkeiten zur Kontrolle gut informiert.

Mehr als zwei Drittel der Befragten haben im Internet bereits nach sich selbst gesucht; im Datenhandling präsentiert man sich weiterhin sensibilisiert und setzt auf Vertraulichkeit bei Themenfeldern wie der eigenen Adresse, der Uhrzeit, wann Eltern nicht zu Hause sind, oder der eigenen Handynummer. Über Regelungen zur Veröffentlichung von Fotos und Videos fühlen sich drei Viertel gut informiert. Grundsätzlich schätzen die Jugendlichen ihr Internet-Wissen als gut ein – und attestieren sich selbst mehr Kompetenz als dem Umfeld.

Durchaus beachtenswert an den Zahlen ist auch, dass Tools der Künstlichen Intelligenz, wie etwa ChatGPT, bereits voll im Bewusstsein der Jugendlichen angekommen sind. Dies hatten wir in einem Vorabbericht über die Studie auch bereits genauer ausgeführt.

Eltern erkennen hohen Einfluss der Medien

Für die Studie wurden aber auch oberösterreichische Eltern und Lehrer:innen befragt. Dabei fällt über den Zeitraum von mittlerweile 15 Jahren, in dem diese Medienstudie mittlerweile erhoben und veröffentlicht wird, vor allem auf, dass der Einfluss der Medien auf das Familienleben auch laut Eigeneinschätzung sukzessive zunimmt. Inzwischen beurteilen zwei Drittel der oberösterreichischen Eltern diesen Einfluss als groß – 2008 tat dies nur jede(r) Dritte.

Auch der hohen Bedeutung von digitaler Kommunikation innerhalb der Familie sind sich Eltern absolut bewusst, und schätzen dabei vor allem die jederzeitige Erreichbarkeit ihrer Kinder. Gut eingeschätzt wird von den Eltern die Nutzung von WhatsApp und YouTube, bei sozialen Diensten wie Instagram, Snapchat und vor allem TikTok wird die Relevanz für junge Menschen spürbar unterschätzt, dies gilt (fast durchwegs) auch bei der Nutzungsdauer dieser Dienste.

Pädagog:innen mit höherem „digitalen Selbstvertrauen“

Bei den befragten Pädagog:innen lässt sich ablesen, dass der Digitalisierungsschub durch die Pandemie nachhaltig seine Spuren hinterlassen hat. Die Wichtigkeit von Kompetenzen beim Umgang mit Smartphone und Lernprogrammen wird mittlerweile höher eingeschätzt als vor zwei Jahren. Auch der Einsatz von digitalen Schulbüchern im Unterricht gewinnt immer mehr an Bedeutung. Zudem stieg gegenüber 2021 auch das Selbstvertrauen bei der Einschätzung der eigenen digitalen Kompetenzen, wenn es etwa um die Einbeziehung von digitalen Medien in den Unterricht geht, aber auch um Kenntnisse über Risiken und Präventionsmöglichkeiten.

Nach einer Delle in der Begeisterung für den Computer im Schulalltag ist die Zustimmung diesmal deutlich größer: „Computer sind für die Schule nützlich“ und „Computer gehören zum Unterrichtsalltag einfach dazu“ wurden von den Lehrkräfte diesbezüglich am häufigsten genannt. Auch Tablets werden in Verbindung mit guten Lern-Apps mittlerweile als sinnvolle Ergänzung im Unterricht gesehen.


8. oberösterreichische Jugend-Medien-Studie 2023

Die gesamten Ergebnisse der Studie finden Sie auf der Seite der Linzer Education Group unter diesem Link. Durchgeführt wurde die Untersuchung vom Marktforschungsinstitut market.




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