Studie: Cyber-Mobbing hat in der Pandemie zugenommen

Das schulische Umfeld ist häufig Ort des Geschehens, aber auch der Hilfe und Prävention, wie eine aktuelle Studie zum Thema Cyber-Mobbing zeigt.

Studien Jugendkultur
17% aller befragten Jugendlichen gaben an, selbst schon einmal Opfer von Cyber-Mobbing gewesen zu sein. Die Schule ist dabei häufig Ort des Geschehens, aber auch der Hilfe und der Prävention.

Anlässlich des 19. internationalen Safer Internet Day am 8. Februar 2022 präsentiert Saferinternet.at gemeinsam mit Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm eine aktuelle Studie zum Thema Cyber-Mobbing. 17 % aller Jugendlichen sind, wie diese belegt, bereits Opfer von Cyber-Mobbing geworden. Und: Knapp die Hälfte der befragten Jugendlichen gibt an, dass Online-Schikanen während der Pandemie zugenommen haben.

17% waren selbst Opfer

Negative Online-Erfahrungen haben bereits viele Jugendliche gemacht: So hat fast die Hälfte (48 %) schon Beschimpfungen und Beleidigungen am eigenen Leib erfahren, gefolgt von Ghosting, also dem plötzlichen, unangekündigten Kontaktabbruch durch andere (46 %). Auch Lügen oder Gerüchte, die über die eigene Person verbreitet wurden (41 %), sowie Identitätsdiebstahl durch Fake-Profile (37 %), der ungewollte Erhalt unangenehmer Nachrichten (37 %) oder Einschüchterungsversuche (33 %) werden häufig genannt. Wie die Studie zeigt, waren 17 % der Befragten schon einmal Opfer von Cyber-Mobbing, 42 % haben dies bereits bei anderen mitbekommen. Jede/r Zehnte sagt sogar, selbst schon aktiv mitgemacht zu haben.

Motive: Spaß und Machtausübung

Jugendliche gehen davon aus, dass die TäterInnen nicht zwangsläufig mit böser Absicht handeln: 44 % sind der Meinung, dass diese die Grenze zwischen Spaß und Ernst schlicht nicht kennen. In der Präventionsarbeit ein Bewusstsein für unterschiedliche Wahrnehmungen zu schaffen, kann daher ein bedeutender sein. Ebenfalls als sehr häufiges Motiv wird der Wunsch nach Machtausübung (43%) genannt. Je rund ein Drittel der Befragten nennt als weitere Gründe die Demonstration von Gruppenzugehörigkeit (36 %), rassistische Motive (33 %) sowie das Unvermögen, mit dem eigenen Zorn umzugehen (31 %) und Langeweile (31 %). 

Die Täter:innen sind den Jugendlichen dabei größtenteils nicht unbekannt. Die Mehrheit gibt an, dass Opfer von Cyber-Mobbing gewöhnlich ahnen, wer dafür verantwortlich sein könnte (43 %) oder es sogar genau wissen (30 %). Dass Cyber-Mobbing vor allem im schulischen Umfeld passiert, zeigt sich auch hier: 43 % der Jugendlichen geben an, dass die TäterInnen dort zu finden sind, gefolgt von Internet-UserInnen (21 %) und Bekanntenkreis (8 %).

Hilfe holen als wichtigste Strategie

Als wichtigste Strategie gegen Cyber-Mobbing erachten es die Jugendlichen, sich Hilfe zu holen. Freund:innen werden von 78 % als wichtigste Ansprechpersonen genannt, gefolgt von Eltern (71 %) und Lehrenden (64 %). Theorie und Praxis klaffen allerdings manchmal auseinander: Denn mit 48 % meint fast die Hälfte der Befragten, dass Erwachsene in Cyber-Mobbing-Situationen oft nicht hilfreich sind. Ebenso hat ein Drittel (33 %) der Jugendlichen schon erlebt, dass Lehrende einen Fall nicht ernst genommen haben.

Schule ist Ort des Geschehens

Wenn es um Cyber-Mobbing geht, ist das schulische Umfeld sowohl Ort des Geschehens als auch Ort der Hilfe und Prävention. Daher müssen dort Angebote und Maßnahmen forciert werden: Notwendig sind zusätzliche Fortbildungen für Lehrende und DirektorInnen, ein Ausbau von Unterstützungsstrukturen wie Schulsozialarbeit oder Schulpsychologie und eine noch stärkere Thematisierung von Cyber-Mobbing im Unterricht, sind sich die Saferinternet.at-Expert:innen einig.


Was ist Cyber-Mobbing?

Unter Cyber-Mobbing versteht man das absichtliche und über einen längeren Zeitraum anhaltende Beleidigen, Bedrohen, Bloßstellen, Belästigen oder Ausgrenzen konkreter Personen über digitale Medien. Betroffene erleben meist eine Kombination verschiedener Erscheinungsformen.

Über die Studie:

Die Studie zum Thema „Cyber-Mobbing“ wurde vom Institut für Jugendkulturforschung und Kulturvermittlung im Auftrag von Saferinternet.at und ISPA durchgeführt. Bei der Online-Umfrage wurden 400 Jugendliche im Alter von 11 bis 17 Jahren repräsentativ nach Alter, Geschlecht und Bildungshintergrund befragt. Ergänzt wurde die Studie mit Praxiserfahrungen aus Saferinternet.at-Workshops.



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