Gender & Social Media im Unterricht reflektieren
Kürzlich wurde eine neue Funktion von Instagram vorgestellt: Nutzer*innen können in ihren Profilen in einem eigenen Feld anzeigen lassen, mit welchen Pronomen sie angesprochen werden möchten. Denn nicht immer stimmen jene Pronomen, mit denen man eine Person aufgrund ihres Aussehens ansprechen würde, mit deren wirklicher Geschlechtsidentität überein.
Bislang konnten Pronomen nur in der auf 150 Zeichen begrenzten Bio der Instagram-Nutzer*innen kommuniziert werden. Nun steht dafür aber ein eigenes Feld zur Verfügung, dass leicht transparent neben dem Namen geführt wird. Jede*r Nutzer*in kann bis zu vier Pronomen wählen, die wahlweise öffentlich oder nur für die eigenen Follower sichtbar sind. Dazu steht eine umfangreiche Auswahl zur Verfügung, die neben männlichen und weiblichen auch viele genderneutrale Formen wie “they” oder “ze” (im Englischen) umfasst. Die Funktion ist auf Instagram aktuell nur im englischsprachigen Raum verfügbar, soll aber nach und nach ausgeweitet werden.
Biologisches Geschlecht vs. Geschlechtsidentität
Während in der englischen Sprache zwischen “sex” und “gender” unterschieden wird, ist die Unterscheidung zwischen dem biologischen Geschlecht (“sex”) und der Geschlechtsidentität (“gender”) in der deutschen Sprache noch eher neu. Die Geschlechtsidentität bezeichnet das innere Wissen und Gefühl über das eigene Geschlecht. So gibt es z.B. Menschen, deren Geschlechtsidentität einem anderen Geschlecht entspricht, als jenes, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde (transgender). Weitere Beispiele und Begriffserklärungen liefert unter anderem das queer-lexikon.
Meist ordnen wir Menschen, die uns begegnen aufgrund ihres Aussehens automatisch dem männlichen oder dem weiblichen Geschlecht zu. Dabei geht die Geschlechtsidentität mancher über das binäre Mann/Frau-System hinaus. Im Unterricht kann die Darstellung des Gender Unicorns zur Erklärung hilfreich sein. Diese zeigt einerseits gut den Unterschied zwischen biologischem Geschlecht und Geschlechtsidentität und stellt das Thema nicht binär, sondern vielmehr als Spektrum dar.
Neue sprachliche Entwicklungen
Unsere Sprache ist in vielen Fällen nur auf das binäre Mann/Frau-System ausgelegt. Um die Geschlechtervielfalt besser benennen zu können, gibt es daher sowohl im Englischen als auch im Deutschen mehrere neue, genderneutrale Pronomen, wie z.B. they, hen, en oder xier, die die vorhandenen Pronomen ergänzen. Einen Überblick über diverse genderneutrale deutschsprachige Pronomen bietet u.a. die Webseite nibi.space.
Im Unterricht
Schüler*innen, die regelmäßig Zeit in sozialen Netzwerken wie TikTok oder Instagram verbringen, kommen dort mitunter auch mit dem Thema Gender-Diversität oder mit neuartigen Pronomen in Kontakt. Um zu erklären, was es damit auf sich hat und ein Bewusstsein dafür zu schaffen, macht es daher Sinn das Thema auch im Unterricht zu behandeln. Unsere neue Praxis-Idee Gender & die Medien zeigt einige Möglichkeiten und Hilfsmittel auf, mit denen das Thema im Unterricht medienpädagogisch behandelt werden kann.