Was viele Jugendliche an klassischen Nachrichten stört

Eine Studie gibt Einblicke, warum Jugendliche mit wenig Interesse an Nachrichten mit der aktuellen Medienlandschaft nur wenig anfangen können.

Studien
Vogelperspektive auf eine Gruppe Jugendliche die in einer Runde stehen, alle haben Smartphones in der Hand.
Die befragten Jugendlichen bevorzugen Informationen aus sozialen Medien vor klassischen Nachrichtenangeboten.

Eine neue Studie untersucht das Nachrichtenverhalten von jenen Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die nur geringes Interesse am aktuellen Weltgeschehen haben. Sie werden mit journalistischen Angeboten kaum noch erreicht (“gering Informationsorientierte”) und finden ihre Anliegen in den klassischen Nachrichtenmedien nicht wieder. Stattdessen spielen soziale Medien wie TikTok und YouTube eine wichtige Rolle. Doch auch dort bleiben sie nur beiläufig und passiv auf dem Laufenden. Woran das liegen könnte, zeigen die Studienergebnisse.


Über die Studie:

Bei dieser qualitativen Teilstudie (Link) standen junge Menschen im Fokus, die sich kaum für aktuelle Informationen interessieren und mit journalistischen Angeboten nicht erreicht werden (“gering Informationsorientierte”). Dazu wurden im Sommer 2023 in vier deutschen Großstädten 10 Fokusgruppen mit insgesamt 46 solchen Jugendlichen und jungen Erwachsenen geführt. Durchgeführt wurde die Studie von Leonie Wunderlich, M.A. (Junior Researcher am Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut in Hamburg) und Dr. Sascha Hölig (Senior Researcher am Hans-Bredow-Institut). 


Kein Bezug zur eigenen Lebenswelt

Jugendliche und junge Erwachsene aus der Gruppe der gering Informationsorientierten haben oft eine niedrige formale Bildung. Sie schätzen unterhaltende Inhalte, die ihre persönlichen Interessen aufgreifen. Dementsprechend sind TikTok, Instagram und YouTube wichtige Informationsquellen. An den etablierten Medien kritisieren die Befragten vor allem, dass sie keine Berührungspunkte zur Lebenswelt der Jugendlichen aufweisen. Sie vermissen die Repräsentation und die Bezüge zur eigenen Person und Identität, auch was z.B. Herkunft und Religion betrifft. 

Perspektivenvielfalt und Verständlichkeit

Die Befragten wissen sehr wenig über die Rolle des Journalismus für die Verbreitung von Informationen. Ihrer Ansicht nach würden klassische Medien oft zu sehr übertreiben und zu wenig differenziert erklären. Bestimmte Themen und Meinungen wären zu stark vertreten, während andere nicht erwähnt würden. All das führt zu Vertrauensverlust und zur Abkehr von klassischen Medienangeboten. Ihre Wünsche an den Journalismus sind neutrale Darstellungen, Meinungsvielfalt, Verständlichkeit und Begegnung auf Augenhöhe. Persönliche Berührungspunkte zur eigenen Person und Identität sind entscheidend. Bislang erfüllen soziale Medien wie TikTok diese Kriterien für die Befragten. Neben den kurzen, unterhaltenden Inhalten, die dort geboten werden, schätzen die Befragten auch die unterschiedlichen Perspektiven, die als Grundlage zur Bildung einer eigenen Meinung dienen.


Tipp für den Unterricht:

Sprechen Sie mit Ihren Schüler:innen über deren Nachrichtenverhalten:

  • Konsumieren die Schüler:innen Nachrichten in Zeitungen, Radio oder TV? Warum bzw. warum nicht? Was daran finden sie gut, was nicht?
  • Wie informieren sie sich über aktuelle Ereignisse?
  • Welche Kanäle nutzen sie, wenn sie sich näher zu einem Thema informieren wollen? Was sind für sie die Vorteile daran, was die Nachteile?
  • Wie überprüfen sie, ob die Informationsquelle seriös oder vertrauenswürdig ist? Wie kann man das überprüfen? 

Mithilfe der Praxis-Idee Faktencheck können Sie Ihren Schüler:innen zeigen, wie Sie Fake News entlarven können. Bei Können Bilder lügen? stehen manipulierte Bilder im Fokus. In Deep Fakes - Täuschend echt?! wird gezeigt, wie heutzutage mithilfe Künstlicher Intelligenz Deep Fakes entstehen können. 


Über #UseTheNews:

Die Initiative #UseTheNews geht der Nachrichtennutzung und -kompetenz junger Menschen auf den Grund und entwickelt neue Informations- und Bildungsangebote. Initiiert wurde #UseTheNews von der Deutschen Presse-Agentur dpa und der Hamburger Behörde für Kultur und Medien. Unterstützt wird das Projekt von einem Kuratorium namhafter Persönlichkeiten aus Medien und Politik.