Aktuelle LEA-Studie über den Gender Gap im MINT-Feld
Bisherige Studien haben vor allem den Eintritt von Frauen in das MINT-Feld (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) untersucht – zum Verbleib oder Ausstieg gibt es in Österreich kaum Forschung.
Die neue Studie von LEA (Let's empower Austria) „Watch Out for Drop-Out!“ setzt daher hier an: Sie analysiert sowohl die Ausstiegsquoten entlang der Bildungs- und Berufsstationen als auch deren Ursachen. Abschließend werden Handlungsfelder für zielgerichtete Maßnahmen und nachhaltige Verbesserungen auf Ausbildungs-, Betriebs- und Gesellschaftsebene aufgezeigt.
Häufigster Abbruch zwischen Schule und Studium
Entlang der Bildungskette zeigt sich, dass die meisten MINT-Bildungsabbrüche von Frauen zwischen dem Abschluss einer MINT-BHS und dem potenziellen Studium eines MINT-Fachs stattfinden – die Ausstiegsquote beträgt hier 85%. Während 33% der Männer nach einer MINT-BHS ein MINT-Studium aufnehmen, sind es bei Frauen also nur 15%. Entsprechend schließen lediglich 3% aller Frauen, die eine MINT-BHS begonnen haben, auch ein MINT-Studium ab (Männer: 7%).
Auffallend ist, dass Frauen in allen anderen Bereichen durchwegs höhere Bildungserfolge erzielen, in MINT jedoch hinter den Männern zurückbleiben. Als Gründe für die Bildungsabbrüche gaben die befragten Frauen an, ihre Ausbildung als belastend zu empfinden, berichteten von Andersbehandlung aufgrund des Geschlechts, von negativen Erfahrungen im sozialen Umfeld (durch Lehrpersonen und Klassengemeinschaft) und nahmen die die eigene Kompetenz als unzureichend wahr.
Gender Gap auch bei Berufsabbrüchen
Die Studienergebnisse belegen zudem auch einen deutlichen Gender Gap bei den MINT-Berufsabbrüchen. Weniger als ein Drittel (31%) der Frauen, die eine MINT-Ausbildung absolviert haben, sind auch beruflich im MINT-Feld tätig – bei den Männern sind es 57%. Eine zusätzliche Regressionsanalyse zeigt zudem: Frauen haben ein mehr als doppelt so hohes Risiko, ihren MINT-Beruf wieder zu verlassen, als Männer.
Während bei MINT-Bildungsabbrüchen auch subjektive Wahrnehmungen der Anforderungen und der eigenen Kompetenz zentrale Ausstiegsfaktoren darstellen, sind die Gründe bei MINT-Berufsausstiegen stärker von strukturellen Bedingungen geprägt. Als Gründe für Berufsabbrüche werden primär die Unzufriedenheit mit Arbeits- und Rahmenbedingungen, fehlende Weiterentwicklungsmöglichkeiten und tief verankerte geschlechtsbezogene Ungleichheiten, die auf männlich geprägte Organisationskulturen zurückzuführen sind, angegeben.
Die gesamte Studie finden Sie auch unter diesem Link.