Ich im Netz: Was ist das Darknet?

Eine Reise in die Tiefen und dunklen Ecken des Internets

Berichte & Reportagen
Das Darknet wird oft für alle kriminellen Machenschaften im Internet verantwortlich gemacht.

Gerade wenn das Thema Hass im Netz wieder einmal stärker diskutiert wird, fällt auch oft der Begriff Darknet. Aus diesem verruchten, teils mit vielen Gerüchten umrankten Teil des Internets würden die meisten, bzw. zumindest die boshaftesten Angriffe kommen, völlig anonymisiert und nicht zu verfolgen. Doch stimmt das wirklich? Und: Was ist eigentlich das Darknet?

Unter der Oberfläche gibt`s noch mehr

Grundsätzlich werden durch klassische Suchmaschinen, wie etwa Google, Bing und Co., nur Teile des Internets abgebildet - auch Clear Web oder Surface Web genannt. Alle Inhalte, die jene nicht erfassen, nennt man Deep Web. Dieses wird in der Diskussion oft mit dem Darknet vermischt, bei den Begriffen handelt es sich aber keinesfalls um Synonyme. Im Deep Web, auf Deutsch oft auch als Verstecktes Web bezeichnet, finden sich vor allem Datenbanken, Streaming-Server und Online-Speicher.

In diesem Zusammenhang wird daher oft gerne das Bild eines Eisbergs gezeichnet, um das Internet in seiner Gänze darzustellen. Alle Teile über dem Wasser symbolisieren dabei das über Suchmaschinen erreichbare Internet, alle unter der Wasseroberfläche wären das Deep Web. Auch für die Größenverhältnisse ist dies ein durchaus passender Vergleich: Das Versteckte Web ist in jedem Fall um einiges größer als das Surface Web. Zumindest beträgt das Verhältnis 1:9, manche gehen sogar davon aus, dass das Deep Web 500 mal größer als das "sichtbare" Internet ist.

Verschlüsselt und anonymisiert

Das Darknet ist ein Bestandteil dieses Deep Web, allerdings mit einem bedeutenden Unterschied: Während zweiteres zwar nicht "sichtbar", aber dennoch für alle Internet-Nutzer:innen erreichbar ist, trifft dies auf das Darknet nicht zu. Um diesen Bereich zu betreten, benötigt man ein sogenanntes Anonymisierungsnetzwerk, eines der bekanntesten davon ist Tor (gebildet aus den Anfangsbuchstaben von "The Onion Router"). Damit ist auch der größte Vorteil des Darknet bereits angedeutet: In ihm kann man seine wahre Identität weitestgehend verschleiern.

Genutzt wird es daher auch von etwa Whistleblower:innen oder Journalist:innen aus Ländern, in denen die Pressefreiheit nicht oder nur schlecht garantiert ist. Zudem gibt es auch noch Foren, Diskussionsseiten und Datenbanken, die per se nicht illegal sind. Auch Soziale Medien sind dort vorhanden. Ebenso sind hier allerdings auch - insofern stimmen die Gerüchte - Seiten zu finden, auf denen Drogen, Waffen oder andere nichtlegale Geschäfte angeboten und abgewickelt werden. Laut Schätzungen begeben sich ein bis drei Prozent der Tor-User:innen auch tatsächlich ins Darknet, der Rest nützt es vor allem zum anonymisierten surfen. Wiederum ein kleiner Anteil davon nutzt diesen Bereich des Internets für zwielichtige Geschäfte. 

Kommt der Hass im Netz aus dem Darknet?

Und nun zur eigentlichen Frage: Ähnlich wie beim Verhältnis von Deep Web und Darknet wird in der öffentlichen Diskussion Hass im Netz oft automatisch mit dem Darknet gleichgesetzt. Dies ist allerdings meist nicht zutreffend. Der überwiegende Anteil von Hatespeech im Internet wird nicht anonymisiert und aus dunkeln Kanälen kommend abgeladen. Viel davon wäre daher ohne Probleme nachvollziehbar und auch strafbar. Wie sich in zahlreichen konkreten Fällen mittlerweile zeigte, fehlen den Ermittlungsbehörden oftmals allerdings dafür die Kapazitäten und/oder teils auch das Wissen bzw. die digitalen Kompetenzen.

Der deutsche Comedian Jan Böhmermann widmete diesem Thema zuletzt eine eigene Sendung, die in vielen Teilen sehr aufschlussreich ist und die Sie hier auch nachsehen können: