Medienheld:innen und die KI: Virtuelle Influencer:innen

Künstliche Intelligenz trifft Influencer Marketing: Was es mit virtuellen Influencer:innen auf sich hat.

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Ob Eisschlecken am Coachella-Festival, Fitness-Reels mit bekannten Influencer:innen oder Werbeposts für Modelabels: Virtuelle Influencer:innen stehen ihren realen Pendants in Sachen Content um nichts nach.

Sie posieren in modischen Outfits von Designermarken, verbringen aufregende Tage in Weltmetropolen, posten Fitness-Videos und gewähren Einblicke in ihren gemütlichen Sonntagvormittag zuhause. Influencer:innen wie Lilmiquela, Noonoouri oder Imma erfreuen sich großer Beliebtheit – doch keine von ihnen ist real. Willkommen in der Welt der virtuellen Influencer:innen.

Hyperrealistisch vs. Comicfigur

Die Fortschritte der Künstlichen Intelligenz machen auch vor Influencer:innen nicht halt. Denn professionelle Agenturen haben schon vor einigen Jahren die Vorteile virtueller Models und Influencer:innen für sich entdeckt. Die Ergebnisse davon sind virtuelle Identitäten wie Lilmiquela, Imma, Shudu, Noonoouri oder Qai Qai. Hinter diesen Social Media-Kanälen stecken verschiedene professionelle Agenturen, die die Bilder und Videos mit 3D- und KI-Technologien entwickeln. Mithilfe der hochprofessionellen grafischen Überarbeitung ist häufig kaum zu erkennen, dass es sich um keine reale Person handelt.

Die virtuellen Influencer:innen treten dabei in verschiedensten Formen zutage: Während z.B. Lilmiquela, Imma oder Shudu sehr realistisch in Szene gesetzt werden, bedienen sich andere wie Noonouri oder Qai Qai einer grafischen Optik im Anime- oder Comic-Stil. Mithilfe von KI-Bildgeneratoren sind natürlich auch Mischformen möglich: Wird eine KI mit ausreichend Bildern von einer Person gefüttert, kann beliebiges Bildmaterial dieser Person mithilfe eines virtuellen KI-Klons gestaltet werden (siehe auch: Deepfake).

Paradox der Authentizität

Vor allem für Kinder und Jugendliche sind Influencer:innen oft wichtige Medienheld:innen. Reale Influencer:innen überzeugen ihre Follower:innen in der Regel nicht nur mit unterhaltsamen Content, sondern auch mit einem Gefühl der vermeintlichen Nahbarkeit und Authentizität. Der Social Media-Auftritt eines virtuell erzeugten, von einer Agentur gesteuerten Avatars muss aber nicht zwangsläufig unauthentisch wirken, wie eine Umfrage (OMD, 2021) unter etwa 1.000 Teilnehmenden zeigt. Demzufolge sind immerhin 39% der Befragten offen für virtuelle Influencer:innen und halten sie für genauso glaubwürdig (35%) oder sogar glaubwürdiger (4%) als reale Influencer:innen. 44% finden eine reale Person als Influencer:in glaubwürdiger.

Für Marketing-Zwecke bringen virtuelle Influencer:innen erhebliche Vorteile mit sich. Denn die virtuellen Avatare können nach Belieben gesteuert und perfekt an die Wünsche der Werbekund:innen angepasst werden, sind sehr vielfältig einsetzbar und ausfallsicher. Im Gegensatz zu realen Menschen haben sie keine persönlichen ethischen Maßstäbe und könnten potentiell für alle erdenklichen Zwecke werben. Zudem treiben die mit 3D- und KI-Technologien gestalteten digitalen Models das Maß der Perfektion auf die absolute Spitze. In der Regel sind sie makellos und verfügen über eine perfekte Figur. Dies ist im Hinblick auf Kinder und Jugendliche jedoch zugleich ein problematischer Aspekt, denn der Druck durch die in sozialen Medien vermittelten Schönheitsideale ist ohnehin schon sehr groß – auch ohne virtuell perfektionierte KI-Models. Ob es sich um eine reale Person handelt oder nicht, fällt vor allem bei hyperrealistisch inszenierten Avataren auf den ersten Blick oft nicht auf. Oft gibt erst ein genauerer Blick auf das Social Media-Profil nähere Hinweise, z.B. mit Hashtags und Bezeichnungen wie "robot", "virtual girl/boy", "digital supermodel", "aimodel" oder ähnlichem. Eine Kennzeichnungspflicht könnte hier Abhilfe schaffen.


Tipps für den Unterricht:

Das Thema eignet sich gut für eine Diskussion mit Schüler:innen der Sek. 1 oder Sek. 2. Um ein Bewusstsein dafür zu schaffen, können z.B. folgende Fragen im Plenum diskutiert werden:

  • Was sind virtuelle Influencer:innen? Sind den Schüler:innen in den sozialen Medien vielleicht schon welche begegnet?
  • Was denken die Schüler:innen, wer hinter solchen virtuellen Influencer:innen steckt? Wie entstehen die Fotos und Videos?
  • Wozu werden solche virtuellen Influencer:innen überhaupt kreiert? Was sind die Vor- und Nachteile, z.B. für Werbekund:innen und für Konsument:innen?
  • Was macht Influencer:innen aus? Können auch virtuelle Avatare diese Ansprüche erfüllen?
  • Wie glaubwürdig sind virtuelle Influencer:innen?
  • Wie kann man erkennen, ob es sich um eine reale Person handelt oder nicht?

Einen spannenden Einblick darin, wie realistisch Bilder einer Bildgenerator-KI sein können, liefert die Webseite https://thispersondoesnotexist.com, wo mit jeder Aktualisierung eine andere, nicht existente, von einer Bild-KI gestaltete Person gezeigt wird. Auch die im obigen Text eingebetteten Videos bieten eine gute Grundlage für ein Gespräch zu diesem Thema. Um sich näher mit dem Thema Mensch vs. KI zu beschäftigen, eignet sich die Praxis-Idee "Mensch oder KI? Der Turing-Test".



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