Male Gaze vs. Female Gaze in den Medien

Stereotype Geschlechterdarstellungen in Medieninhalten: Was unter Male und Female Gaze zu verstehen ist und wie diese im Unterricht behandelt werden können.

Berichte & Reportagen Tipps Jugendkultur
Ein Mann sitzt vor einem Fernseher, am Fernseher sind vage verschiedene Filmcover-Bilder zu erkennen.
Der Begriff "Male Gaze" bezeichnet das Phänomen, dass viele Medieninhalte so gestaltet werden, dass sie vor allem heterosexuelle Männer ansprechen.

Ein Phänomen, dass in den 1970er Jahren von einer Filmtheoretikerin erstmals benannt und beschrieben wurde, wird jüngst u.a. auf TikTok diskutiert: Die Rede ist vom “Male Gaze”. Unter Hashtags wie “Written by Men” diskutieren Contentproduzent:innen auf Plattformen wie TikTok und YouTube den dominierenden “männlichen Blick” in der Film- und Fernsehindustrie. Ein guter Anlass also, um das Thema auch im Unterricht aufzugreifen und Medieninhalte kritisch zu hinterfragen.

Der Male Gaze

Filmtheoretikerin Laura Mulvey beschrieb das Phänomen des Male Gaze erstmals in den 1970er Jahren. Der Begriff lässt sich etwa mit “der männliche Blick” oder “das männliche Starren” übersetzen. Damit wird eine durch den männlichen Blick dominierte Darstellungsform von Frauen v.a. in Film und Fernsehen bezeichnet. Frauen werden darin ohne eigene Persönlichkeit dargestellt und als passive Beiwerke für den aktiven, männlichen Protagonisten inszeniert. In der optischen Darstellungen werden weibliche Charaktere dabei oft auf ihr Aussehen und ihren Körper reduziert, um für heterosexuelle Männer begehrenswert inszeniert zu werden.

Beispiele für den Male Gaze finden sich jedoch nicht nur in Filmen, Serien oder im Fernsehen, sondern z.B. auch in Computerspielen, in Werbungen oder in sozialen Medien. Sogar in Animationsserien für Kinder finden sich immer wieder weibliche Figuren mit übertriebenen Körperrundungen, obwohl es sich z.B. um Tierfiguren handelt. Ein Grund für diese durch den männlichen, heterosexuellen Blick dominierte Darstellung ist, dass nach wie vor deutlich mehr Männer als Frauen hinter den Kulissen der Film- und Fernsehbranche arbeiten und sich diese Perspektive dadurch oft durchsetzt.

Der Male Gaze ist dabei nicht nur wegen der stereotypen Darstellungen von Männern und Frauen problematisch. Zuseher:innen werden in derartigen Medieninhalten kaum Identifikationsmöglichkeiten geboten: Meist besteht die Wahl aus der Identifikation mit dem aktiven, männlichen oder dem passiven, weiblichen Charakter. Diverse Vorbilder mit unterschiedlichen Charaktereigenschaften fehlen. Auch junge Zuseher:innen werden dadurch mit stereotypen Geschlechterdarstellungen konfrontiert.

Der Female Gaze

Der Begriff Female Gaze beschreibt das Gegenstück des Male Gaze. Dabei werden Darsteller:innen mit all ihren Facetten und als eigenständige Persönlichkeiten präsentiert. Sie sollen nicht zwingend männliches Begehren auslösen, sondern vor allem in ihrer Individualität und Gesamtheit dargestellt werden. Im Fokus steht eine diverse, nicht vorwiegend auf den Körper oder das Aussehen bezogene Darstellung. Obwohl der Female Gaze die Individualität von Menschen anerkennt und forciert, wird auch dieser immer wieder kritisiert, da er Druck ausübe, sich permanent von anderen abheben zu müssen.

Tipps für den Unterricht:

Das Thema Male vs. Female Gaze eignet sich wunderbar, um verschiedene Medieninhalte gemeinsam mit den Schüler:innen kritisch zu hinterfragen und über verschiedene Darstellungen in Medien zu sprechen. Konkrete Tipps und Anleitungen dazu finden Sie in unseren neuen Praxis-Ideen:

Als Anschauungsmaterial oder für weitere Informationen können auch folgende Inhalte hilfreich sein:



Bewertungen & Kommentare

Bitte loggen Sie sich ein, um Bewertungen und Kommentare abgeben zu können.


Kommentare (0)

Keine Kommentare gefunden!