Studie: Kidfluencer:innen werben für ungesundes Essen

Untersuchung der Medizinischen Universität Wien zeigt große Mängel in Videos auf.

Studien

In einer Studie (Veröffentlichung unter diesem Link) der Medizinischen Universität Wien wurde untersucht, wie Lebensmittel in Videos von Influencer:innen im Kinder- und Jugendalter (konkret unter 16 Jahren, Anm.) auf YouTube dargestellt werden und welchen Einfluss diese Inhalte auf ihr junges Publikum haben können. Das Ergebnis: Ein Großteil der gezeigten Produkte enthält so viel Fett, Zucker und Salz, dass sie laut WHO-Richtlinien nicht an Kinder vermarktet werden sollten.

Schokolade und Süßes dominieren

Das Forschungsteam der MedUni Wien analysierte 162 Videos mit insgesamt 901 Darstellungen von Lebensmitteln von sieben deutschsprachigen Kidfluencer:innen mit einer Gesamtdauer von 33,8 Stunden. Zwei Drittel (67 Prozent) der präsentierten Produkte enthielten zu viel Fett, Zucker und Salz und entsprechen somit nicht den Nährwertprofilen der WHO, die als Grundlage für die Beurteilung der Vermarktung an Kinder dienen. Schokolade und andere Süßwaren dominieren in den Videos, aber auch andere als ungesund eingestufte Produkte werden deutlich häufiger kindgerecht dargestellt als gesunde Lebensmittel.

Subtile Bewertungen bei Ungesundem

Auch positive Bewertungen oder verbale Reaktionen wurden signifikant häufiger in Zusammenhang mit Lebensmitteln beobachtet, die nicht für die Vermarktung an Kinder zugelassen sind. „Kinder- und Jugend-Influencer:innen genießen bei ihrem jungen Publikum großes Vertrauen und werden oft als Vorbilder gesehen, und gerade die kreative und kindgerechte Präsentation macht die gezeigten Produkte besonders überzeugend“, gibt Erstautorin Brigitte Naderer vom Zentrum für Public Health zu bedenken.

„Diese subtilen Produktdarstellungen beeinflussen maßgeblich ihre Essgewohnheiten und -vorlieben und erhöhen das Risiko für die Entstehung von Übergewicht und Adipositas und deren Folgeerkrankungen“, betont Studienleiterin Eva Winzer, ebenfalls vom Zentrum für Public Health der MedUni Wien.

Werbung durch die Hintertür

Obwohl bezahlte Werbung in kinderfreundlichen Inhalten auf YouTube offiziell verboten ist, zeigt die Studie, dass die Präsenz von Lebensmitteln mit zu hohem Fett-, Zucker- und Salzgehalt in Videos von Kinder- und Jugend-Influencer:innen hoch ist. Sichtbare Markenlogos, häufig ohne Werbekennzeichnung, der Verzehr der Produkte in den Videos oder die Betonung von Geschmack und Genuss erhöhen die Attraktivität der ungesunden Lebensmittel.

Die Ergebnisse unterstreichen den dringenden Handlungsbedarf, um die Gesundheit der jüngsten Generation nachhaltig zu schützen. Neben gesetzlichen Vorgaben brauche es auch mehr Forschung und ein unabhängiges Monitoring, um die Auswirkungen solcher Werbemaßnahmen langfristig zu evaluieren. Ziel sollte es sein, ein digitales Umfeld zu schaffen, das gesunde Ernährung unterstützt, anstatt ungesunde Produkte zu bewerben.

"Förderung der Medienkompetenz unerlässlich"

„Neben der Diskussion um die Regulierung von Kindermarketing sind auch Maßnahmen zur Förderung der Medienkompetenz unerlässlich. Gleichzeitig sollten auch die Influencer:innen selbst und die Lebensmittelindustrie vermehrt in die Pflicht genommen werden, um eine nachhaltige Veränderung zu ermöglichen“, so die Forscher:innen.