Geld verdienen mit Videos: “Traumjob YouTuber”?
Die Vorbilder, die Jugendliche früher im Fernsehen oder in Zeitschriften fanden, findet die Jugend heutzutage vor allem auf YouTube. Die jungen VideokünstlerInnen beeindrucken nicht nur mit kreativen und unterhaltsamen Inhalten, sondern auch mit einem Peergroup-Gefühl* (siehe Glossar), der Nähe zu ihrem Publikum und Authentizität. Doch besonders beliebte YouTuber wie Bibi’s Beauty Palace, Dagi Bee, Julien Bam oder Luca-Concrafter haben mit ihrer Arbeit auf YouTube längst ein Vermögen erwirtschaftet. Dazu tragen unter anderem von Unternehmen gesponserte Videos, der Verkauf eigener Merchandise-Artikel oder Affiliate Links* bei. Doch auch YouTube selbst lässt die YouTuber an den Einnahmen teilhaben. Mit dem YouTuber-Dasein lässt sich jedoch nicht ganz so einfach Geld machen, wie manche vielleicht denken.
Taffe Mindestvoraussetzungen
Um anteilig an den Werbeeinnahmen am eigenen YouTube-Kanal beteiligt zu werden, ist eine Teilnahme am sogenannten YouTube-Partnerprogramm nötig. Das ist jedoch nur möglich, wenn bestimmte Mindestvoraussetzungen erfüllt werden: So muss der eigene YouTube-Kanal z.B. mehr als 1000 Abonnenten zählen. Außerdem muss der Kanal innerhalb der letzten 12 Monate eine Gesamt-Wiedergabezeit von 4000 Stunden erzielt haben. Diese Voraussetzungen lassen sich also nicht mal eben nebenbei erfüllen, sondern erfordern viel Arbeit: Es müssen regelmäßig neue Videos am Kanal veröffentlicht werden, die von vielen Menschen gerne und lange angesehen werden. Das erfordert nicht nur viel Kreativität, sondern auch viel Zeitaufwand.
Wer die Mindestvoraussetzungen erfüllt, kann sich für das YouTube-Partnerprogramm bewerben. Im nächsten Schritt wird der Kanal auf die Einhaltung der Monetarisierungsrichtlinien* überprüft. Diese enthalten neben den Community-Richtlinien und den YouTube-Nutzungsbedingungen auch “Richtlinien für werbefreundliche Inhalte”. Darin wird definiert, welche Inhalte bei Werbekunden nicht oder weniger beliebt sind und daher vermieden werden sollten: Stark vulgäre, anstößige Sprache, Thematisierung von sexuellem Missbrauch oder häuslicher Gewalt, hasserfüllte Inhalte, Inhalte mit Bezug auf Drogen oder kontroverse soziale Themen sind bei Werbekunden demzufolge nicht gern gesehen. Inhalte die Gewalt thematisieren, sind zwar in Form von “stark dramatisierter Gewalt im Rahmen von Videospielen” in Ordnung, nicht jedoch wenn “übermäßig viel Blut” vorkommt.
Wofür YouTube die YouTuber zahlt
Kommt die Überprüfung zu einem positiven Ergebnis, können mit YouTube auf verschiedenen Wegen Einnahmen erzielt werden:
- Werbeeinnahmen: Werbeeinblendungen vor, während oder neben Videos. Welche der Werbeformate am eigenen YouTube-Kanal zugelassen werden, kann selbst entschieden werden.
- Kanalmitgliedschaft: Mitglieder leisten regelmäßige monatliche Zahlungen und bekommen dafür besondere Vorteile.
- Super Chat: Fans bezahlen für hervorgehobene Nachrichten in Chats während Live-Streams*.
- YouTube-Premium-Umsatz: YouTube-Premium-NutzerInnen bezahlen eine monatliche Abogebühr für bestimmte Vorteile bei der Nutzung von YouTube (z.B. keine Werbung), YouTuber werden anteilig daran beteiligt.
Solche Einnahmen werden jedoch erst ab einer Mindestgrenze von 70 Euro ausbezahlt. Die genaue Höhe der Werbeeinahmen eines YouTube-Kanals hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab und kann nicht pauschal beziffert werden. Sowohl Zielgruppe, Reichweite als auch Beliebtheit und Länge der Videos sowie die Wahl des Werbeformats spielen dabei eine Rolle. Ist z.B. ein Video über 10 Minuten lang, hat der/die KanalinhaberIn die Möglichkeit an jeder beliebigen Stelle einen Werbeblock zu platzieren. Auch die Wiedergabedauer, also wie lange die ZuseherInnen im Durchschnitt dran bleiben, ist relevant. Zudem werden auf Kanälen, auf denen jedes Video im Regelfall in etwa die gleiche Anzahl an (vielen) Klicks einbringt, tendenziell mehr Werbungen geschalten.
Fazit: “Knochenjob YouTuber”
Aus all den genannten Faktoren lassen sich verschiedene Aspekte ableiten, die bei dem ein oder anderen populären YouTube-Kanal zu erkennen sind. So wird z.B. der YouTuber-Kultur oftmals eine gewisse Oberflächlichkeit in der Themenwahl zugeschrieben. Wer jedoch “werbefreundliche Inhalte” für YouTube produzieren will, darf keine kontroversen sozialen Themen behandeln. Das auf YouTube äußerst populäre Let’s Play-Genre, in welchem Videospiele verschiedenster Art gespielt werden, bringt hingegen von Haus aus gewisse Vorzüge für die Monetarisierung mit sich: Wird ein Video beim Spielen eines Computerspiels mitgeschnitten, ist es ein einfaches, die Videolänge auf über 10 Minuten zu halten, um an jeder beliebigen Stelle Werbeblöcke platzieren zu können. Da Spiele außerdem meist eine Geschichte erzählen, sind die ZuseherInnen dazu angehalten dranzubleiben, um diese weiter zu verfolgen – was sich positiv auf den konstanten Erfolg des YouTube-Kanals und die durchschnittliche Wiedergabedauer auswirken kann. Dass klassische YouTuber-Videos häufig knapp über 10 Minuten dauern, ist in den meisten Fällen ebenfalls kein Zufall und liegt vielmehr daran, dass dann an beliebigen Stellen Werbeblöcke platziert werden können.
Gleichzeitig führen all die genannten Aspekte vor Augen, dass der “Traumjob YouTuber” kein einfacher ist. Um für seine Tätigkeit auf YouTube überhaupt bezahlt zu werden, muss viel Energie, Arbeit, Zeit und Kreativität investiert werden. Nicht nur müssen Ideen für die Videos gefunden und diese vorbereitet und aufgenommen werden, auch die Nachbearbeitung der Videos, die Betreuung des YouTube-Kanals und der Fan-Community brauchen viel Zeit. Neben dem Urheberrecht müssen dabei auch stets die YouTube-internen Vorgaben und Richtlinien im Blick behalten werden. Um also wirklich Geld mit YouTube-Videos zu verdienen, muss der Erfolg letzten Endes nicht nur einigermaßen groß, sondern auch konstant sein – und der Weg dahin ist alles andere als leicht.
Glossar:
Monetarisierung: Monetarisierung bezeichnet den Vorgang, bei dem einer Sache, einer Tätigkeit oder einer Begebenheit (oder in diesem Fall eben YouTube-Videos & -Aktivitäten) ein Geldwert zugeschrieben wird.
Affiliate Links: Links zu Produkten, für deren Kauf eine Art Vermittlungsprovision bezahlt wird.
Peergroup-Gefühl: YouTuber vermitteln Jugendlichen vielfach das Gefühl, ihrer Lebenswelt anzugehören, ein Gefühl der Verbundenheit wird vermittelt.
Live-Stream: Auf YouTube können nicht nur vorab produzierte Videos hochgeladen, sondern auch Live-Videoaufnahmen übertragen, also gestreamt, werden.