Oti-Bot
Kurzbeschreibung:
Der Oti-Bot ist ein Lernroboter von TTS, die z.B. auch für den Bee-Bot, Blue-Bot, Glow and Go Bot und Loti-Bot verantwortlich sind. Der Oti-Bot wird mittels App am Smartphone oder Tablet gesteuert. Die Funktionalitäten umfassen:
- Bewegung des Roboters (inkl. Möglichkeit dabei zu zeichnen)
- Display
- Audio-Ausgabe und -Aufnahme
- Kamera
- verschiedene Lichter
- Berührungssensor
- Gyroskop
- Linienfolgesensor
- Farbsensor
Erste Inbetriebnahme:
Der Oti-Bot wird mit einem integrierten Akku betrieben, ein USB-Ladekabel liegt bei. Im Lieferumfang ist auch eine Quickstart-Anleitung enthalten. Da darin sämtliche Funktionen nur mit Grafiken und ohne Text erklärt werden, ist die Anleitung auf den ersten Blick nicht immer schlüssig. Eine ausführliche, technische Anleitung in englischer Sprache ist auf der Herstellerwebseite verfügbar. Der Knopf zum Ein- und Ausschalten sowie ein Ton ein/aus-Schalter befinden sich auf der Rückseite des Lernroboters. Zum Einschalten muss sowohl dieser Einschaltknopf als auch ein Knopf oben am Display-Element (oberhalb der Kamera) betätigt werden. Anschließend wird ein QR-Code am Display angezeigt, um die Oti-Bot-App mit dem Roboter zu verbinden.
Die Oti-Bot-App (iOS, Android) verlangt eine Standortfreigabe. Wozu diese benötigt wird, wird vom Hersteller leider nicht näher erläutert. Die App bietet sehr viele Funktionen, weshalb es speziell zu Beginn schwierig ist, den Überblick zu bewahren und eine gewisse Einarbeitungszeit erfordert. Generell bietet die App aber die Modi Steuerung, Spielen und Programmieren an. Programmiert wird der Roboter mit der grafischen Programmieroberfläche Scratch.
Handhabung:
Hardware:
Der Oti-Bot ist robust gebaut und besteht aus Kunststoff. Mit dem Display/Kamera-Element als “Kopf” und dem Unterbau als “Körper” hat der Oti-Bot eine ansatzweise humanoide Form. Mit 25cm Höhe ist er vergleichsweise groß und knapp 2kg schwer. Die Tonausgabe lässt sich auf der Rückseite des Roboters ein- und ausschalten, die Lautstärke kann in der App reguliert werden. Die Bewegungsgeschwindigkeit des Oti-Bot ist vergleichsweise langsam. Über einen Stifthalter auf der Unterseite kann der Roboter durch seine Bewegung auch Linien zeichnen, ein passender Stift liegt aber leider nicht bei. Der Hersteller macht lächerlich genaue Empfehlungsangaben und rät zu einem Stift mit 131-132mm Länge und 11mm Durchmesser. Im Test konnte trotz mehrerer Versuche leider kein passender Stift für die Zeichenfunktion gefunden werden.
Eine Besonderheit des Oti-Bots ist der austauschbare “Bauch” des Roboters. In der Basisvariante verfügt dieser lediglich über die Funktion zu leuchten. Es sind jedoch alternative Bauchelemente mit verschiedenen Funktionen als Zubehör käuflich erhältlich. Der Bauch mit Staplerfunktion wurde ebenfalls getestet, konnte im Test jedoch leider nicht überzeugen. Die Stapelfunktion ist sowohl physisch als auch durch begrenzte Einstellungsmöglichkeiten in der App so limitiert, dass es nicht einmal möglich ist, die drei mitgelieferten Stapelplatten einzeln aufeinander zu stapeln und auch wieder abzubauen.
Software:
Die Oti-Bot-App (iOS, Android) ist vor allem anfangs eher unübersichtlich und benötigt etwas Einarbeitungszeit. Es stehen 3 Grundmodi zur Verfügung:
- Steuerung: direkte Steuerung der Bewegung und weiterer Funktionen, wie z.B. auch der Kamera; dient als Fernsteuerung;
- Spielen: vorgefertigte Scratch-Programme können ausprobiert bzw. genutzt und erweitert werden
- Programmieren: eigene Scratch-Programme können erstellt werden
Bei einem QR-Modus wird die Kamera des Oti-Bot aktiviert. Kleine Kärtchen mit QR-Codes sind im Lieferumfang enthalten. Grafiken darauf sollen andeuten, was für eine Art Programm sich hinter welchem QR-Code verbirgt. Bei manchen QR-Codes zeigt der Oti-Bot eine bestimmte Emotion an, andere starten eine kurze Sprach- oder Videoaufnahme oder zeigen den Batteriestand des Oti-Bots. Alle Funktionen können jedoch auch unkomplizierter direkt in der App angesteuert werden. Darüber hinaus bergen die QR-Code-Kärtchen natürlich die Gefahr, verloren zu gehen.
In einem Lehrassistenz-Modus ist es möglich, die Schüler:innen mittels QR-Codes zu identifizieren und dann entsprechend ihre Arbeiten fotografieren zu lassen. Die Fotos werden dann den entsprechenden Schüler:innen zugeordnet und in einem Ordner am Speichersystem des Roboters gespeichert. Beim Fotografieren ist allerdings zu beachten, dass das Foto im Querformat gemacht wird. Die Daten erhält die Lehrperson dann, indem sie den Roboter an den Computer ansteckt. Der Mehrwert hinter dieser Funktion ist insgesamt eher fraglich, da es sich lediglich um eine vergleichsweise komplexe und unhandliche Möglichkeit zur Digitalisierung der Arbeiten von Schüler:innen handelt.
Pädagogisches Fazit:
Laut Hersteller:innen wird der Oti-Bot für das Alter von 6-12 Jahren empfohlen. Obwohl der Roboter niederschwellige Inhalte aufweist, wie z.B. Emotionen in Form verschiedener Gesichter anzuzeigen, ist die Handhabung der Bedienoberfläche eher komplex. Zusätzlich ist Lesevermögen unbedingt nötig, um sich auf der App-Plattform zurechtzufinden. Mit vorhandener Lesekompetenz und dementsprechender Einführung ist die Benutzung daher eher ab einem Alter von 9-10 Jahren zu empfehlen.
Der Oti-Bot wird ohne pädagogisches Begleitmaterial geliefert. Lediglich auf der Webseite der Hersteller:innen befinden sich kurze Unterrichtsaktivitäten. Diese beinhalten ein Überthema und auch spannende Einleitungs- und Reflexionsfragen, bieten jedoch keine technische Erklärung, welche wichtig ist, um den Roboter für die Unterrichtsideen nutzen zu können.
Der Oti-Bot verfügt über zwei pädagogisch wertvolle Schwerpunkte: Programmieren und soziale Robotik. Da jedes Gefühl von den Nutzer:innen eingegeben bzw. einprogrammiert werden muss, damit der Oti-Bot es ausgibt, lernen Schüler:innen, dass der Roboter keine eigenen Emotionen hat, sondern diese von Menschen programmiert werden. Dies fördert das Verständnis für die Mensch-Computer-Interaktionen und hilft, die Vermenschlichung von Robotern besser einzuordnen.
Für den Einsatz im Unterricht eignet sich vor allem die in der App integrierte Scratch-Oberfläche. Zum Einstieg können die vorgefertigten Scratch-Programme des Roboters genutzt werden, um die blockbasierte Programmiersprache kennenzulernen. Jedoch könnte in diesem Fall die Motivation niedrig sein, den Roboter selbst zu programmieren. Daher sollte die Lehrkraft die Schüler:innen anhalten, den Roboter eigenständig mit Scratch zu programmieren. Hier ist jedoch zu beachten, dass die App keine Schritt-für-Schritt Anleitung für das blockbasierte Programmieren beinhaltet und daher Vorbereitungszeit seitens der Lehrkraft notwendig ist.
Durch die integrierte Programmierfunktion kann der Roboter einige Kompetenzen der Schüler:innen fördern. Zum Beispiel wird die Problemlösekompetenz gestärkt, da die Lernenden durch das Schreiben von Code schrittweise ihr gewünschtes Programm erzielen müssen. Durch die blockbasierte Programmiersprache kann auch das vorausschauende Denken gefördert werden, da sich die Schüler:innen im Vorhinein überlegen müssen, wie der Roboter zum Beispiel ein bestimmtes Muster abfahren kann und welche Befehle es dafür braucht.
Die Kamerafunktion des Oti-Bots eignet sich unserer Ansicht nach nicht für den Unterricht, da diese nicht sinnvoll eingesetzt werden kann. Aufgenommene Bilder können nicht direkt am Roboter angesehen werden, was die Bewertung und Handhabung erschwert. Eine pädagogische Begleitung ist notwendig, um medienkritische Themen, wie das Recht am eigenen Bild und das Recht auf Löschen, zu besprechen. Auch die Gesichtserkennung muss in einen medienkritischen Kontext eingebettet werden, um das Bewusstsein der Schüler:innen für den Umgang mit ihren Bildern zu schärfen.
Auch die Live Feed Funktion, welche technisch einige Mängel aufweist, bietet wenig Mehrwert für den Schulalltag. Um an einer Live Session teilnehmen zu können, müssen die Schüler:innen den QR Code scannen, welcher sich am Bildschirm des Oti-Bots befindet. Da die Schüler:innen dafür physisch in der Klasse anwesend sein müssen, stellt sich die Frage nach der Sinnhaftigkeit des Live Feeds, da so kein remote Unterricht möglich ist. Zudem ist das in der App integrierte Fenster für den Live Feed sehr klein und daher nicht barrierefrei.
Insgesamt ist der Oti-Bot mit einer Vielzahl an Funktionen ausgestattet, von welchen sich aber nur manche für den sinnvollen Einsatz im Unterricht eignen. Das Thema Robotik und Gefühle kann gut durch den Oti-Bot reflektiert werden. Sofern bei den Schüler:innen Programmierkenntnisse über die blockbasierte Programmiersprache vorhanden sind oder die Lehrkraft den Schüler:innen dieses Wissen vermitteln kann, eignet sich auch die integrierte Scratch Oberfläche für die eigenständige Programmierung. Hier sollte jedoch eine Einarbeitungszeit seitens der Lehrkraft und der Schüler:innen eingeplant werden. Die Kamerafunktion bietet aufgrund der unübersichtlichen Handhabung und keiner sofortigen Einsicht auf die gemachten Fotos keinen pädagogischen Mehrwert.