Loti-Bot

Der Scratch-taugliche Zeichen-Roboter für die Sekundarstufe.

Kurzbeschreibung:

Der Loti-Bot ist ein rundlicher Roboter von TTS, die z.B. auch für den Bee-Bot, Blue-Bot und Glow and Go Bot verantwortlich sind. Der Loti-Bot wird mittels App am Smartphone oder Tablet gesteuert. Die Funktionalitäten umfassen:

  • Bewegung des Roboters (inkl. Möglichkeit dabei zu zeichnen)
  • Audio-Ausgabe
  • verschiedene Lichter
  • Hindernis- & Ultraschallsensor
  • Lautstärkesensor
  • Lichtsensor
  • Temperatursensor
  • Kompassausrichtung
  • Kantenerkennung

Erste Inbetriebnahme:

Der Loti-Bot wird mit einem integrierten Akku betrieben, ein USB-Ladekabel liegt bei. Der Hersteller empfiehlt den Loti-Bot vor der ersten Inbetriebnahme mind. 4,5 Stunden lang zu laden, im Test war er jedoch auch bei deutlich kürzerer Ladedauer gut einsetzbar. Im Lieferumfang ist auch eine Quickstart-Anleitung enthalten. Da darin sämtliche Funktionen nur mit Grafiken und ohne Text erklärt werden, ist die Anleitung auf den ersten Blick nicht immer schlüssig. So fehlt z.B. auch ein QR-Code, Link o.ä. mit Verweis auf die App, die zur Steuerung des Roboters nötig ist. Die App ist allerdings sowohl im App Store (iOS) als auch im Google Play Store (Android) unter “Loti Bot” zu finden.

Schaltet man den Loti-Bot ein, gibt er ein Geräusch von sich und leuchtet. In der App kann der Roboter via Bluetooth verbunden werden, jedoch nur, wenn die Ortungsdienste (GPS) des Tablets aktiviert werden. Dies ist vermutlich für die Kompassfunktion des Roboters nötig, vonseiten des Herstellers gibt es aber leider keine näheren Informationen dazu. Wurde der Loti-Bot verbunden, kann er in der App wahlweise mit einer rein grafischen Programmieroberfläche oder mit Scratch programmiert werden. Tutorials, Einstiegshilfen oder ähnliche App-interne Lernprogramme gibt es jedoch keine.

Handhabung:

Hardware:

Hardware:

Der Loti-Bot ist robust gebaut und besteht aus Kunststoff. Auf der Unterseite des Roboters befinden sich zwei Schalter zum Ein- und Ausschalten des Roboters und zum Ein- und Ausschalten des Tons. Die Lautstärke der Tonausgabe lässt sich weder am Roboter selbst noch in der App regulieren. Die Fahrgeräusche des Roboters sind vergleichsweise ruhig. Da der Loti-Bot über ein sehr tiefes Fahrgestell verfügt, das sich nur sehr knapp über der Oberfläche befindet, können kleinere Hindernisse bereits ein Problem darstellen. In der Mitte des Roboter-Korpus ist eine Öffnung, die für einen Stift vorgesehen ist, so dass durch die Bewegung des Roboters auch gezeichnet werden kann. Der Stift muss jedoch manuell reingesteckt bzw. angehoben werden, in der App stehen dazu keinerlei Befehle zur Verfügung.

Über die Einstellungen in der Loti-Bot App kann eine Funktion zur Kantenerkennung aktiviert werden, so dass der Roboter automatisch stoppt, wenn er sich z.B. einer Tischkante nähert. Ebenso kann die “Stoßstangenerkennung”, also das automatische Erkennen und Stehenbleiben bei Hindernissen, aktiviert werden. Nach Belieben kann man auch “Automatische Scheinwerfer” nutzen, so dass der Loti-Bot seine Scheinwerfer-Lichter je nach Helligkeit im Raum ein- oder ausschaltet.

Steuerung/Apps:

Steuerung/Apps:

In der Loti-Bot App (iOS, Android) kann aus zwei verschiedenen Programmier-Modi gewählt werden, Ebene 1 und Ebene 2. Ein App-internes Lernprogramm, Tutorial oder andere Arten von Einstiegshilfen sind leider nicht verfügbar, als User:in ist man auf sich gestellt.

Bei Ebene 1 wird eine grafische Programmieroberfläche geöffnet, bei welcher nur eine eingeschränkte Auswahl an Programmierbefehlen zur Verfügung steht, z.B. Befehle für Bewegung, Lichter, Abspielen verschiedener Geräusche, Zeichnen einer Quadratform, Wiederholungen, Schleifen und Pause. Im Test waren nicht alle Symbole klar zu deuten, auch in der App, auf der Herstellerwebseite und in der beiliegenden Quickstart-Anleitung sind keinerlei Erklärungen diesbezüglich zu finden. Der Ebene 1-Modus kommt zwar ohne Text aus, bei vielen Programmierbefehlen ist aber dennoch eine Zahleneingabe nötig (z.B. Fortbewegungs-Distanz, Winkel für die Drehung, Lichtintensität etc.).

Bei Ebene 2 wird eine Scratch-Programmieroberfläche geboten, bei welcher grafische Textblöcke aneinander gereiht werden. Hier werden die Möglichkeiten aus Ebene 1 deutlich erweitert, z.B. um diverse Sensoren, Operatoren, Variablen, verschiedene Ereignisse und mehr Einstellungsmöglichkeiten. Hilfreich ist, dass in der App stets die aktuellen Messwerte der verschiedenen Sensoren angezeigt werden. Generell lässt sich in vielen Fällen erst durch Ausprobieren herausfinden, welche Maße für die diversen Zahlenangaben genutzt werden (Fortbewegung z.B. in mm).

Pädagogisches Fazit:

Von den Herstellern wird für den Loti-Bot keine explizite Altersempfehlung angegeben. Auf der Verpackung befindet sich der Hinweis, dass der Roboter für Kinder unter 3 Jahren nicht geeignet ist. Die Loti-Bot App, die für die Steuerung des Roboters heruntergeladen werden muss, wird im App-Store ab 4 Jahren angegeben. Es ist fraglich, ob Kinder im Vorschulalter mit der Steuerung über ein weiteres digitales Gerät zurechtkommen. Zwar bietet der Programmiermodus „Ebene 1“ eine Scratch-ähnliche Programmiersprache, die mit Symbolen statt Schrift arbeitet, dennoch müssen zu den einzelnen Symbolen noch Zahlenwerte hinzugefügt werden, die festlegen, wie viel Millimeter der Loti-Bot fährt oder um wieviel Grad er sich dreht. In diesem Modus ist zumindest ein sicherer Umgang im Zahlenbereich über 100 notwendig. Um den vollen Umfang nutzen zu können, sollten die Schüler:innen bereits im Stande sein, sinnerfassend zu lesen.

Durch seine Größe und abgerundeten Flächen ist der Roboter schwer mit einer Hand zu greifen. Vor allem Schüler:innen sollten den Loti-Bot ausschließlich mit zwei Händen greifen, damit er sicher transportiert oder positioniert werden kann.

Der Loti-Bot wird ohne jegliches Begleitmaterial geliefert. Der Hersteller bietet auf seiner Webseite drei herunterladbare PDFs mit Inspirationen für den Unterricht in englischer Sprache an. Diese liefern einige kreative Ideen für den Einsatz des Roboters, jedoch müssen sämtliche benötigte Materialien (z.B. eine Weltkarte, geometrische Formen oder Straßenvorlagen) selbst beschafft oder gebastelt werden bzw. wird auf Materialien für den Bee-Bot verwiesen. Es ist für die Verwendung dieser Unterrichts-Inspirationen noch einiges an Eigenleistung von den Schüler:innen und Pädagog:innen notwendig, was natürlich auch zu einer kreativen Vorbereitung für den Einsatz des Loti-Bots genutzt werden kann.

Dieser Lernroboter eignet sich nach unserer Einschätzung gut für die Partner:innenarbeit und die Arbeit in Kleingruppen ab der Sekundarstufe. In der Sekundarstufe I sollte die Lehrperson den Einstieg gut vorbereiten und die Gruppen enger begleiten.

Für die Sekundarstufe II kann der Roboter einen guten Einstieg in das blockbasierte Programmieren bieten, sofern noch keine Scratch-Kenntnisse vorhanden sind. Vor allem die zahlreichen Sensoren stellen dabei ein spannendes Experimentierfeld dar. Für erfahrene Schüler:innen der Sekundarstufe II eignen sich andere Lernroboter unserer Einschätzung nach besser, da die Möglichkeiten des Loti-Bot vergleichsweise begrenzt sind.

Programmieren:

Eine direkte Steuerung des Roboters über Tasten ist nicht vorhanden. Aus diesem Grund bedarf es für den Einsatz in der Klasse Vorkenntnisse der Schüler:innen über blockbasierte Programmiersprache wie Scratch oder, falls keine Vorkenntnisse vorhanden sind, eine entsprechende Einführung der Lehrperson in diese Programmieroberfläche. Ein Einführungstutorial in das Arbeiten mit den Programmierbausteinen wäre hier sehr hilfreich, ist aber leider kein Bestandteil der App.

Positiv hervorzuheben ist die grafische Darstellung des Loti-Bots in der App, sodass die einzelnen Programmierschritte rechts neben den ausgewählten Programmierbausteinen von einem kleinen Loti-Bot eins zu eins visualisiert werden. Das hat unter anderem den Vorteil, dass die App somit auch von den Schüler:innen genutzt werden kann, ohne dass ein Roboter verbunden ist. Sensorik und Audioausgabe sind ohne verbundenen Roboter natürlich nicht möglich, bei Steuerung und Lichteffekten klappt die Visualisierung jedoch sehr gut.

Kreativität:

Die Programmieroberfläche bietet vor allem im freien Programmieren umfangreiche Möglichkeiten an. Die umfassende Sensorik des Loti-Bot sorgt bei der Programmierung für viel Abwechslung und ist somit auch für fortgeschrittene Schüler:innen, z.B. in der Sekundarstufe I, interessant. Kantenerkennung, Temperatur-, Licht- oder Hindernissensor uvm. sorgen für viele Einstellungsmöglichkeiten und Kreativität bei der Steuerung. Beim Roboter-Test musste zwar manchmal erst herausgefunden werden, in welcher Skala z.B. die Lautstärke gemessen wird, jedoch konnte nach ein wenig Ausprobieren und Testen diese Funktion gut eingesetzt werden.
Eine Freestyle-Modus, mit dem der Roboter z.B. mit dem Tablet als Fernsteuerung durch einen Parkour gesteuert werden kann, lässt der Loti-Bot leider vermissen.

Zusammenfassend ist der Loti-Bot ein mit vielen Sensoren ausgestatteter Roboter, der sich für den pädagogischen Einsatz im Unterricht eignet, wenn bei den Schüler:innen erste Kenntnisse über das blockbasierte Programmieren vorhanden sind oder die Einstiegsphase durch die Lehrperson gut begleitet wird. Dann bietet er den aufbauenden nächsten Schritt vom tastenbasierten Programmieren des Bee-Bots (ebenfalls vom Hersteller tts) hin zu einer Block-Programmierung auf einem digitalen Endgerät. Da jedoch leider kein Schritt-für-Schritt-Tutorial zur Einführung ins blockbasierte Programmieren vorhanden ist, bei dem die Schüler:innen selbst den Einstieg in diese Programmiersprache erarbeiten könnten, sollten für den Einsatz eine gewisse Einarbeitungszeit und eine längere Begleitphase durch die Lehrkraft eingeplant werden.