Medienheld:innen und die Sprache - Teil 1
Die Influencer:innen und Content Creator:innen auf TikTok, YouTube, Instagram und Co. sind für viele Kinder und Jugendliche Vorbilder, denen sie nacheifern. Diese Medienheld:innen prägen oft nicht nur die Trends, sondern auch die Sprache der Kinder und Jugendlichen.
Österreichisch vs. Social Media-Deutsch
Hört man den deutschsprachigen Social-Media-Stars auf YouTube, TikTok und Co. zu, könnte man meinen, sie alle stammen aus Deutschland. Dem ist natürlich nicht so, doch auch österreichische Influencer:innen sind online sehr bemüht, ihren etwaigen Dialekt möglichst nicht durchklingen zu lassen. Der Grund dafür ist die Reichweite. Je höher die Reichweite eines Social-Media-Beitrags ist, desto mehr Geld und Einfluss lassen sich am Ende damit lukrieren. Würde beispielsweise ein YouTuber im Tiroler Dialekt sprechen, würden ihn so manche Zuseher:innen aus Deutschland oder der Schweiz womöglich nicht verstehen oder sich ihm unbewusst weniger nahe fühlen. Gleichzeitig wäre er damit für viele Werbepartner uninteressant. Daher wird in sozialen Medien häufig auf ein möglichst dialekt- und akzentfreies Hochdeutsch gesetzt. Gelegentlich machen sich Influencer:innen einen Spaß daraus, einzelne Videos in ihrem natürlichen Dialekt aufzunehmen.
Da in der Regel vorwiegend junge Menschen die Zielgruppe der Influencer:innen sind, mischen sich natürlich auch jugendsprachliche Ausdrücke in den Social-Media-Sprech. Die Art und Weise, wie ihre Social-Media-Vorbilder sprechen und welche Ausdrücke sie benutzen, hat natürlich auch Einfluss auf die gesprochene Sprache der Kinder und Jugendlichen.
Englisch üben mit TikTok und Co.
Darüber hinaus verschwimmen in sozialen Medien die Ländergrenzen, weshalb auch englischsprachige Inhalte Einfluss haben. Einerseits finden sich dadurch auch Anglizismen und aus dem Englischen stammende jugendsprachliche Ausdrücke in der Sprache der Kinder und Jugendlichen (z.B. “cringe”, “safe”, “slay”). Andererseits trainieren sie dadurch auch ihre fremdsprachlichen Kompetenzen ganz nebenbei.
Noch bleibt abzuwarten, welche Einflüsse die Fortschritte der Künstlichen Intelligenz in dieser Hinsicht haben werden. Denn erst kürzlich ging ein Video viral, in dem der amerikanische Regisseur Jon Finger einen KI-Übersetzer nutzte, der in Videos nicht nur die Sprache, sondern auch die Lippenbewegungen der Sprecher:innen an die gesprochenen Laute anpasst.
Tipp: Bald veröffentlichen wir Teil 2 der Reihe, in welchem wir die in sozialen Medien geschriebene Sprache näher unter die Lupe nehmen.
Tipps für den Unterricht:
Um mit den Schüler:innen die in sozialen Medien gesprochene Sprache zu reflektieren - vor allem im Gegensatz zum österreichischen Dialekt - eignet sich vor allem die Praxis-Idee Mundart vs. Standardsprache. In der Praxis-Idee Englischer Slang im Internet befassen sich die Schüler:innen mit jugendsprachlichen Anglizismen und deren tatsächlichen Bedeutungen.
Eine weitere Möglichkeit wäre es, die Schüler:innen ein für Influencer:innen typisches Reel oder Video im österreichischen Dialekt bzw. in der jeweils eigenen, authentischen Sprache aufnehmen zu lassen. Im Anschluss können die Ergebnisse angesehen und über die Unterschiede oder Gemeinsamkeiten zu typischen Influencer:innen-Videos gesprochen werden.
Sprechen Sie mit den Schüler:innen auch darüber, in welchen Situationen welche Sprache angemessen ist: Wie sprechen sie mit ihren Freund:innen, wie mit der Familie, wie mit Lehrenden? Wie würden sie in einem Bewerbungsgespräch sprechen? Eine lustige Übung kann es auch sein, die Schüler:innen Situationen wie z.B. ein Bewerbungsgespräch in Jugendsprache nachstellen oder aufschreiben zu lassen, um das Ergebnis im Anschluss gemeinsam zu reflektieren.