Medienheld:innen und das Geschäft mit der Fitness
Gerade rund um den Jahreswechsel beinhalten die guten Vorsätze für die Zukunft oft auch mehr sportliche Aktivität, um seiner körperlichen Verfassung etwas Gutes zu tun. Inspirationen dazu kommen oft auch aus Sozialen Medien. Grundsätzlich ist dagegen freilich nichts einzuwenden, dennoch sind damit auch einige Problematiken verbunden.
Das Geschäft mit der Fitness
Influencer:innen, die sich mit ihren Beiträgen auf sportliche Aktivitäten spezialisiert haben, wollen die ihnen zukommende Aufmerksamkeit vor allem auch monetarisieren. Der Fitnessmarkt war in den letzten Jahren global eine der Wachstumsbranchen schlechthin, gerade auch in Zeiten der Pandemie. Fitnessclubs verzeichneten 2019 weltweit 96,7 Milliarden US-Dollar an Umsatz, Österreich lag hier 2018 bei rund 554 Millionen Euro. Aktuelle Zahlen liegen daher wohl noch um ein Vielfaches höher.
“Fitfluencer:innen” schneiden an diesem Kuchen mit, indem sie entweder für Produkte von Firmen werben oder eigene anbieten. In vielen Fällen ist hier ungekennzeichnete Werbung anzutreffen, wie etwa auch in diesem Standard-Artikel nachzulesen ist. Entsprechende Kompetenzen, um diese auch zu erkennen, sind daher klar von Vorteil. So lukriert Pamela Reif, die momentan erfolgreichste "Fitfluencer:in" aus Deutschland, laut "Forbes" mit ihren knapp 9 Millionen Follower:innen pro Posting zwischen 17.200 und 40.850 Euro. Pro YouTube-Video kann dieser Betrag auf bis zu 200.000 Euro steigen.
Zu den erfolgreichsten Influencer:innen dieser Sparte in Österreich zählen Johannes Bartl (1,4 Millionen Follower:innen auf Instagram) und Blanca Friedrich (1 Million Follower:innen).
Perfekte Bilder und falsche Zahlen
Kritisch betrachtet sollten vor allem auch die perfekt inszenierten Bilder für die Fitness-Accounts werden, die oft gesellschaftliche Schönheitsideale widerspiegeln und die Latte für viele Follower:innen in unerreichbare Höhen legen. Bei vielen "Fitfluencer:innen" geht der Trend zwar zwar seit neuestem in die Richtung, gegenüber ihren Follower:innen wichtige Themen wie das eigene Körperbild, Esstörungen und Probleme mit falschem Training anzusprechen. Die Wirkung der Hochglanzbilder hebt dies allerdings oft nicht wirklich auf.
Mitzubedenken ist zudem auch, dass vor allem Influencer:innen mit hohen Follower:innen-Zahlen ihre Aktivitäten in den Sozialen Medien mittlerweile mit höchster Wahrscheinlichkeit zu ihrem Hauptberuf gemacht haben - siehe dazu auch oberen Absatz. Inwiefern ihre Fitness-Tipps also 1:1 auf den Alltag anderer Menschen umzulegen sind, sollte zumindest immer auch mitbedacht werden.
Apropos Skeptizismus: Die Wichtigkeit davon zeigte sich auch im Zuge der Recherchen zu diesem Artikel. In einigen Berichten zum Thema wurde auf eine angeblich britische Studie verwiesen, nachdem bei darin untersuchten Fitness-Videos auf TikTok in 27 Prozent der Fälle nachgewiesen falsche bzw. sogar gesundheitsgefährdende Trainingsmethoden vermittelt wurden. Entsprechende Links führten dann allerdings zu Werbepartner:innen und trotz intensiverer Suche konnte die genannte wissenschaftliche Untersuchung nicht gefunden werden.
Ebenso wie bei Informationen zu "Fitfluencer:innen" selbst ist es daher auch bei Videos und Anregungen von ihnen immer wieder wichtig, die Quellen kritisch zu hinterfragen und nötigenfalls auch eine zweite Meinung einzuholen.
Praxis-Ideen für den Unterricht
Um einzelne Aspekte des Themas im Unterricht zu behandeln, bieten sich folgende Praxis-Ideen an: Mit der Praxis-Idee "Schönheitsideale und Stereotype" (Sek I, Sek II) können ebendiese gemeinsam mit den Schüler:innen reflektiert werden. Die Praxis-Idee "Influencer:innen: Sind das meine Freund:innen?" (PS, Sek I) setzt sich kritisch mit der Bindung zu Charakteren in Sozialen Medien auseinander. Mit der Praxis-Idee "Geschlechtsstereotype Medienheld:innen" (PS) können klassische Geschlechterrollen hinterfragt werden.
Die Praxis-Idee "Werbung auf YouTube" (Sek I, Sek II) schließlich ermöglicht es, eine Sensibilisierung für das Thema Werbung vorzunehmen.